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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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eine Randnotiz, dass die Maschine sogar die Religion zerstört hatte, die ihr einst Trost gespendet hatte.
    Hiram Patterson.
     
    Nach drei anstrengenden Arbeitstagen im Wurmwerk gelang es David schließlich, die Software des FBI-Forschungsbüros in einem Wurmloch zu installieren.
    Dann ging er in Bobbys Apartment und durchsuchte es, bis er auf dem Kopfkissen ein Haar von Bobby fand. In einer anderen Einrichtung von Hiram ließ er die DNA sequenzieren.
    Das erste Bild, das gestochen scharf auf der SoftScreen erschien, zeigte Bobbys Haar auf dem Kissen.
    David ging in der Zeit zurück. Er hatte eine Möglichkeit gefunden, den Blickpunkt im >schnellen Rücklauf< in der Zeit zu bewegen. In der Praxis sah das so aus, dass längs der Weltlinie der DNA-Moleküle des Haars in schneller Folge Wurmlöcher erzeugt wurden.
    Er beschleunigte, so dass Tag und Nacht zu einem grauen Wabern verschmolzen. Das Haar und das Kissen lagen noch immer im Bildmittelpunkt.
    Dann regte sich etwas.
    Er erstellte eine Sicherungskopie, schaltete auf Wiedergabe und ließ das Bild mit normaler Geschwindigkeit weiterlaufen.
    Das Datum lag über drei Jahre in der Vergangenheit zurück. Er sah Bobby, Kate und Mary. Sie standen mit ernster Miene beieinander und unterhielten sich. Mary wurde halb von einer SmartShroud getarnt. Auf den ersten Blick erkannte er, dass sie Fluchtvorbereitungen trafen; zu diesem Zeitpunkt waren die drei nicht mehr Teil von Davids und Heathers Leben.
    Der Test war erfolgreich. Die Spur funktionierte. Er würde sie auf die Gegenwart zulaufen lassen, bis er Bobby und die anderen ausfindig gemacht hatte… Vielleicht überließ er das auch Spezialagent Mavens.
    Nachdem er den Test abgeschlossen hatte, wollte David die WurmCam schon herunterfahren – doch dann fokussierte er aus einer Laune heraus die WurmCam auf Bobbys Gesicht. Es war, als ob eine unsichtbare Kamera David durch Bobbys Jugend begleitet hätte.
    David schaltete auf Rücklauf.
    Die wichtigsten Momente in Bobbys jüngerer Vergangenheit liefen mit hoher Geschwindigkeit vor David ab: Vor Gericht mit Kate; im Wurmwerk mit David; wie er sich mit seinem Vater stritt; wie er in Kates Armen weinte; wie er die virtuelle Zitadelle von Billybob Meeks erstürmte.
    David erhöhte die Rücklaufgeschwindigkeit weiter. Das Gesicht seines Bruders füllte noch immer den Bildschirm aus. Er sah Bobby essen, lachen, schlafen, spielen, Liebe machen. Der Hintergrund, das Flackern von Tag und Nacht verschwamm zu einer grauen Wand, vor der das Gesicht sich abhob. Der Gesichtsausdruck wechselte mit einer solchen Geschwindigkeit, dass die jeweiligen Gemütsregungen nicht mehr zu unterscheiden waren. Bobby wirkte entspannt und hatte die Augen halb geschlossen, als ob er vor sich hin döste. Das Sommerlicht kam und ging mit der Regelmäßigkeit von Gezeiten, und immer wieder änderte Bobbys Frisur sich so abrupt, dass David erschrak: Die Haartracht wechselte von kurz nach lang, von naturdunkel zu blond, und einmal hatte er sogar eine Skin-Glatze.
    Während die Jahre vergingen, verschwanden die Fältchen um Bobbys Mund und Augen, und die Haut spannte sich wieder jugendlich straff um den Körper. Zuerst unmerklich, dann immer schneller wurde sein Gesicht weicher und kleiner, als ob es stilisiert würde. Die halb geöffneten Augen schauten runder und unschuldiger, und im Hintergrund dräuten Schemen von Erwachsenen und großen, unidentifizierbaren Orten.
    Ein paar Tage nach Bobbys Geburt schaltete David auf Standbild. Das runde Gesicht eines Babys mit großen blauen Augen blickte ihn an.
    Im Hintergrund sah David nicht die Krankenhauszimmer-Szene, die er erwartet hatte. Bobby befand sich an einem Ort mit grellem Neonlicht, gekachelten Wänden, moderner Ausrüstung, Prüfgerät und Technikern in grünen Kitteln.
    Es schien sich um eine Art Labor zu handeln.
    Zögernd ließ David die Bildsequenz weiterlaufen.
    Jemand hob den kleinen Bobby mit behandschuhten Händen unter den Achseln hoch. Routiniert schwenkte David den Blickpunkt, in der Erwartung, eine jüngere Heather oder gar Hiram zu sehen.
    Er sah keinen von beiden. Das lächelnde Mondgesicht vor ihm gehörte zu einem Mann im mittleren Alter, mit grauem Haar und runzliger brauner Haut. Unverkennbar ein Japaner.
    David kannte dieses Gesicht. Plötzlich erfasste er die Umstände von Bobbys Geburt und von vielen anderen Dingen, die damit zusammenhingen.
    Er betrachtete die Bildsequenz für längere Zeit und fragte sich, was er tun

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