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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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über sein Gesicht und knisterten in seinem Haar. Das Labor erbebte unter der Explosion und warf das Brüllen zurück. Die Deckenscheinwerfer barsten, die Luft war erfüllt von einem dichten Schauer aus zerbrochenem Glas. Ein Hagel aus Scherben und Kiesel ging nieder, Steine schossen wie Gewehrkugeln durchs Labor.
    Russo konnte nicht atmen und kaum etwas sehen. Die Flammen rasten durch den Raum, leckten an den Wänden und Türen, wie wilde Hunde, die sich zu befreien versuchten. In der Luft lag ein feiner schwarzer Staubnebel, der vom pulverisierten Felsen stammte.
    Doch das Labor war nicht dunkel.
    Selbst mit seinen verletzten Augen konnte Russo das Licht erkennen. Ein weißes schimmerndes Licht in der Mitte des Raumes, genau dort, wo sich die Felsplatte befunden hatte. Das Licht schien sich zu bewegen, es schien … eine Gestalt zu formen.
    Er versuchte zu atmen. Der Geruch seiner eigenen schwelenden Kleidung und Haut stieg ihm in die Nase.
    Schwankend erhob sich die Gestalt.
    Mitchell?, dachte er. Nein, das war nichts, was er je zuvor gesehen hätte …
    Sie schien sich auszudehnen, gleich einem Adler, der seine Schwingen ausbreitete.
    War er tot? War dies sein … Hirte?
    Die Gestalt leuchtete wie eine Lichtsäule, und sie bewegte sich. Auf ihn zu.
    Russo blinzelte, aber nichts schien zu geschehen. Waren seine Lider verschwunden? Seine Augen schmerzten, Teile seines Körpers brutzelten immer noch wie ein Steak, das man gerade vom Grill genommen hatte. Seine Hände lagen nutzlos an den Seiten.
    Die Gestalt kam näher. Russo bemühte sich, die brennende Luft einzuatmen. Kämpfte darum, wach zu bleiben. Am Leben.
    Er starrte hinauf in den schwarzen Nebel.
    Die Gestalt schwebte über ihn und musterte ihn. Beschnüffelte ihn.
    Sie war so hell, so glühend heiß, dass Russo sie kaum ansehen konnte, doch ebenso wenig ertrug er die Vorstellung, den Blick abzuwenden.
    Denn es war das Schönste, das er je gesehen hatte.
    Ein Gesicht aus purem Licht. Ein menschliches Gesicht, aber kein Mensch. Perfekt, wunderschön und furchteinflößend. Das Letzte, das er je erblicken würde.
    Du leidest.
    Es waren keine wirklichen Worte, sondern eher ein Gedanke, den Russo wahrnahm, als sei er in seinen Kopf gepflanzt worden.
    Die Gestalt streckte die Hand aus. Eine Hand, keine Klaue, aus purem Licht, berührte seinen Kopf. Es war, als würde ein Eiszapfen über seinen versengten Schädel streichen.
    Leiden ist ein Geschenk Gottes.
    Wieder empfing er diesen Gedanken wie durch Telepathie.
    Die Gestalt erhob sich und begann sich zu entfernen. Russo hatte entsetzliche Angst, sie könnte bleiben, aber zur gleichen Zeit fürchtete er, sie könnte gehen und ihn in diesem Inferno zurücklassen.
    Schimmernd schwebte sie auf die Stahltüren zu, sie wogte und drehte und schlängelte sich … ein strahlendes Licht von der Größe eines Mannes.
    Und dann überwältigte ihn die Höllenqual. Als hätte er seine Kräfte für einen letzten Angriff aufgespart, schwoll der Schmerz in ihm an, und Russo kippte auf den Betonfußboden, zu verbrannt, um auch nur zu schreien.

Zweiter Teil
    15 . Kapitel
    Ironischerweise hatte Carter erst am Sonntagnachmittag, als es Zeit wurde zu packen und in den Mahlstrom der Stadt zurückzukehren, das Gefühl, sich allmählich auf dem Land zu entspannen.
    Joe hatte das ganze Wochenende über nicht angerufen, aber auf der anderen Seite hatte Carter sich auch nicht gemeldet. Am Samstag hatte er sich ein paar Stunden in die detaillierte Beschreibung des Lasers vertieft, bis Beth schließlich darauf bestanden hatte, dass er das Handbuch beiseitelegte und mit ihr einen Spaziergang durch den Wald machte. Abbie und Ben schienen ihren Streit, den sie auf der Fahrt hierher ausgetragen hatten, beigelegt zu haben und luden sie zum Apfelpflücken auf eine nahegelegene Apfelplantage ein. Jetzt hatten sie einen Zentner frische Äpfel, und Carter fragte sich, was um Himmels willen sie damit anfangen sollten.
    Nicht einmal Joe wäre in der Lage, mehr als ein Dutzend davon zu vertilgen.
    Auf dem Rückweg in die Stadt duftete es im Wagen nach Äpfeln und dem Kürbiskuchen, den Abbie und Beth am Morgen gebacken hatten. Ben schaltete das Radio ein, um die Verkehrsmeldungen zu hören. »Solange ich nichts anderes höre«, sagte Ben, »halte ich mich an den Saw Mill River Parkway.«
    Doch zuerst mussten sie eine ganze Reihe von Werbespots über sich ergehen lassen, anschließend den Wetterbericht und mehrere Minuten idiotischen Geplänkels

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