Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)
Finger aus den Ohren.
„Ja, hab’ ich! Wieso fragst du?“ Wenn er ehrlich war, langweilte ihn die komische Hartgummikugel schon seit einem ganzen Weilchen. Vielleicht lag das auch daran, weil ihm bisher kaum Kinder begegnet waren, die mit ihm Murmeln hatten spielen wollen. Es hatte auch niemanden gegeben, der ihn wegen dieser prächtigen Kugel bewundert hätte. Deswegen fragte er gleich: „Und was is’ mit dem Flutschi? Hast du den noch?“
„Schscht, leise Mann!“ Tobias zog den Schnodder in der Nase hoch und sagte feierlich: „Is doch ein Geheimnis, du Hirni!“
„Ach so – tschuldigung!“
„Klar hat er ihn!“ entgegnete jedoch Julchen kess anstelle von Tobias.
„Und ich … ich hab auch was“, setzte sie sogleich dahinter, „nämlich was gefunden.“ Sie versuchte ebenfalls, den Schnodder in der Nase hochzuziehen, aber das gelang ihr nicht so recht. „Nämlich einen richtigen Nageklack!“
Tobias warf ihr einen ziemlich gehässigen Blick zu. „Erstens hast du den gar nich gefunden sondern ich und zweitens, das heißt nich’ Nageklack, du Tussi, und drittens gehört der jetzt Mama!“ schimpfte er, erbost, dass sie sich in Männergespräche einmischte.
„Ach so!“ meinte Julchen kleinlaut.
„Ich geb’ dir den Blaui zurück, wenn du den gegen was anderes tauschst!“ ging Dieterchen ohne Umwege gleich aufs Ziel zu.
„Was … was willst du von mir dafür haben?“ krächzte Tobias mit belegter Stimme, kaum, dass Dieter den herrlichen Knuddelball aus seiner Umhängetasche hervorgeholt hatte und ihm entgegen hielt. Tobias schluckte, denn ihm war in diesem Moment klar geworden, wie sehr er schon die ganze Zeit seinen besten Freund, seinen guten, treuen Blaui vermisst hatte. Ja, wie hatte er sich eigentlich von diesem trennen können?
Dieterchen sah, was sich so alles in Tobias Gesicht abspielte und machte ganz kleine, boshafte Augen. „Ich will dafür aber den Flutschi haben!“ sagte er scharf.
„Gerade den?“ ächzte Tobias. „Ich meine … willst du nich lieber was anderes dafür?“
„Nein!“ Dieses Wort hatte wie ein Peitschenknall geklungen und Tobias fuhr auch so zusammen, als hätte man ihm was übergezogen.
„Naaaa gut!“ Tobias bückte sich schweren Herzens und griff in seinen Rucksack, den er vor sich auf den Boden gestellt hatte. „Ich muss ihn aber erst suchen … dauert ‘n bisschen, ohne Scheiß!“
Dieterchen nickte großmütig. Er war zufrieden mit sich, denn was konnte man schon Großartiges mit solch einer dämlichen Kugel anfangen. Der Flutschi hingegen wirbelte nur so durchs Gras, wenn man ihn ankickste. Er konnte fliegen, durchs Wasser sausen, und er kam immer zu seinem Herrn zurück. Dieter schmunzelte in sich hinein, während er all diese Vorstellungen hatte.
Julchen sah dies und zog ihre kleine Stirne kraus.
„Hier!“ sagte Tobias schließlich und keuchte. Er hob etwas Rundes, Braunes und leicht Glänzendes in seinem Rucksack in die Höhe. „Er … er ist heute etwas schwer!“
„Heute? Is er nich immer gleich schwer?“ fragte Dieterchen verdutzt.
„Weiß auch nich … kommt mir viel schwerer vor, ganz ohne Scheiß!“
„Vielleicht … vielleicht will er ja auch nich raus aus dem Sack!“ piepste Julchen und mischte sich somit schon wieder ein.
„Stümmt!“ gab Tobias ungern zu. „Aber ich schaff` das schon! Uuups … ich will den Blaui und nich dich!“ fauchte er plötzlich das Ding zornig an. „Gehorche! So! Halt schon still, du scheiß schweres Glitschding!“
„Du, Dietercheeeen?“ fragte Julchen abermals mit ihrem quietschigen Stimmchen.
„Ja? Gott is’ der schön!“ jubelte Dieter, als Tobias den herrlichen schimmernden Metallkern endlich aus dem Rucksack hinaus hatte und ihm in die Hand legte. „Der … der is aber gar nich schwer! Ganz leicht is’ der!“ rief er verdutzt.
„Ja, das is’ er auch manchmal!“ bestätigte Tobias. „Mal is’ er eben so und mal is er so! Wie er grad gelaunt ist. “ Er zuckte mit den Achseln.
„Egal, hier hast du dafür deinen Blaui.“ Dieterchen übergab Tobias die Kugel mit feierlicher Miene und der seufzte erleichtert.
„Endlich bist du wieder mein!“ wisperte er seinem Knuddelbällchen zärtlich zu. Ach, nur schwer konnte Tobias sich beherrschen, der Kugel nicht noch einen dicken Schmatzer zu geben.
„Du, Dieterchen, duhuuu?“ fragte Julchen trotzdem hartnäckig weiter
„Jaah?“ Behutsam tasteten Dieters Finger die feine Gravur ab. Er schnalzte voller Anerkennung
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