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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Stelle, von der sie hartnäckig behauptete, dort habe sich ein Rettungsring eingenistet, und gab ihm einen Kuss.
    Er strich durch ihre dunkelbraunen Locken und kräuselte sie sanft um seine Finger. Er sog den Duft von Rosen ein, der auf ihren Haaren lag. Es beruhigte ihn ein wenig.
    »Geht es um Kurt?«, fragte sie.
    Pandera nickte. »Ich weiß nicht, wie ich das ohne ihn schaffen soll.«
    »Vielleicht überlegt Edeling es sich ja noch mal …«
    »Der? Nie im Leben«, entgegnete Pandera. »Kurt hat ihm die Nase gebrochen! Dem Polizeichef! Vor fünf Kollegen. Edeling kann es sich gar nicht leisten nachzugeben.«
    »Gestern hast du deinen Chef noch nicht verteidigt.«
    Pandera seufzte. »Mir liegt auch fern, diesen Idioten zu verteidigen. Kurt hat das Richtige getan … aber … Er war der einzige Kollege, zu dem ich Vertrauen hatte, mit dem ich klargekommen bin. Für die anderen bin ich doch nur der spanische Latin Lover.«
    Jackie zwinkerte ihm zu. »Davon hab ich noch gar nichts mitbekommen.«
    »Für einen Kommissar der Mordkommission ist das nun wirklich kein Lob.«
    »Du bist genauso Schweizer wie die«, sagte sie. »Und das nicht nur, weil es in deinem Pass steht.« Sie nahm seine Hand und strich darüber. »Das gibt sich schon noch. Schließlich bist du der Neue, und die anderen sind schon ewig dabei. Außerdem ist jetzt Wochenende.«
    Er versuchte ein Lächeln. Es misslang ihm.
    »Wollen wir wieder schlafen gehen?«
    Er nickte, hob sie hoch und trug sie ins Bett. Wie jeden Abend seit ihrer Hochzeitsnacht. Sie hatten einfach nicht damit aufhören können. Es war ihr kleines Geheimnis. Niemand wusste davon, nicht einmal Lara und Ben. Es war ein Ritual geworden, das zum Schlafengehen dazugehörte. Ihre Locken in seinem Gesicht, der Duft nach Rosen, ihre zarte Haut. Das war Glück.
    Normalerweise.
    »Mach dir nicht so viele Gedanken«, flüsterte sie, nachdem er sie aufs Bett gelegt hatte. Wie auf Knopfdruck schlief sie ein.
    Pandera legte sich neben sie und versuchte, an nichts zu denken.
    Natürlich gelang es ihm nicht. Kurt Sanders Entlassung ging ihm nicht aus dem Kopf. Was hat der sich nur dabei gedacht? War es mutig gewesen? Oder einfach nur unendlich dumm? Mutig , beschloss Pandera, auch wenn er darunter zu leiden hatte.
    Gerade als der Schlaf ihn endlich holen wollte, begann sein Handy zu klingeln, laut und schrill. Pandera griff blind danach und drückte die Taste für die Rufannahme.
    »Wir haben einen Vorfall im Science-Park«, hörte er eine weibliche Stimme. Die Frau aus der Zentrale war schlecht zu verstehen. Er stand auf und ging zur Tür des Schlafzimmers, dort war der Empfang am besten. »Was ist passiert?«
    Die Antwort bestand aus einem Rauschen, unterbrochen von den Worten Science-Park , tot und noch nicht identifiziert .
    »Wie lautet die Adresse?«
    »Hochbergerstrasse 60, Basel-Kleinh …« Der Rest ging im Rauschen unter.
    »Wer ist noch informiert?«
    Wieder nur Rauschen. »Krr … krrch … unterwegs …«
    »Ich komme sofort«, sagte Pandera und legte auf.
    »Was ist?«, fragte Jackie.
    Sie blickte ihn aus verschlafenen Augen an.
    »Tut mir leid, ich muss los. Ein Mordfall.«
    Jackie seufzte. »Also wieder ein Sonntag ohne dich«, sagte sie. »Die Kinder haben sich so auf dich gefreut. Und ich auch.«
    Er ging zu ihr, beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn. »Ich weiß. Ich mache es wieder gut.«
    Pandera ließ die Jeans liegen und nahm stattdessen den schwarzen Anzug, den er am Freitag aus der Näherei geholt hatte. So eine Runderneuerung täte mir auch gut , dachte er, wird ja auch Zeit nach dreißig Jahren. Er ignorierte sein Spiegelbild im Badezimmerspiegel so gut es ging, schmiss sich kaltes Wasser ins Gesicht und fuhr sich mit der nassen Handfläche über die Bartstoppeln. Das musste reichen. Dann zog er sich an.
    Er ging zu seinem Seat, öffnete mit der Fernbedienung das Garagentor, setzte sich hinters Steuer und startete den Motor. Langsam fuhr er auf die Straße und gab dann Gas.
    Er bemerkte nicht, dass es schon dämmerte, und er bemerkte nicht, dass die Vögel laut zwitscherten. Er sah auch nicht den alten Mann, der die Zeitungen austrug. Er hatte nur einen einzigen Gedanken. Wie soll ich das ohne Kurt nur schaffen?

3
    Schon von Weitem entdeckte Pandera den lang gezogenen Quader des Basler Science-Parks. Jedes der sechs Stockwerke war in der unteren Hälfte mit einer Welle aus Beton verkleidet, in der oberen mit einer aus spiegelndem Glas. In einigen Büros

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