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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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schlechte Extrapolation irgendeines Akademikers, auf die man für den virtuellen Touristen ein bisschen Farbe aufgepeppt hat.«
    Er lächelte sie an. »Sie geraten immer gleich in Rage. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    Sie schaute in seine leeren blauen Augen. Bisher hatte er die Richtung vorgegeben. Wenn du weiterkommen willst, sagte sie sich, wenn du das Ziel erreichen willst, mit dem du hergekommen bist, dann musst du ihn aus der Reserve locken. »Bobby, im Moment liegen Sie nur in einem dunklen Raum. Das bedeutet überhaupt nichts.«
    »Klingt so, als ob Sie Mitleid für mich empfinden würden.« Er schien verwundert.
    »Ihr ganzes Leben scheint so abzulaufen. Trotz Ihrer Sprüche von VR-Projekten und Unternehmensverantwortung haben Sie über gar nichts reale Kontrolle, nicht wahr? Die Welt, in der Sie leben, ist genauso unwirklich wie eine virtuelle Simulation. Denken Sie mal nach: Sie waren ganz allein, bevor ich gekommen bin.«
    Er ließ sich das durch den Kopf gehen. »Vielleicht. Aber dann sind ja Sie erschienen.« Er schulterte die Flinte. »Kommen Sie. Zeit zum Abendessen mit Papa.« Er runzelte eine Augenbraue. »Vielleicht bleiben Sie noch ein wenig, nachdem Sie von uns bekommen haben, was Sie wollen – was auch immer es ist.«
    »Bobby…«
    Er hatte schon die Hände zum Stirnband geführt.
     
    Das Abendessen war eine heikle Angelegenheit.
    Die drei saßen unter dem Kuppeldach von Hirams Anwesen. Sterne und die schmale Sichel des Halbmonds zeigten sich in Lücken der dahinstiebenden Wolken. Der Himmel hätte nicht spektakulärer anmuten können – und dann fiel ihr ein, dass dank Hirams Wurmloch- DataPipes der Himmel sich verdunkeln würde, wenn auch die letzten Kommunikations-Satelliten aus dem niedrigen Orbit in die Atmosphäre gestürzt waren.
    Die appetitlich zubereiteten Speisen wurden von stummen Drohnen-Robots serviert. Die Gänge bestanden aus profanen Meeresfrüchten, wie sie in einem Dutzend Restaurants in Seattle auf der Speisekarte standen, und der Wein war ein durchschnittlicher kalifornischer Chardonnay. Im ganzen Haus gab es keinerlei Hinweis auf Hirams vielfarbige Ursprünge, wie es dem Ambiente überhaupt an Originalität und einer persönlichen Note fehlte.
    Hiram nahm sie förmlich ins Kreuzverhör. Er bestürmte sie mit Fragen über ihren persönlichen Hintergrund, ihre Familie und den beruflichen Werdegang. Und sie ertappte sich dabei, dass sie mehr preisgab, als sie wollte.
    Unter dem Firnis der Höflichkeit schimmerte unverhohlene Feindseligkeit durch. Er weiß, worauf ich es abgesehen habe, sagte sie sich.
    Bobby verhielt sich still und aß auch nur wenig. Obwohl er sich wieder bemühte, Blickkontakt zu vermeiden, schien er sich ihrer Präsenz stärker denn je bewusst zu sein. Sie spürte Anziehung – wobei aber nicht viel dazu gehörte, um das zu merken – und eine gewisse Faszination. Vielleicht war es ihr gelungen, diese bräsige, aalglatte Fassade etwas anzukratzen. Dennoch hielt sie es bei nüchterner Überlegung für wahrscheinlicher, dass er nur wegen seiner eigenen Reaktion auf sie verwirrt war.
    Oder vielleicht war das alles auch nur Einbildung, und sie sollte es sein lassen, die Gedanken anderer Leute ergründen zu wollen – eine Angewohnheit, die sie bei anderen schließlich auch entschieden verurteilte.
    »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte Hiram. »Wie ist es möglich, dass der Wurmwald, ein immerhin vierhundert Quadratkilometer großes Objekt, erst 2033 entdeckt wurde? Ich weiß wohl, dass er hinter Uranus steht, aber trotzdem…«
    »Das Phänomen extrem dunkel und langsam«, sagte Kate. »Es handelt sich offensichtlich um einen Kometen, nur dass er größer ist als alle bekannten Kometen. Wir wissen nicht, woher er stammt; vielleicht gibt es irgendwo hinter Neptun eine ganze Wolke solcher Objekte.
    Zumal niemand in dieser Richtung gesucht hat. Selbst die Raumwacht konzentriert sich auf den erdnahen Raum und auf die Objekte, die uns in naher Zukunft vielleicht treffen könnten. Der Wurmwald wurde von einem Verein von Amateur-Sternguckern entdeckt.«
    »Ähem«, sagte Hiram. »Und nun ist er hierher unterwegs?«
    »Ja. In fünfhundert Jahren wird er hier sein.«
    Bobby wedelte mit einer kräftigen, manikürten Hand. »Aber das ist noch so lang hin. Es gibt sicher Pläne für einen solchen Notfall.«
    »Was für Notfallpläne denn? Bobby, der Wurmwald ist ein Gigant. Wir wissen nicht einmal in der Theorie, wie wir den verdammten Brocken aus dem Weg

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