Das Licht, das toetet
seinem Freund zu. „Kaffee ist durch … Und wie geht’s deiner Wunde?“
Bpm schob sein T-Shirt hoch. „Blutet nicht mehr und sieht gut aus.“
Behutsam kontrollierte Ian den Verband. Gestern hatte die Wunde noch genässt, aber heute schien es, als verheile der Schnitt bereits. Doch er musste feststellen, dass Bpm trotz des Schlafs müde und krank aussah. Seine linke Wange, mit der er auf den Asphalt gefallen war, war noch immer nicht abgeschwollen und auf seinem linken Knie prangte ein großer blauer Fleck. Unter seinem T-Shirt zeichnete sich die Mullbinde ab, die Ian über die Kompresse gebunden hatte. Sein lockiges Haar sah staubig aus, obwohl er es gestern im See gewaschen hatte. Ian musste sich eingestehen, dass von dem coolen Bpm mit seinem abgetragenen Parka, der stilvollen und protzigen Brille und den lässigen Docs kaum noch etwas übrig geblieben war. Sein Freund schien mit einem Schlag um Jahre gealtert zu sein.
Die Jungen machten sich notdürftig frisch und Ian versuchte noch einmal, den Bollerofen zu entfachen, um ihren Toast zu rösten. Da er aber nur die Kochnische einnebelte, packte Bpm die Scheiben kurzerhand auf die heiße Platte der Kaffeemaschine.
Nachdem sie gefrühstückt hatten, räumte Ian die beiden Kartons wieder ein. Er konnte sie nicht mitnehmen, wollte sie aber auch nicht in der Hütte liegen lassen oder auf den Boden zurückstellen. Aus einem inneren Verlangen heraus wollte er nicht, dass Dr. Stratton sie durchsuchen konnte. Sie schütteten alle Briefe und Fotoalben in einen Müllbeutel, den sie gegenüber der Götterstatuen unter einer alten Eiche vergruben. Ein wenig tat es Ian leid, die Sachen seines Vaters zu beerdigen, doch er schwor sich, zurückzukommen und die Erinnerungsstücke zu holen.
Er klappte sein Skizzenbuch zu und schob es zusammen mit zwei Flaschen Mineralwasser und ein paar Broten in den Rucksack. Die zwei Filme legte Ian obenauf, den verschimmelten Film warf er in den Mülleimer. Als letztes beseitigten Ian und Bpm, so gut es ging, alle Spuren ihres Besuchs. Auch die Tücher breiteten sie wieder über die Möbel.
„Gut, nehmen wir das Boot zum Bauernhof.“ Ian band sich seine Bikerjacke um und warf sich seinen Rucksack über die Schulter.
„Du willst wirklich nach New York fliegen?“
„Wir fliegen rüber und fahren nach Long Island. Ja“, antwortete er knapp. Er wollte sich abwenden und zum Steg gehen, als Bpm ihn am Arm fasste.
„Woher weißt du, dass es dein Großvater war, der Thomas das Bilderrätsel geschickt hat? Woher weißt du, dass es keine Falle ist? Für deinen Vater und jetzt für uns.“
„Nach all den Jahren? … Ich glaube, dass Harvey Douglas Boroughs wollte, dass sein Sohn ihn findet. Er hat ihm dieses Bilderrätsel und die Taschenuhr hinterlassen. Doch aus irgendeinem Grund hat mein Vater sich nie auf die Reise gemacht.“
Zuversichtlich lächelte er seinen Freund an und dachte: Er hat sich nie auf die Suche gemacht, aber ich werde es für meinen Vater tun. Dank Zachary bin ich mir ziemlich sicher, dass Harvey Douglas noch lebt. Mein Großvater hat die Antworten. Auf die Visionen, die Geister, die Aliens. Er ist Patient 5. Er kennt die Lösung des Rätsels. Er weiß, wieso sie ihn suchen. Es ist meine Bestimmung, ihn zu finden, bevor es der Cowboy und sein durchgeknallter Freund tun.
„Du willst wirklich wegen zwei Bildchen ein paar tausend Meilen fliegen?“, holte Bpm ihn zurück in die Wirklichkeit.
Statt einer Antwort zückte Ian die Taschenuhr und hielt sie Bpm hin.
Seelen in Flammen. Zeit in Unruh.
„Die Bilder sind eindeutig eine Nachricht, Bpm.“ Ian zog seinen Rucksack fest und sah auf den See hinaus. „H. D. Boroughs lebt noch. Ich habe mich aufgemacht, die Geister zu vernichten, und mein Großvater ist der Einzige, der mir dabei helfen kann.“
Bpm schwieg.
Dies, dachte Ian, war erst der Beginn der Reise. Diese Tage, die ihm vorkamen wie ein einziger, sie waren die Tage der Fragen. Nun wurde es Zeit für die Stunde der Antworten. Nach Southend-on-Sea zurückzukehren war ihm unmöglich. Nicht nur der beiden Killer wegen war der kleine Ort kein sicherer Hafen mehr. Die Stadt am Meer mit ihrem Schachbrett aus Giebeln und ihren immergleichen Häusern in immergleichen Straßen, in immergleichen Farben, war nicht mehr seine Heimat.
Ian hatte seiner Welt, hatte den ewiggleichen Tagen hinter den verrosteten Karussells, den ewiggleichen Zeichnungen an seinem Schreibtisch, den ewiggleichen Diskussionen mit Peter,
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