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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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gründlich kartiert werden, bevor wir dazu in der Lage waren. Jetzt sind wir imstande, Sie fallen, fliegen und Purzelbäume schlagen zu lassen, ohne dass Sie von der Couch aufstehen müssten… und wir sind imstande, Ihnen Wunder zu zeigen wie dieses.«
    »Sie sind sehr bewandert in dieser Materie. Und ziemlich stolz darauf, nicht wahr?«
    »Natürlich bin ich das. Es ist schließlich meine eigene Entwicklung.« Er blinzelte, und sie wurde sich bewusst, dass er ihr zum erstenmal für längere Zeit ins Gesicht gesehen hatte. Selbst hier in diesem virtuellen Trias-Dschungel verursachte er ihr noch ein vages Unbehagen – obwohl sie sich auf irgendeiner Ebene zu ihm hingezogen fühlte.
    »Bobby, in welcher Hinsicht ist das überhaupt Ihre Entwicklung? Haben Sie sie etwa initiiert? Oder haben Sie sie entdeckt?«
    »Ich bin nur Angestellter im Unternehmen meines Vaters. Aber ich leite die GeistigeAuge- Forschung. Ich unterziehe die Produkte Feldversuchen.«
    »Feldversuche? Sie meinen, Sie kommen her und spielen ›Jagden-Dinosaurier‹?«
    »Als ›spielen‹ würde ich es nicht bezeichnen«, sagte er milde. »Ich zeige es Ihnen.« Er stand voller Spannkraft auf und drang tiefer in den Dschungel ein.
    Sie hatte Mühe, ohne Buschmesser Schritt zu halten, und bald rissen die Dornen die dünne Kleidung auf und bohrten sich ihr ins Fleisch. Es schmerzte, aber nicht zu sehr – natürlich nicht. Es war nicht real, nur ein verdammtes Abenteuerspiel. Also hastete sie hinter Bobby her und schimpfte innerlich auf dekadente Technologie und obszönen Reichtum.
    Sie gelangten zu einer weiten Lichtung mit umgestürzten verkohlten Bäumen, zwischen denen zarte grüne Triebe sprossen. Vielleicht hatte ein Blitz die Bäume gefällt.
    Bobby streckte den Arm aus und hielt sie am Rand der Lichtung zurück. »Schauen Sie.«
    Ein Tier wühlte mit Schnauze und Pfoten im verkohlten Holz. Es war etwa zwei Meter lang, mit einem wolfsartigen Kopf und Kaninchenzähnen. Trotz der wölfischen Erscheinung grunzte es wie ein Schwein.
    »Ein Cynodont«, wisperte Bobby. »Ein Proto-Säugetier.«
    »Unser Vorfahr?«
    »Nein. Die Säugetiere haben sich bereits abgespalten. Die Cynodonts laufen in eine evolutionäre Sackgasse… Scheiße.«
    Ein lautes Knacken ertönte im Unterholz auf der anderen Seite der Lichtung. Es war ein Jurassic Park-Saurier. Das mindestens zwei Meter hohe Vieh hüpfte auf stämmigen Hinterbeinen aus dem Wald, mit aufgerissenem Maul und glitzernden Schuppen.
    Das Cynodont schien zu erstarren und heftete den Blick auf den Räuber.
    Der Saurier sprang auf den Rücken des Cynodonts, das unter dem Gewicht des Angreifers in die Knie ging. Die beiden Urviecher wälzten sich auf dem Boden und knickten die jungen Bäumchen um, die dort wuchsen. Das Cynodont quiekte wie ein Schwein.
    Sie packte Bobbys Arm, zog sich in den Dschungel zurück und spürte, wie der Boden unter der Wucht des Zusammenpralls bebte. Schon beeindruckend, gestand sie sich ein.
    Der Carnosaurus gewann schließlich die Oberhand. Er hielt das Opfer mit seinem Körpergewicht am Boden, beugte sich zum Genick des Proto-Säugetiers hinunter und schlug die Zähne hinein. Das Cynodont wehrte sich zwar noch, aber schon ragten weiße Knochen aus dem zerfetzten Nacken, und Blut schoss heraus. Als der Carnosaurus seinem Opfer dann den Bauch aufriss, stieg Kate ein derart bestialischer Gestank nach dem halbverdauten Fleisch des Mageninhalts in die Nase, dass sie sich beinahe übergeben hätte…
    Beinahe, aber nicht ganz. Natürlich nicht. Bei genauerem Hinsehen sah sie auch, dass das sprudelnde Blut des Protosäugetiers immateriell war und dass die Schuppen des Sauriers verräterisch glitzerten. Das galt für jede VR: Effektvoll und doch beschränkt. Sogar der Geruch und die Geräusche waren zur Erbauung des Benutzers modelliert worden. Es war so harmlos – und so synthetisch – wie der Besuch eines Themenparks.
    »Ich glaube, das ist ein Dilophosaurus«, murmelte Bobby. »Fantastisch. Das ist es, was ich an diesem Zeitalter so mag. Es ist eine Art Kreuzung des Lebens. Alles überlappt sich hier, das Alte mit dem Neuen, unsere Vorfahren und die ersten Dinosaurier…«
    »Ja«, sagte Kate, die sich inzwischen wieder gefangen hatte. »Aber es ist nicht real.«
    Er tippte sich an den Kopf. »Es ist wie jede Fiktion. Sie sind wirklich ein ungläubiger Thomas.«
    »Trotzdem ist es nur ein Magnetfeld, das das Kleinhirn anregt. Meine Güte, das ist nicht einmal die echte Trias, nur die

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