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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ein Lächeln ab. »Ich hatte mich schon gefragt, wann Onkel Sigmund sich zu uns an die Tafel gesellen würde. Das ist also Ihre Story. Hiram Patterson errichtet OurWorld, weil er Schuldgefühle wegen seines Vaters hat!«
    Bobby runzelte die Stirn. »Kate, von welchem neuen Projekt sprechen Sie?«
    War es möglich, dass Bobby wirklich keine Ahnung hatte? Sie erwiderte Hirams Blick und genoss die so plötzlich erlangte Macht. »Es ist ihm immerhin so wichtig, dass er Ihren Bruder aus Frankreich zurückgerufen hat.«
    »Bruder… «
    »Es ist ihm sogar so wichtig, dass er Billybob Meeks als Investment-Partner mit reingenommen hat. Meeks, der Gründer von Offenbarungs-Land. Ist das zu glauben, Bobby? Scharlatane und Abzocker im Gewand von Religionsstiftern, die Amerikas leichtgläubige Bevölkerung beeinflusst haben…«
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte Hiram barsch. »Ja, ich arbeite mit Meeks zusammen. Ich arbeite überhaupt mit jedem zusammen. Wenn die Leute meine VR-Ausrüstung kaufen wollen, um Jesus und Seine steppenden Apostel zu sehen, dann verkaufe ich sie ihnen eben. Wer bin ich denn, dass ich sie verurteilen wollte? Wir sind nämlich nicht alle so scheinheilig wie Sie, Ms. Manzoni. Nicht jeder kann sich diesen Luxus leisten.«
    Bobby schaute Hiram unverwandt an. »Mein Bruder?«
    Kate erschrak und ließ die Unterhaltung mental Revue passieren. »Bobby… Sie hatten wirklich keine Ahnung von alledem, nicht wahr? Nicht nur was das Projekt betrifft, sondern auch von Hirams anderer Frau, seinem zweiten Kind…« Sie schaute Hiram schockiert an. »Wie konnten Sie ihm das nur verschweigen?«
    Hiram schürzte die Lippen und sah Kate voller Abscheu an. »Ein Halbbruder, Bobby. Nur ein Halbbruder.«
    »Sein Name ist David«, sagte Kate mit chirurgischer Präzision und befleißigte sich dabei der französischen Aussprache: Da-viid. »Seine Mutter war Französin. Er ist zweiunddreißig – sieben Jahre älter als Sie, Bobby. Man sagt, dass er ein erfolgreicher Physiker ist; er wird sogar als der Hawking seiner Generation bezeichnet. Ach ja, und allem Anschein nach ist er ein gläubiger Katholik.«
    Bobby schien weniger verärgert als verwirrt. »Wieso hast du mir nichts gesagt?« fragte er Hiram.
    »Du musstest es nicht unbedingt wissen«, erwiderte Hiram.
    »Und das neue Projekt, was auch immer es ist? Wieso hast du mir davon nichts gesagt?«
    Hiram erhob sich. »Es hat mich gefreut, Ms. Manzoni. Die Drohnen werden Sie hinausbegleiten.«
    Sie stand ebenfalls auf. »Sie werden mich nicht daran hindern, zu schreiben, was ich weiß.«
    »Schreiben Sie, was Sie wollen. Sie wissen nichts von Bedeutung.« Und ihr war klar, dass er Recht hatte.
    Während sie zur Tür ging, verflog ihre Euphorie. Ich habe es verbockt, sagte sie sich. Ich hatte mich bei Hiram einschmeicheln wollen. Stattdessen musste ich meinen Spaß haben und ihn mir zum Feind machen.
    Sie schaute zurück. Bobby saß noch immer am Tisch. Er sah sie mit diesen kindlichen Kulleraugen an. Ich werde dich wiedersehen, sagte sie sich. Vielleicht war diese Sache noch nicht vorbei.
    Die Tür schloss sich. Streiflichtartig sah sie, wie Hiram zärtlich die Hand auf die seines Sohns legte.

 
3

DAS WURMWERK
     
     
    Hiram erwartete David Curzon in der Ankunftshalle von SeaTac.
    Hiram war im Sinn des Wortes überwältigend. Er packte David an den Schultern und drückte ihn an sich. David roch ein intensives Eau de Toilette, Synth-Tabak und einen schwach würzigen Duft. Hiram ging bereits auf die Siebzig zu, was man ihm dank Anti-Alterungs-Behandlungen und dezenter plastischer Chirurgie aber nicht ansah. Er war groß und dunkelhaarig – wogegen David, der nach seiner Mutter kam, blond und kräftig, fast schon dick war.
    Und nun ertönte diese Stimme, die David nicht mehr gehört hatte, seit er fünf Jahre alt war, und er erblickte dieses Gesicht – mit den blauen Augen und der markanten Nase –, das über ihm gehangen hatte wie ein riesiger Mond. »Mein Junge. Es ist eine Ewigkeit her. Komm mit. Wir haben eine Menge nachzuholen…«
    David hatte sich während des Flugs von England seelisch-moralisch für die Begegnung mit seinem Vater gerüstet. Du bist zweiunddreißig Jahre alt, sagte er sich. Du hast eine Professur in Oxford. Deine wissenschaftlichen Arbeiten und das Buch über die exotische Mathematik der Quantenphysik haben exzellente Kritiken erhalten. Dieser Mann ist vielleicht dein Vater. Aber er hat dich im Stich gelassen und übt keine Macht über dich

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