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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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können, womit sie vielleicht von der Norm abweichen könnten. Als ob man in einem kleinen Kaff mit starker sozialer Kontrolle leben würde, wo die Leute hinterrücks übereinander herziehen…«
    »Unterm Strich wirkt die WurmCam sich aber positiv aus. Open Skies zum Beispiel.«
    Open Skies war Präsident Eisenhowers alter Traum von der internationalen Offenheit gewesen. Lang vor der WurmCam hatte man versucht, diese Vision mit Luftaufklärung, Spionagesatelliten und Waffeninspektoren zu verwirklichen. Mit geringem Erfolg: man konnte Inspektoren den Zugang verwehren und Raketensilos tarnen.
    »In der schönen neuen WurmCam- Welt«, sagte Mavens, »beobachten wir die anderen und wissen, dass sie uns beobachten. Nichts bleibt mehr geheim. Abrüstungsverträge werden verifiziert, bewaffnete Auseinandersetzungen werden schon im Ansatz verhindert, und beide Seiten wissen über die Pläne der jeweiligen Gegenseite Bescheid. Nicht nur das, die Bürger sind auch auf der Hut. Weltweit…«
    Regime, deren diktatorische und repressive Natur ans Licht kam, mussten abtreten. Manche totalitäre Regierungen hatten die neue Technologie als Unterdrückungsinstrument nutzen wollen. Weil die Demokratien diese Schurkenstaaten in subversiver Manier mit WurmCams überfluteten, erfolgte jedoch eine Demokratisierung und Öffnung jener Länder. Das war quasi eine Fortsetzung der Arbeit von Organisationen wie Amnesty International, die über Jahrzehnte hinweg andere Menschenrechtsgruppen mit Videoausrüstung beliefert hatten: Die Wahrheit wird sich durchsetzen.
    »Glauben Sie mir«, sagte Mavens, »die USA stehen ganz gut da. Der größte Skandal, den wir jüngst erlebten, war die Enttarnung der Wurmwald- Bunker.«Der hilflose Versuch der Reichen und Mächtigen, in ausgehöhlten Bergen und Minen Zuflucht vor dem Wurmwald zu finden. Die Existenz solcher Anlagen war schon vermutet worden, und nachdem es offenbar geworden war, hatten die Wissenschaftler ihren Nutzen als Zufluchtsort sofort widerlegt. Das war ein teurer Spaß gewesen. »Wenn man es bedenkt«, sagte Mavens, »war die Vergangenheit viel skandalträchtiger. Manche Leute sagen, wir seien reif für eine Weltregierung, und ein paar sehen sogar schon Utopia am Horizont dämmern.«
    »Glauben Sie das auch?«
    Mavens grinste säuerlich. »Keine Sekunde. Ich habe eher das Gefühl, die WurmCam entführt uns in immer seltsamere Gefilde.«
    »Vielleicht«, sagte David. »Meiner Meinung nach durchleben wir einen dieser perspektivverändernden Momente: Die letzte Generation hat als Erste die Erde aus dem All gesehen, und wir haben als Erste die wahre Geschichte gesehen – und die Wahrheit über uns selbst erfahren. Ich müsste eigentlich damit klarkommen.« David lächelte gezwungen. »Lassen Sie sich das von einem Katholiken gesagt sein, Spezialagent Mavens. Schließlich wuchs auch ich in dem Glauben auf, ständig von einer Art WurmCam beobachtet zu werden… nur dass jene WurmCam das alles sehende Auge Gottes war. Wir müssen lernen, ohne Ausflüchte und falsche Scham zu leben. Ja, es ist hart für uns – hart für mich. Wenn die Leute etwas vernünftiger werden, dann haben wir das nur der WurmCam zu verdanken.«
    Wer hätte gedacht, dass dieses Gerät, das Hiram, sein Erfinder, für eine bessere Fernseh-Kamera gehalten hatte, einmal solche Weiterungen haben würde. Und nun lief Hiram Gefahr, von seiner Maschine vernichtet zu werden. Seit Frankenstein war es das Schicksal aller Tüftler, dass ihre Schöpfungen ihnen irgendwann über den Kopf wuchsen.
    »Vielleicht sind wir in ein paar Generationen geläutert«, sagte Mavens. »Aber nicht jeder erträgt diese Offenheit. Die Selbstmordrate ist hoch – Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie hoch. Außerdem fallen viele Leute, wie Bobby, aus der Statistik, was Wahlergebnisse und Volkszählungen betrifft. Manche entledigen sich sogar ihrer Identifikations-Implantate. Wir sehen sie natürlich noch, vermögen sie aber nicht mehr zu identifizieren.« Er beäugte David. »Wir glauben, dass Bobby und die anderen sich dieser Gruppe angeschlossen haben. Sie bezeichnen sich als Flüchtlinge. Diese Leute müssen wir aufspüren, wenn wir Bobby zurückholen wollen.«
    David runzelte die Stirn. »Er hat seine Wahl getroffen. Vielleicht ist er sogar glücklich.«
    »Er ist auf der Flucht. Er hat eben keine Wahl.«
    »Wenn Sie ihn finden, finden Sie auch Kate. Sie wird das Urteil annehmen.«
    Mavens schüttelte den Kopf. »Ich garantiere Ihnen,

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