Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
der Nähe eines schmalen Sandweges anlehnen und in einem Steckrübenfeld nächtigen, ebenso wie die sechs verwilderten Hühner, die hier lebten. Unsere kleine Familie nahm dabei die Koffer und Rucksäcke als Kopfstütze zum Schlafen, legte zunächst eine Plastikfolie und dann mehrere Decken darüber und dann deckte man sich noch mit Mänteln und Jacken zu, gut verborgen hinter drei großen Holunderbüschen.
Kapitel 2
Kleine Kinder sind meistens früher auf den Beinen als Erwachsene, eigentlich auch Katzen. Doch Munk musste sich erst einmal von einer Auseinandersetzung mit einem großen, getigerten Kater erholen. Zwar waren Julchen und Tobias leise, als sie im Morgengrauen „Hühner fangen“ quer durchs Rübenfeld spielten, doch dann hatte Julchen plötzlich etwas im Gebüsch entdeckt, auf das sie Tobias unbedingt aufmerksam machen musste.
„Du Tobi, duhuuu?“ quiekte sie ziemlich aufgeregt mit ihrem hellen Stimmchen.
„Ja?“ fragte er zurück und wendete sich um, denn er war in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.
„Du aber, duhuuu?“ rief sie noch aufgeregter.
„Ja?“ Er seufzte und kam näher. „Was gibt’s?“
„Du Tobi, Tobiiii?“ Sie klatschte jetzt vor lauter Aufregung in ihre Händchen.
„Ja!“ fauchte er und kam jetzt gerannt. „Was is’ denn los?“
„Na … da!“ ächzte sie glücklich. „Und da!“ Sie wies mit dem Finger darauf.
Aber er konnte noch immer nichts Besonderes im hohen Gras zwischen den Steckrübenblättern entdecken,
„Ich sehe nichts!“ sagte er sehr wahrheitsgemäß.
Sie schluckte. „Aber da is’ doch eins!“ rief sie tief enttäuscht, weil er es nicht fand, und sie beugte sich hinunter. „Und, und, und …“
Er seufzte abermals. „He, sag’ doch endlich mal, was ich suchen soll!“
„Na, da is es doch … oh … ooooh … da is ja noch eins, ja … jaahhh … und da auuch!“ Sie kicherte jetzt glucksend in sich hinein.
„Verfick …!“ aber dann sah es Tobias auch. Er bückte sich, nahm es in die Hand und sein Herz hüpfte ebenso wie Julchens. Es war ein nahrhaftes und daher auch sehr wertvolles Hühnerei. Er roch daran - und es war frisch! Der Zufall wollte es. Hier lagen vier äußerst leckere Hühnereier! Julchen hatte das Nest einer der Wildhennen entdeckt. Die Spucke lief ihnen vor Appetit im Munde zusammen, als sie die Eier aufhoben.
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Es wurde zwar ein sehr schönes Frühstück, nachdem Margrit die Eier feierlich in einer Blechdose mit Wasser über dem Feuer gekocht hatte, aber die Fahrräder waren weg. Zwei Bauernjungen hatten die Freude und daher auch Unachtsamkeit der kleinen Familie ausgenutzt, die Schlösser schnell geknackt und sich in die Sättel geschwungen. Man konnte sie zu Fuß nicht mehr einholen, ihnen nur noch verzweifelt hinterher schimpfen. Die tapferen vier ergriffen schließlich ihre schweren Sachen und buckelten die bis zur Bushaltestelle. Sie waren so langsam, dass für Munk unterwegs noch genügend Zeit blieb, zwei fette Brummer und einen Engerling zu verspeisen.
Sie hatten das große Glück, schon nach fünf Minuten einen der äußerst seltenen Busse zu erwischen. Natürlich mussten sie den Schaffner reichlich bezahlen. Margrit opferte hierfür unter anderem ihre recht gut erhaltene Strickjacke, da der Bußfahrer jammerte, sein Leben zu riskieren, indem er nun eigentlich viel zu viele Leute im Bus hätte und sich daher die Gefahr erhöhe, auf dem Weg nach Würzburg von Hajeps abgefangen zu werden, die bekanntlich größere Menschengruppen überfielen und er wollte ihre gesamte Nahrung.
Diese Busfahrt lohnte sich für unsere Familie nicht nur wegen des schweren Gepäcks. Sie hatten auch keinen Stadtplan und hätten in der großen Stadt nach der richtigen Straße und Nummer suchen müssen, um Muttchens Bekannte zu finden, die sie aufnehmen wollten. Leider konnten diese sie nicht abholen, denn das Paar war nicht so recht auf dem Posten, wie es damals in deren Brief geheißen hatte.
Als es für einen Moment etwas leerer im Bus geworden war, stiegen plötzlich ein paar Leute ein, die Tobias sofort vertraut vorkamen.
„Dieterchen!“ kreischte er plötzlich los und die Augen glänzten feucht, während er vor lauter Freude laut zu lachen begann. Dieter schluchzte hemmungslos, als er Tobias und Julchen wiedererkannte und dann quetschten sich die Kinder an den Fahrgästen vorbei und fielen einander in die Arme. Annegret war natürlich gleichsam in Tränen aufgelöst, kaum dass sie Margrit und
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