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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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zwischen den beiden überkandidelten und nervtötenden Moderatoren Gary und Gil. Carter achtete nicht auf ihre Betrachtungen über Elvira, die großzügig ausgestattete Herrin der Dunkelheit – »Ich meine, sind diese Brüste wirklich echt? Sie sind seit dreißig Jahren genau an der gleichen Stelle!« Aber dann spitzte er doch die Ohren, als Gil sagte: »Und was ist das für eine verrückte Geschichte mit den New Yorker Kirchenglocken letzte Nacht?«
    »Das ist unheimlich, was?«, klinkte Gary sich ein.
    »Für alle, die immer noch zu verkatert von der Halloweenparty sind, um sich daran zu erinnern, was gestern Abend um genau sechzehn Minuten nach zehn passiert ist: Jede Kirchenglocke in Manhattan …«
    »… und wir meinen
jede
Glocke in jeder Kirche«, mischte sich Gary erneut ein.
    »… hat wie verrückt zu läuten angefangen.«
    »Wie eine Art Warnsignal bei einem Luftangriff«, sagte Gary.
    »Sie kommen! Sie kommen!«, rief Gil.
    »Aber nichts kam, stimmt’s?«
    »Das will ich doch hoffen.«
    »Aber eins sag ich dir, wenn das eine Art Halloweenstreich war …«
    »Was sollte es sonst gewesen sein?«, fragte Gil.
    »… dann haben die Jungs einen erstklassigen Job gemacht, um das alles zu koordinieren. Wie um alles in der Welt schafft man es, jede Kirchenglocke, von der altmodischen Sorte, die immer noch ganz oben in ihrem Turm hängt, bis zu den elektronisch gesteuerten Glockenspielen in Kirchen wie der St. Patrick’s Cathedral, gleichzeitig zum Läuten zu bringen?«
    »Und warum ausgerechnet um sechzehn Minuten nach zehn?«, fragte Gil sich laut. »Ich für meinen Teil hätte ja bis Mitternacht gewartet, wenn ich so etwas geplant hätte.«
    »Ich kann jedenfalls sagen, wenn die Leute, die hinter diesem Halloweentrick stecken, uns jetzt zuhören, ruft uns an unter 1 – 800 - GIL - GARY , und erzählt uns, wie ihr das durchgezogen habt. Echt eine coole Sache!«
    »Total irre.«
    Ben drehte das Radio leiser. »Wetten, dass da dieser Magier dahintersteckt, dieser David Blaine? Der, der schon einmal in einem Eisblock am Times Square gestanden hat?«
    »Aber wenn er nicht sagt, dass er es war«, erwiderte Carter, »was für einen Zweck sollte das Ganze dann haben?«
    »Vielleicht wartet er nur eine Weile, damit es um so geheimnisvoller wirkt?«
    »In dieser Stadt ist das am Dienstag doch schon Schnee von gestern«, warf Abbie ein. »Er sollte sich besser schnell zu erkennen geben.«
    Nach dem Verkehrsbericht ließ Ben das Radio an. Aus der ganzen Stadt riefen Leute an und schalteten sich in die Diskussion um die läutenden Glocken ein. Ein paar von ihnen unterstützten die Theorie vom Halloweenstreich, aber die meisten Anrufer plädierten zu Carters Bestürzung für eine übernatürliche, oder, um es anders zu formulieren, eine
irrationale
Ursache. Ein Typ behauptete, der »Geist des Houdini hat das bewerkstelligt, um zu beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt«, doch die meisten bevorzugten eher traditionelle religiöse Erklärungen. Ein Mitglied der Zeugen Jehovas rief an, um zu erklären, es handele sich um ein Zeichen der bevorstehenden Apokalypse. Ein Pfarrer aus Harlem meldete sich und schlug vor, dass es vielleicht ein Warnsignal für New York sei, »das Sodom und Gomorrha unseres Landes«, um die Stadt von ihrem verderbten Weg abzubringen. Und ein Theologieprofessor von der Columbia-Universität erklärte, dass das Läuten der Kirchenglocken an Halloween ein altes Mittel sei, um Hexen abzuwehren.
    »Früher dachte man«, so fuhr der Professor fort, »dass, wenn die Kirchenglocke läutete, während eine Hexe darüber hinwegflog, der Klang der Glocke sie erledigen würde wie eine Rakete.«
    »Wir müssen also nichts weiter tun«, unterbrach der Moderator Gil ihn, »als in den Straßen nach abgestürzten Hexen Ausschau zu halten?«
    »Nun, das können Sie natürlich gerne machen«, erwiderte der Professor, »aber ich an Ihrer Stelle würde nicht allzu viel Zeit damit verschwenden.«
    »Ich glaube immer noch, dass dieser David Blaine dahintersteckt«, sagte Ben. »Hat jemand was dagegen, wenn ich den Sender wechsle? Mehr von Gary und Gils Affentheater ertrage ich nicht.«
    Niemand erhob Einwände, und Ben drückte ein paar Knöpfe, ehe er den öffentlichen Sender NPR fand.
    Den Rest des Weges in die Stadt hörten sie sich eine Nachrichtensendung an, in der über vernünftigere Themen gesprochen wurde. Sobald sie das West Village erreicht hatten, manövrierten sie durch die verstopften Straßen, bis

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