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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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verantwortlich war, dann war David es erst recht nicht. Vielleicht hatte er nur aus dem Grund einen Beschützerinstinkt verspürt, weil er selbst fast den Versuchungen der Vergangenheit erlegen wäre.
    »Wenn man den Kommentatoren glaubt«, sagte David, »sieht so die Zukunft für uns aus: Wurmlöcher in Augen und Ohren. Wir werden eine neue Wahrnehmung erfahren, bei der die Vergangenheit genauso präsent ist wie die Gegenwart. Das wird unsre Weltsicht revolutionieren, und wir werden eine neue Standortbestimmung im Universum vornehmen. Im Moment aber…«
    »Im Moment braucht Heather Hilfe«, meinte Mavens mit sanfter Stimme.
    »Ja. Sie nimmt den Verlust ihrer Tochter ziemlich schwer.«
    »Dann tun Sie etwas. Helfen Sie mir. Schauen Sie – diese DNA-Spur ist mehr als ein Suchgerät.« Mavens beugte sich zu ihm. »Stellen Sie sich vor, was man damit alles anfangen könnte. Zum Beispiel Krankheiten ausmerzen. Es wäre möglich, eine Seuche durch die Zeit entlang ihrer Vektoren zurückzuverfolgen und die Ursprünge der Krankheit zu ermitteln – ob sie nun im Wasser oder durch die Luft übertragen wurde. Statt zeitaufwändiger und gefährlicher Detektivarbeit genügte ein Blick… Die Gesundheitsämter spekulieren schon darauf. Und dann die Weiterungen für die Geschichte. Man könnte eine Person bis in den Mutterleib zurückverfolgen und müsste das Programm dazu nur geringfügig erweitern, um die Eltern-DNA zu ermitteln. Und die der Großeltern. Auf diese Art würde ein exakter Stammbaum erstellt. Man könnte auch umgekehrt vorgehen: Bei einer geschichtlichen Gestalt anfangen und deren noch lebende Nachkommen ermitteln… Sie sind Wissenschaftler, David. Die WurmCam hat die Wissenschaft und Geschichte revolutioniert, nicht wahr? Aber das ist gar nichts im Vergleich zum Potential dieser Methode.«
    Er hielt David die DVD zwischen Daumen und Zeigefinger vors Gesicht, als ob er ihm eine Hostie darbiete.

 
2

BOBBY – DIE FRÜHEN TAGE
     
     
    Ihr Name war Mae Wilson.
    Und ihr Entschluss stand felsenfest.
    Seit dem Moment, als ihre Adoptivtochter Barbara des Mordes an ihrem Adoptivsohn Mian überführt und – wie Maes Ehemann Phil – zum Tod durch eine Giftspritze verurteilt worden war.
    Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihr ehemaliger Mann ein Ungeheuer war, das den in ihre Obhut gegebenen Jungen missbraucht und getötet hatte. Sie hasste ihn noch im Tod. Durch die Dämonisierung von Phil hatte sie wieder etwas Seelenfrieden gefunden.
    Und sie hatte noch immer Barbara. Sie war ein heiles Relikt in den Trümmern ihres Lebens und der Beweis, dass es auch viel Gutes gegeben hatte.
    Die WurmCam hatte sie dieser liebgewonnenen Illusion beraubt. Phil hatte es gar nicht getan – sondern Barbara. Mit dieser Wahrheit kam sie nicht zurecht. Nicht etwa derjenige, der sie all die Jahre belogen hatte, war das Ungeheuer, sondern sie selbst hatte es am Busen genährt, aufgezogen, erschaffen.
    Und sie selbst, Mae, war nicht etwa einer Täuschung zum Opfer gefallen, sondern in gewisser Weise sogar Urheberin des ganzen Unglücks.
    Natürlich war es gerecht, Barbara als wirkliche Täterin zu überführen. Natürlich war es notwendig. Natürlich war Phil und seiner Familie durch den Justizirrtum großes Unrecht widerfahren – ein Unrecht, das dank der WurmCam wenigstens teilweise wieder gutgemacht wurde.
    Mae war aber weder an Gerechtigkeit noch an Wahrheit, auch nicht an Wiedergutmachung interessiert. Wieso sahen die Leute, die derart in die WurmCam vernarrt waren, das nicht? Alles, was Mae wollte, war Trost.
    Nun, etwas mehr wollte sie schon. Sie brauchte jemanden, den sie hassen konnte.
    Für Barbara empfand sie keinen Hass, wie schwer die Tat auch wog. Sie war noch immer wie durch ein Stahlseil mit ihrer Tochter verbunden.
    Also grübelte Mae und suchte sich andere Ziele.
    Zunächst hatte sie den FBI-Agenten Mavens auserkoren, den Mann, der der Wahrheit auch ohne WurmCam auf die Spur gekommen wäre. Er war aber kein geeignetes Hassobjekt; er war buchstäblich nur ein Agent gewesen, der mit der ihm zur Verfügung stehenden Technologie seinen Auftrag ausgeführt hatte.
    Die Technologie selbst – die allgegenwärtige WurmCam? Hass auf eine tote Maschine war billig und unbefriedigend.
    Dinge konnte sie nicht hassen. Sie musste lebendige Menschen hassen.
    Hiram Patterson bot sich an.
    Er hatte die menschliche Rasse mit seiner monströsen Wahrheitsmaschine heimgesucht – aus reiner Profitgier, wie sie es sah.
    Da war es nur noch

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