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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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und schaute nachmittags in dessen Büro vorbei. Mackie war ebenso berühmt für seine buschigen weißen Augenbrauen, die offensichtlich seit einem halben Jahrhundert ungehindert sprießen durften, wie für seine Funde in der Olduvai-Schlucht in Tansania in den späten sechziger Jahren. Als Carter ihm kurz Joes Pläne darlegte, das Fossil an die New York University zu schaffen, ragten Mackies Brauen sogar noch weiter in die Höhe als üblich.
    »Er will etwas teilen, das er selbst für bemerkenswert hält? Warum um alles auf der Welt sollte er das tun?«
    »Wir haben schon zuvor zusammengearbeitet, auf Sizilien …«
    »Wo Sie die Knochengrube entdeckt haben.«
    »Ja. Professor Russo war mir eine große Hilfe.«
    »Trotzdem«, sagte Mackie. »In meinen ganzen Jahren in diesem Beruf kann ich die Paläontologen, Anthropologen oder Archäologen an den Fingern einer Hand abzählen, die jemals freiwillig den Ruhm für irgendetwas geteilt hätten. Meiner Erfahrung nach geht es immer nur darum, den Ruhm zu stehlen wo immer es möglich ist, nicht darum, ihn zu teilen.«
    Carter wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Dr. Mackie hatte recht. Jeder, der glaubte, in der akademischen Welt ginge es weniger halsabschneiderisch zu als in der Geschäftswelt, unterlag einem traurigen Irrtum. Das hatte Carter schon früh auf die harte Tour gelernt. Zweimal hatte er sich die Anerkennung für wissenschaftliche Aufsätze mit Professoren teilen müssen, die formal die Ausgrabungen leiteten, an denen er gearbeitet hatte, obwohl die Funde und die Schlussfolgerungen, die er in seinen Berichten daraus gezogen hatte, ganz allein von ihm stammten.
    Dr. Mackie wartete seine Antwort nicht ab. »Natürlich ist es möglich, dass dieser Russo einfach ein ehrlicher Mann und gewissenhafter Wahrheitssucher ist.« Er sagte es, als wollte er damit andeuten, dass an dem ganzen Gerede über die Zahnfee vielleicht doch etwas dran sei. »Aber wenn ich mir diese Laborberichte und die Bilder ansehe, kann er genauso gut auch das Opfer eines Schwindels sein.«
    Ein Schwindel? War es das, worauf Mackie hinauswollte? Carter war verblüfft.
    »Giuseppe Russo ist einer der zuverlässigsten und brillantesten Wissenschaftler, mit denen ich je zusammengearbeitet habe«, sagte Carter.
    »Brillante Männer sind auch zuvor schon hereingelegt worden.«
    »Alle Berichte in dieser Mappe belegen, dass er genauso vorgegangen ist, wie es sich gehört.«
    »Aber sehen Sie sich die Ergebnisse an! Sie haben doch selbst zugegeben, dass sie keinen Sinn ergeben.«
    »Mit Hilfe der richtigen Technik, einer AMS -Analyse zum Beispiel, wird sich das vielleicht ändern.«
    »Darum bitten Sie mich also? Sie wollen mein Okay haben für die Massenspektrometrie, die Laseranalyse, das volle Programm?«
    »Ja. Und noch ein paar andere Sachen.«
    Mackie lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er sagte nicht ja, und er sagte nicht nein, aber als er schließlich fragte: »Und was wollen Sie noch haben?«, wertete Carter das als stillschweigende Einwilligung.
    »Einen Arbeitsraum.«
    »Was gefällt Ihnen nicht am Labor der Biowissenschaft? Dort haben Sie doch alle Privilegien.«
    »Das schon, aber für diese Aufgabe brauche ich absolute Sicherheit und Ungestörtheit.« Er wollte das zwar nicht sagen, aber er musste sicher sein, dass Bill Mitchell dort nicht herumschnüffelte, so wie er es neulich bei den gespendeten Fossilien gemacht hatte. »Außerdem brauche ich Platz, viel Platz. Für die Probe und für die Maschinen, mit denen wir die Tests durchführen.«
    Mackie nickte widerwillig. »Irgendetwas sagt mir, dass Sie auch schon einen Raum im Auge haben.«
    »Stimmt. Im Moment wird er nur als Lagerraum benutzt, direkt hinter der Laderampe vom Bio-Gebäude. Er ist leicht zugänglich, und er liegt im Erdgeschoss, so dass es relativ einfach sein wird, den Felsblock und die Geräte dorthin zu schaffen. Außerdem hat der Raum doppelt gesicherte Stahltüren zur Straße raus.«
    »Ich bezweifle, dass sich irgendjemand mit einer Felsplatte aus dem Staub machen würde, die mehr als eine Tonne wiegt.«
    »Wir sind hier in New York.«
    Selbst Mackie musste grinsen. »Ich will nicht hören, dass Ihr neues Hobby Sie in irgendeiner Weise von Ihren Unterrichtspflichten ablenkt.«
    »Das wird es nicht.«
    »Und ich will auch nicht, dass Ihnen das Ding um die Ohren fliegt.«
    Wenn er wüsste, was er da sagt, dachte Carter. Das einzige Thema, das er gezielt gemieden hatte, war die Explosivität der im Felsen

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