Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Licht, das toetet

Titel: Das Licht, das toetet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
Vom Netzwerk:
Was wollen Sie von uns?“, stammelte Ian, doch der Kerl packte ihn mit einem Ruck am Hals. Mühelos schleuderte er Ian herum und drückte ihn gegen die Rollläden eines Friseursalons. Die Gasse war menschenleer. Ein paar verrostete Laternen warfen Licht auf die parkenden Autos, eine Baugrube und die verrammelten Fronten der Geschäfte. Zwei Katzen hockten auf den Absperrungen, die Bauarbeiter aufgestellt hatten, damit niemand in das Loch fiel.
    Ian stöhnte auf und schnappte nach Luft. Einige Seiten von Wesleys Kopien rutschten aus seinem Rucksack, den er in der Eile nicht geschlossen hatte.
    Ian blieb die Luft weg. Er wollte schreien, aber es kam kein Ton heraus.
    „Was suchst du hier?“, fuhr der Mann ihn an. „Was hat der Typ dir erzählt? Wer ist das? Wo ist Patient 5?“
    Ian verstand kein Wort. Keuchend wollte er antworten, aber der Kerl drückte seinen Hals zu. „Ich kann ni… atmen.“ Endlich ließ der Typ locker. Aus dem Augenwinkel sah Ian, wie Wesley ihn starr vor Angst beobachtete. Todsicher war er davon ausgegangen, dass die Männer ihn suchten, doch nun interessierte sich keiner für ihn. Obwohl er hätte wegrennen können, stand Wesley wie angewurzelt da und blickte mit schreckgeweiteten Augen die Männer an.
    Wutentbrannt knallte der Fremde Ians Kopf gegen die Rollläden. Das Scheppern ließ die Katzen flüchten. „Wo ist Nummer 5?“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, presste Ian hervor. „Was für eine 5?“ Obwohl seine Schläfe blutete, spürte er vor Aufregung keinen Schmerz. Panik erfüllte ihn, als sein Blick von Wesley zu Bpm glitt. Die massige Schulter des Mannes versperrte ihm die Sicht, doch er sah, dass Bpm sich noch immer vor Schmerzen krümmte. Sein Kopf lag auf dem Asphalt neben den Stiefeln des Blonden, der ungerührt auf ihn herabblickte. Dunkel glitzerte Blut auf dem Teer.
    „Harvey Douglas Boroughs. Patient 5“, fuhr ihn der Hüne an.
    Verwirrt blinzelte Ian. Ein Magenschwinger hätte ihn nicht weniger umgeworfen. „Mein Großvat-“
    Weiter kam Ian nicht, denn der Mann drückte ihn mit voller Wucht gegen die Eisenlamellen. „Wo ist er?“
    „Er ist tot.“
    „Der verarscht uns, Zachary“, stellte der Junge knapp fest.
    Wieder warf der Mann seinem Partner einen bösen Blick zu – weil der seinen Namen genannt hatte?
    „Gib endlich zu, dass du Kontakt mit ihm hast“, knurrte der Mann namens Zachary und schüttelte Ian grob.
    Was wollten sie von ihm? Wie kamen sie darauf? Sein Blick fiel auf Bpm. War da noch mehr Blut? Vergeblich versuchte er, sich zu befreien. „Nein! Ich hab keinen … Er … er ist verschwunden“, rief Ian verzweifelt.
    „Untergetaucht, meinst du. Wo versteckt er sich?“
    „Ich … Ich weiß es nicht!“, schrie er den Mann an.
    „Hat er dir eine Nachricht geschickt? Hat er dir gesagt, du sollst in die Villa fahren? Hat er dir von Bentwater erzählt?“
    „Nein.“ Ian sah dem Kerl direkt ins Gesicht. Er hatte immer geglaubt, die Augen eines Killers seien kalt oder stumpf, aber diese Augen waren voller Feuer, voller Zorn. Was immer für diesen Mann auf dem Spiel stand, er war bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
    „Du verarschst uns!“, zischte der Killer und zerrte Ian zu Bpm. Er langte absichtlich in die Blutlache, um Ian dann seine große, blutbefleckte Hand ins Gesicht zu pressen.
    „Du Scheißer willst mich verschaukeln, ja? Nur Nummer 5 kann sie sehen. Es gibt nur einen, der sie sieht! Er hat dich informiert. Darum bist du abgehauen!“
    Ian würgte. Er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    Der Kerl hob die Faust zu einem weiteren Schlag.
    „Ich weiß nicht, wo er ist! Was hat mein Großvater mit den Geistern zu tun?“
    Mit einem Mal hielt der Mann inne. Er musterte Ian und schien nur langsam zu begreifen. „Was hast du gesagt?“
    „Die Geister! Diese Wesen, die alles verbrennen! Was hat er damit –?“ Ian brach ab, denn mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er zu viel verraten hatte. Er sah es im Blick des Mannes, der ihn mit einer Mischung aus Erkenntnis und Sorge betrachtete. Es war ein Ausdruck, über den Ian sicher geschmunzelt hätte, wenn sie sich unter anderen Umständen begegnet wären.
    „Du kannst sie auch sehen“, raunte der Fremde und packte wieder fester zu. „Du siehst sie auch. Es ist erblich.“
    Er befahl dem Blonden, sich um die drei zu kümmern. „Pack sie alle ein. Zeit für deine Spritzen.“ Mit lockerem Schwung packte Zachary Ian am Rucksack und riss ihn herum.
    Ein Grinsen machte sich

Weitere Kostenlose Bücher