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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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gäbe.«
    Â»Das gibt’s manchmal ja auch. Kommt nur drauf an. wer die Geschichte schreibt.«
    Â»Ich meine im wirklichen Leben. Nicht in Romanen.«
    Abtrünnig werden,
mein Wort des Tages, bedeutet wankelmütig, unbeständig, zum Renegaten werden. Im Moment fühlte ich mich selbst wie ein Renegat. Ich glaubte nicht an Happy-Ends. Nur in Geschichten, nicht im Leben. Aber dann dachte ich an Emmies schäbiges kleines Haus und wie warm und einladend es jetzt war. Ich stellte mir vor, wie mein Pa Tommy den Umgang mit dem Pflug erklärte und wie stolz Tommy war, wenn er die Milch und die Butter heimbrachte, die er verdient hatte. Ich dachte an Weavers Mama, um die sich zum erstenmal in ihrem Leben jemand kümmerte. Und wie stolz Emmie war, daß sie diejenige Person war.
    Und dann dachte ich an Mrs. Loomis, die im Stall weinte, und an Jim und Will, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Hubbards quälten, und an Royals angespanntes Kinn, wenn er davon sprach, daß er sie loshaben wollte.
    Â»Ich auch, Weaver«, seufzte ich. »Ich auch.«

Lu • zi• fer • isch
    Â»Mattie Gokey, was ist denn los mit dir? Du bist heute abend so langsam wie ein Maulesel und genauso dumm. Nimm die Bestellung von Tisch acht auf! Na los, mach schon!« schrie die Köchin.
    Es war mitten im Abendservice. Der Speisesaal war brechend voll, und die Köchin hatte wieder mal schlechte Laune. Ich brachte eine Bestellung hinaus und kam mit der nächsten zurück. John Denio saß am Arbeitstisch der Köchin, als ich die Bestellung rief. und aß sein Abendessen.
    Â»Henry?« hörte ich ihn sagen, während er den Bissen auf seiner Gabel anstarrte.
    Â»Was?«
    Â»Machst du deine Brötchen mit Pfeffer drin?«
    Henry hatte das Personalessen gekocht und die Brötchen dazu gebacken. Wir alle hatten schon vor einer Stunde gegessen, John jedoch war zu spät gekommen. weil er zum Abendzug hatte fahren müssen, und Henry hatte ihm die Reste aufgewärmt.
    Â»Was für’n Pfeffer?«
    Â»Na, du weißt doch, schwarzen Pfeffer. Aus Pfefferkörnern.«
    Â»Ich weiß nicht, was du da redest. Ich geb keinen Pfeffer in meinen Teig.«
    John legte die Gabel weg und deckte die Serviette über seinen Teller. »Dann tu mir einen Gefallen,
    Henry! Sieh zu, daß du die verdammten Mäuse vom Mehlfaß fernhältst!«
    Weaver lachte sich halb tot. Ich auch.
    Â»Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt. Ihr habt sie auch gegessen«, brummte er.
    Wir lachten nicht mehr. Mir wurde ein bißchen übel. Aber ich hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken.
    Â»Mattie, die Bestellung für Tisch sieben. Los!« bellte die Köchin.
    Ich brachte vier Teller Suppe an meinen Tisch, die beim Gehen leicht überschwappten. Ich reckte den Hals und versuchte, durch die Speisesaalfenster das Bootshaus zu sehen. Die Boote waren für die Nacht alle vertäut, und der Steg war leer.
    Â»Sie müssen zurückgekommen sein«, murmelte ich leise vor mich hin. »Sie müssen doch zurück sein. Also. wo sind sie?«
    Die Ränder der Teller waren alle mit Selleriecremesuppe verschmiert, als ich sie servierte, selbst über die Ränder hinaus war Suppe geschwappt. Die Croutons waren eingesunken. Die Gäste an Tisch sieben wirkten nicht gerade erfreut.
    Â»Hast du heute abend Blei in den Beinen?« fragte die Köchin, als ich in die Küche zurückkam.
    Â»Nein, Ma’am.«
    Â»Dann reiß dich zusammen!«
    Die Küchentüren flogen auf. »Ich brauch eine Kanne Tee für Zimmer zwölf, Mrs. Hennessey«, sagte Mrs. Morrison und eilte vorbei. »Und einen Teller Milchtoast. Einer der Jungen von den Petersons ist krank.«
    Â»Führ ich jetzt neben der Küche auch noch eine Apotheke? Mattie, schneid zwei Scheiben Weißbrot ab.«
    Â»Mrs. Peterson hat extra darum gebeten, daß Sie ihn machen, Mrs. Hennessey. Sie sagt, Ihr Milchtoast hat ihren kleinen Teddy letzten Sommer von seinen Magenkrämpfen kuriert.«
    Â»Gebt dem kleinen Teddy ein paar von Henrys Brötchen mit Mäusedreck, das wird ihn schon kurieren«, brummte John.
    Â»Kann ich sonst noch was tun? Teddys Kissen aufschütteln. Ihm ein Schlaflied singen?« meckerte die Köchin und nahm Lammkoteletts vom Grill. »Mattie, mach eine Kanne Tee. Oder wünscht Lady Peterson, daß ich auch noch das Wasser koche?« brummte sie

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