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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Haus verkauft ist, hat sie keine Bleibe mehr.. »Emmies Steuern sind bezahlt. Es gibt keine Versteigerung, hast du verstanden?«
    Weaver sah mich lange an. »Nein, hab ich nicht.«
    Â»Das wirst du schon noch.«
    Â»Mattie …«
    Â»Leb wohl, Weaver. Ich muß gehen. Jetzt gleich. Bevor die Köchin aufsteht.«
    Weaver beugt sich hinunter und hebt das Geld auf. Dann packt er mich und umarmt mich so fest, als wolle er mich erdrücken. Ich erwidere seine Umarmung und versuche, ein wenig von seiner Stärke und Furchtlosigkeit auf mich übergehen zu lassen.
    Â»Warum, Matt? Warum gehst du
jetzt?«
fragt er.
    Ich sehe zum Glenmore hinüber. In einem kleinen Zimmer neben dem Empfangsraum kann ich ein kleines Licht leuchten sehen. »Weil Grace es nicht kann«, antworte ich ihm.
    Wir lassen uns los. Tränen stehen in seinen Augen.
    Â»Nicht, Weaver. Sonst schaff ich’s nicht. Sonst lauf ich gleich zurück, zieh meine Schürze an, und das war’s dann.«
    Er nickt und schluckt schwer, formt seine Hand zu einer Pistole und zielt auf mich. »Bis zum Tod. Mathilda Gokey«, sagt er.
    Ich lächle und ziele ebenfalls auf ihn. »Bis zum Tod. Weaver Smith.«
    Es ist kurz nach zehn. Die Sonne war aufgegangen, und ein herrlicher Sommermorgen begann. Voller Angst, aber entschlossen, stehe ich auf dem Bahnsteig von Old Forge.
    Gibt es ein Wort dafür? Sich vor der Zukunft zu fürchten, aber dennoch gespannt darauf zu sein?
Angstlust? Freudschreck? Angstierig?
Falls ja, werde ich es herausfinden.
    Meine Stofftasche ist schwer. Fast alles, was ich besitze, ist darin. Auch meine Fahrkarte, die Adresse von Miss Annabelle Wilcox in New York City und zwei Dollar und fünfundzwanzig Cents. Das ist alles, was von meinem Ersparten noch übrig ist. Es ist nicht viel. und ich werde mir gleich einen Job suchen müssen.
    Als ich das Glenmore verließ, begann es gerade erst hell zu werden, aber ich konnte mit Bill Jarvis, der das Jarvis Hotel in Big Moose Station besitzt, nach Eagle Bay mitfahren. Er war gerade auf dem Weg zu Dr. Wallace, hatte Zahnschmerzen und war nicht besonders gesprächig. Wofür ich dankbar war, weil ich keine Fragen beantworten wollte.
    Die
Clearwater
lag noch im Hafen, als wir ankamen. und ich bekam einen Platz auf ihrer Rückfahrt nach Old Forge. Ich hatte beschlossen, nicht den Zug zu nehmen, damit ich Mr. Pulling nichts erklären mußte. Auf den Dampfern wechseln die Maschinisten oft, und denjenigen auf der Morgenfahrt kannte ich nicht. Als ich das Pökelboot ankommen sah, war ich beunruhigt. aber ich duckte mich in meinen Sitz, und Charlie Eckler entdeckte mich nicht. Einmal schaute ich noch zurück, bevor Eagle Bay aus dem Blick verschwand. und fühlte mich einsamer und verängstigter als je in meinem ganzen Leben. Als ich in Old Forge ankam. dachte ich daran, umzukehren, was ich aber nicht tat. Es gibt keine Möglichkeit zur Umkehr, wenn man einmal gegangen ist.
    Während ich jetzt auf meinen Zug warte, fallen mir Grace’ Worte wieder ein:
Ich habe mich heute von einigen Orten verabschiedet. Es gibt so viele Winkel. Liebster, die mir alle so ans Herz gewachsen sind. Fast mein ganzes Leben hab ich hier verbracht. Ach Liebster, du kannst dir nicht vorstellen, was mir dies alles bedeutet. Ich weiß, daß ich nichts davon Wiedersehen werde
…
    Ein Zug in Richtung Norden fährt ein. Ein Express. Nur ein paar Leute sitzen darin. Ein paar Touristen und ein paar Arbeiter steigen aus, gefolgt von zwei Männern mit Jackett und Krawatte.
    Â»Das ist er. Austin Klock. Der Untersheriff«, sagt ein Mann neben mir zu seinem Begleiter. »Ich hab dir doch gesagt, daß das kein herkömmlicher Tod durch Ertrinken war.« Sie ziehen Notizbücher heraus. Reporter wahrscheinlich, denke ich.
    Â»Wer ist der Mann bei ihm?«
    Â»Der Gerichtsmediziner des Bezirks. Isaac Coffin.«
    Â»Coffin?
Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. was?«
    Â»Nein, Mann. Komm mit. Wir wollen sehen, ob wir eine Stellungnahme kriegen, bevor es dieser Typ von der Watertown-Zeitung schafft.
    Der Untersheriff hebt abwehrend die Hände, als sie auf ihn zugehen. »Gentlemen, ich weiß nicht mehr als Sie. Ein Mädchen ist in der Nähe des Glenmore ertrunken. Ihre Leiche wurde gefunden, die ihres Begleiters nicht …«
    Bald werden Sie mehr wissen,
denke ich. Viel mehr. Bald werden Sie wissen, daß das Mädchen Grace

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