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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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blitzte in Owens Blick auf. Boote aussetzen, das hieß gefechtsklar machen.
    »Behalten Sie das aber noch für sich, Mr. Owen.« Keen drehte sich um, weil Sedgemore herbeieilte.
    »Ich habe eben etwas von Boote aussetzen gehört, Sir?«
    »Dann wissen Sie auch, warum.«
    »Aber die See ist doch völlig leer, Sir!«
    »Wir wissen, daß der Angriff auf Martinique jeden Augenblick beginnen kann, falls sich das Wetter hält, spätestens aber in zwei Tagen. Wenn ich der französische Befehlshaber wäre und genug Schiffe und Männer zur Verfügung hätte, würde ich die englische Basis angreifen – Antigua zum Beispiel. Wird Antigua genommen, ist unsere Flotte wie ein Huhn ohne Kopf.«
    Sedgemore sah auf die Stelle an Deck nieder, wo sein Vorgänger Cazalet gefallen war. Weiße, fleckenlose Planken, alles war so wie immer. Er konnte sich kaum vorstellen, daß hier die Hölle geherrscht hatte. Und wieder herrschen würde.
    Nachdenklich sagte er: »Und wenn wir vorher auf sie stoßen – ich meine, ohne Verstärkung?«
    »Dann werden wir kämpfen wie nie zuvor. Hier ist die See endlos tief, eine schwarze Höhle. Keine Alternative für uns. Also werden wir kämpfen.«
    Sedgemore verließ ihn schnell, um sich abzulenken.
    »
Relentless
ist auf ihrer Station, Sir!«
    Keen ging nach Luv und beobachtete
Valkyrie
auf ihrem Weg zur Kimm, um die Dwarslinie zu vollenden. Dann sah er Allday nach achtern kommen und fragte: »Na, wieder Erinnerungen?«
    Allday kniff die Augen zusammen und grinste schief. »Bald noch ein paar mehr, Sir.« Damit verschwand er unter Deck in der großen Achterkajüte, weil er spürte, daß er dort gebraucht wurde.
    Keen wandte sich an den Wachoffizier: »Ich gehe nach unten, Mr. Joyce. Holen Sie mich bei acht Glasen, damit wir dann unsere Mittagshöhen vergleichen können.« Er dachte nach. »Oder früher, wenn es sein muß.«
    Joyce lächelte. Er war mit Kommandanten gefahren, die zu wecken niemand gewagt hätte, selbst wenn das Schiff auseinanderbrach. Zu seinem Midshipman sagte Joyce: »Merken Sie sich alles, was Sie sehen und hören, Mr. De Courcy. Es wird Ihnen sehr nützen für den unwahrscheinlichen Fall, daß Sie lange genug am Leben bleiben, um ein eigenes Schiff zu führen.«
    Der Midshipman, gerade fünfzehn Jahre alt, ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Sein Vater war Konteradmiral, ebenso wie einst sein Großvater. »Aye, aye, Sir. Ich werde mir alles einprägen.«
    Kurz nach dem Sonnenschießen und den gemurmelten Vergleichen und Berechnungen am Kartentisch überquerte die
Black Prince
mit ihren zwei Begleitschiffen den achtzehnten Breitengrad und ging auf Kurs West.
    Leutnant Stephen Jenour fiel Ozzards enttäuschtes Gesicht auf, als er ihm vor der Admiralskajüte begegnete. Der schmächtige Mann trug Bolithos Frühstück wieder weg, obwohl es das war, was er auf See sonst am liebsten aß. Eine Scheibe fettes Schweinefleisch, hellbraun in Zwiebackkrümeln ausgebacken, und dazu auf einem zweiten Schiffszwieback schwarzen Sirup. Das alles ging unberührt zurück, nur die Kaffeetasse war leer.
    Drinnen sah Jenour, daß Allday Bolithos alten Degen mit dem Poliertuch bearbeitete, wie wohl schon einige tausend Male zuvor. Er schaute durch die salzbespritzten Heckfenster auf die See hinaus. Selbst im schwachen Morgenlicht war der Blick atemberaubend. Die Kimm im Osten errötete, die unruhige See zeigte milchweiße Kämme unter dem ständigen Preß des Windes, Vögel glitten durch die Luft, warteten kreisend auf Abfälle oder stürzten sich ins Wasser, wenn ein Fisch zu springen wagte.
    Jenour sah Bolitho auf der Heckbank sitzen, ein Bein hochgezogen, das Kinn aufs Knie gestützt. Die schwere Uniformjacke und der Hut lagen auf einem Stuhl wie das Kostüm eines Schauspielers, der auf seinen Auftritt wartete.
    Jenour wünschte, er hätte Zeit für eine Skizze. Aber nie fand er die Muße, solche privaten Augenblicke festzuhalten.
    Bolitho schaute zu ihm herüber. »Sehen Sie sich die Vögel an, Stephen. Wenn wir nur wüßten, was sie auf ihrem Flug zwischen den Inseln entdeckt haben. Vielleicht gar nichts? Falls ich mich diesmal irre, brauchen wir selbst bei günstigem Wind mehrere Tage. für die Rückreise, um woanders zu suchen.«
    »Die
Relentless
steht querab genau auf Position, Sir Richard«, meldete Jenour.
    Weit vor dem tanzenden Bugspriet der
Black Prince
lagen die Inseln sicher noch im Dunkeln. Aber die steigende Sonne würde bald auch sie erreichen.
    »Was macht Kapitän

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