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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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in die Lage versetzte, den Blickpunkt mit verschiedenen elektronischen Signaturen zu koppeln – zum Beispiel mit Collins Flugzeug. Also schwebte der WurmCam- Blickpunkt nun unsichtbar in der Flugzeugkabine – noch immer über Collins’ Schulter –, während das Flugzeug in die Abenddämmerung über Russland aufstieg. Die WurmCam überwachte die Informationsquelle ohne ihr Zutun.
    Bald würde das noch einfacher funktionieren. Die Wurmwerk- Techniker arbeiteten zur Zeit an einem Blickpunkt, der eine Person verfolgte, ohne dass er von Menschenhand nachgeführt werden musste… Im Moment war das aber noch Zukunftsmusik.
    Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und streckte sich erschöpft; sie wusste nicht einmal, wann sie zum letzten Mal eine Pause gemacht hatte.
    Abwesend betrachtete sie die Bilder, die von der WurmCam übertragen wurden. Nacht fiel über Zentralasien, und durch die Fenster des Flugzeugs sah sie die vernarbte braune Landschaft. Diese Notzone war auch vier Jahrzehnte nach dem Zerfall der Sowjetunion, die alle Bedürfnisse von Mensch und Umwelt grob missachtet hatte, noch unbewohnbar…
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, und kräftige Daumen massierten die verspannten Muskeln. Sie erschrak, doch dann entspannte sie sich und genoss die vertrauten Berührungen.
    Bobby küsste sie auf den Scheitel. »Ich wusste, dass ich dich hier finden würde. Ist dir überhaupt klar, wie spät es schon ist?«
    Sie sah auf die Uhr der SoftScreen. »Später Nachmittag?«
    Er lachte. »Ja, Moskauer Zeit. Wir sind hier aber in Seattle im Staat Washington in der westlichen Hemisphäre. Auf dieser Hälfte der Erdkugel ist es kurz nach zehn Uhr morgens. Du hast wieder einmal die Nacht durchgearbeitet. Ich habe das Gefühl, du gehst mir aus dem Weg.«
    »Bobby, du verstehst das nicht«, sagte sie gereizt. »Ich überwache diesen Kameraden. Das ist ein Vierundzwanzig-Stunden-Job. Collins ist ein CIA-Agent, der Kontakt zwischen unserer Regierung und Rebellenorganisationen im Gebiet des Aralsees herzustellen scheint. Dort geht etwas vor, das die Regierung uns verheimlichen will.«
    »Die WurmCam sieht alles«, sagte Bobby in salbungsvollem Ton. Er trug einen Skianzug. Das Stück war farbenfroh, thermo-adaptiv und sehr teuer; sie sah, dass in der Wärme des Wurmwerks die künstlichen Poren sich geöffnet hatten und Solarium-gebräunte Haut durchschimmerte. Er beugte sich über die SoftScreen und betrachtete das Bild und ihre Notizen. »Wie lang wird Collins’ Flug dauern?«
    »Schwer zu sagen. Ein paar Stunden.«
    Er richtete sich auf. »Dann mach mal Pause. Dein Ziel steckt in diesem Flugzeug, bis es entweder landet oder abstürzt; du kannst die Verfolgung also ruhig der WurmCam überlassen. Zumal er schläft.«
    »Aber er ist mit Popov zusammen. Wenn er aufwacht…«
    »Dann werden die Aufnahmesysteme alles festhalten, was er sagt und tut. Komm schon. Gönn dir eine Pause. Und mir.«
    …Ich will aber nicht mit dir zusammen sein, Bobby, sagte sie sich. Es gibt da nämlich ein paar Dinge, über die ich lieber nicht reden möchte.
    Trotzdem…
    Trotzdem fühlte sie sich zu ihm hingezogen, trotz all der Dinge, die sie nun von ihm wusste.
    Du wirst schrullig, Kate. Introvertiert. Es würde dir wirklich gut tun, einmal diesen kalten, leblosen Ort hinter dir zu lassen.
    Mit einem gezwungenen Lächeln nahm sie seine Hand.
     
    Es war ein sonniger Tag, eine willkommene Abwechslung nach den Sturmfronten, die seit einiger Zeit in regelmäßigen Abständen über die Pazifikküste hereinbrachen.
    Mit einem Becher Milchkaffee in der Hand spazierten sie durch die Gärten, die Hiram ums Wurmwerk angelegt hatte. Es gab flache Erdwälle, Teiche, überbrückte Bäche und große alte Bäume. All das war in der für Hiram typischen Manier importiert und installiert worden, sagte Kate sich, mit großem finanziellem Aufwand und ohne Stilempfinden und Geschmack. Immerhin war der Himmel strahlend blau, die Wintersonne wärmte ihr sogar ein wenig das Gesicht, und die beiden hinterließen dunkle Spuren in der dicken, silbrigen Reifschicht.
    Sie fanden eine Bank. Temperatur-intelligent hatte sie sich selbst so stark erwärmt, dass der Reif geschmolzen war. Sie setzten sich und tranken Kaffee.
    »Ich glaube noch immer, dass du mir aus dem Weg gehst«, sagte Bobby milde. Sie sah, dass seine Netzhaut-Implantate vom Sonnenlicht polarisiert worden waren und nun silbrig glitzerten wie Insektenaugen. »Es ist wegen der WurmCam, nicht wahr? Die ethischen

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