Das letzte Riff
aus.
Eifrig meldete Sedgemore nach achtern: »Gefechtsklar, Sir!«
Keen löste den Blick von der sich nähernden Fregatte und rief zurück: »Diesmal ging’s schneller, Mr. Sedgemore!«
Die Besatzung war jetzt in kleine Gruppen aufgeteilt, die Männer kannten sich und ihre Aufgaben aus langem Drill. Houston rief: »Signal von
Tybalt
, Sir, bestätigt von
Valkyrie
und
Relentless
: ›Schätze sechs Linienschiffe im Nordwesten.‹«
Keen befahl: »Zwei Strich nach Steuerbord. Neuer Kurs Westnordwest!«
Bolitho mußte nicht überlegen, was Keen vorhatte. Immer wieder hatte er sein Können bewiesen. Aber er hatte gesehen, daß einige Männer an Deck einander anschauten, als suchten sie eine Beschwichtigung ihrer Angst. Also stand es zwei zu eins. Er war solcher Übermacht schon oft begegnet, aber die meisten anderen noch nicht »Bestätigen!«
Die Signalflaggen stiegen hoch und sanken wieder herab, die Rahen wurden angebraßt, und alle drei Schiffe gingen höher an den Wind, wie Keen es befohlen hatte.
Bolitho rief Jenour zu: »Würden Sie bitte mit einem Glas für mich nach oben steigen, Stephen?«
Jenour eilte zu den Wanten und hielt nur kurz an, um zu verstehen, was Bolitho ihm nachrief: »Ich muß es genauer wissen!« Unbewußt berührte er wieder sein Auge, doch sein Gesicht drückte Entschlossenheit aus.
Allday verschränkte die Arme und nickte Tojohns zu, der zu den Booten rannte. Es geht also wirklich los, dachte er und rieb sich die Brust. Als er Bolithos besorgten Blick bemerkte, grinste er. »Nur eine leidige Angewohnheit, Sir Richard.«
Bolitho strengte sich an, um zu verstehen, was Jenour von oben rief: »Von
Tybalt
, Sir: Feind hat nur eine Fregatte als Begleitung!«
Irgendwann würde man den Feind auch von Deck aus sehen können, doch das mochte noch dauern. Bolitho spähte zum Masttopp hinauf, wo sein Wimpel auswehte. Mittag, schätzte er, würde es werden.
Julyan verstärkte seine Mannschaft am Rad, die Seesoldaten liefen aufs Achterdeck und Vorschiff oder kletterten die Webleinen hinauf in die Marsen, von wo aus sie feindliche Offiziere aufs Korn nehmen oder deren Decks mit Drehbassen bestreichen würden.
Andere scharlachrote Uniformen standen an Luken und Leitern. Diese Posten sollten verhindern, daß sich kopflose, ängstliche Männer unter Deck flüchten. Notfalls hatten sie diese zu töten, um den Kampfgeist aller anderen aufrecht zu halten.
Bolitho hörte Julyan sagen: »Wenn der Wind nicht rückdreht, sind die anderen im Vorteil, Sir.«
Keen nickte. Das hatte er alles schon bedacht.
Die Brise war frisch und schien durchstehen zu wollen. Falls der Feind von Luv kam, konnte er möglicherweise seine Kanonen im Unterdeck nicht einsetzen, weil dann sofort die Seen durch die offenen Stückpforten rauschen würden.
Black Prince
hatte in dieser Situation einen Vorteil: Der Druck auf die Segel würde das Schiff so krängen lassen, daß alle, auch die schwersten Kanonen unten, feuern konnten.
Ein kleiner Vorteil nur. Bolitho trat an die Finknetze und richtete sein Teleskop wieder aus. Die bemalten Ornamente der
Relentless
leuchteten im wäßrigen Sonnenschein.
Valkyrie
stand in Luv. Darüber war er froh, denn er kannte Flippance, der würde nun als erster mit dem Feind in Berührung kommen und den Kampf beginnen.
Also hatten sie nur eine Fregatte dabei. Insgeheim war er überzeugt, daß es die war, die sie auf dem Weg über den Atlantik gesehen hatten und die Owen als holländisch bezeichnet hatte. Die anderen Schiffe mußten während des schlechten Wetters oder früher durch die Blockade geschlüpft sein. Beim zweiten Angriff auf Kopenhagen waren einige Schiffe aus französischen Häfen ausgebrochen, und noch nicht alle davon waren gefunden oder in Gefechte verwickelt worden. Sie kamen wahrscheinlich aus verschiedenen Häfen, und ihre Kommandanten hatten noch nie zusammen gekämpft. Der Mann, der solch ein gemischtes Geschwader kommandierte, mußte schnell reagieren können.
Der nächste Gedanke traf Bolitho wie ein Fausthieb. Warum hatte er nicht längst daran gedacht? Ein französischer Flaggoffizier übertraf alle anderen. Als sie einander hier zum ersten Mal begegnet waren, hatte er als junger Kommandant eine Fregatte befehligt. Eine Stimme schien sich aus der Vergangenheit zu melden: Fregattenkapitän damals, Flaggoffizier heute. Er hatte das Blutbad jener Jahre überlebt, ein brillanter Mann, der ganz sicher den Stolz der Flotte wieder aufzurichten verstand, nachdem er bei Abukir
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