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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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heute von den Lippen ablesen müssen. Darüber hinaus streben wir eine volle Beweglichkeit der Blickpunkte an, um flexible Ziele zu beschatten.
    Es ist im Prinzip möglich, WurmCam- Blickpunkte aufzuspüren. Deshalb arbeitet eine Sonderkommission aus Regierungs- und OurWorld- Mitarbeitern an hypothetischen ›Anticams‹, mit denen ein Gegner eine WurmCam unter Umständen entdecken und blenden könnte. Möglich wäre das zum Beispiel durch die Injektion energiereicher Teilchen in einen Blickpunkt, was zur Implosion des Wurmlochs führen würde. Aber wir betrachten das nicht als ernsthaftes Hindernis. Schließlich ist die Platzierung einer WurmCam kein einmaliger Vorgang, bei dem die Entdeckung der WurmCam ihren Verlust bedeuten würde. Statt dessen sind wir in der Lage, beliebig viele WurmCam- Blickpunkte an einem gegebenen Ort zu positionieren, ob sie nun entdeckt werden oder nicht.
    Zumal die Nachrichtendienste der Vereinigten Staaten ein Monopol auf diese Technologie haben. Unsre Gegner wissen, dass wir unsre Fähigkeiten Informationen zu erhalten erheblich gesteigert haben, aber sie wissen nicht, wie wir das bewerkstelligen konnten. Sie sind nicht nur weit davon entfernt, Technologien zur Behinderung einer WurmCam zu entwickeln; sie wissen nicht einmal, wonach sie suchen müssen.
    Natürlich wird es uns weder gelingen, den Vorsprung in der WurmCam- Technologie für immer aufrechtzuerhalten, noch die Technologie geheim zu halten. Also müssen wir jetzt schon Vorkehrungen für eine Zukunft treffen, wo die WurmCam der Öffentlichkeit frei zugänglich ist und wo unsere Machtzentren und Kommandozentralen für den Gegner so transparent sind, wie es umgekehrt für uns schon der Fall ist…
     
    Aus OurWorld International News Hour, 28. Januar 2037. Kate Manzoni (in die Kamera):
     
    In einer Neuauflage des Watergate-Skandals von vor sechzig Jahren sind enge Mitarbeiter von Präsidentin Maria Juarez beschuldigt worden, in die Wahlkampfzentrale der Republikanischen Partei eingebrochen zu sein. Die Republikaner gelten als Juarez’ schärfster Konkurrent bei den Präsidentschaftswahlen 2040.
    Die Republikaner behaupten, dass Enthüllungen von Juarez’ Leuten – in Bezug auf eventuelle illegale Parteispenden einiger Großunternehmen an die GOP * – nur auf Informationen beruhen können, die mit illegalen Mitteln erlangt wurden, zum Beispiel durch Lauschangriff oder Einbruch.
    Das Weiße Haus hat die Republikaner daraufhin aufgefordert, stichhaltige Beweise für eine solche Tat vorzulegen. Was der GOP bisher nicht gelungen ist…

 
11

GEHIRN-TUNING
     
     
    Kate beobachtete John Collins, als er auf dem Moskauer Flughafen ankam.
    Er traf dort mit einem jüngeren Mann zusammen, den die Suchmaschine per Muster-Abgleich als Andrej Popov identifizierte. Popov, russischer Staatsbürger, hatte Verbindungen zu Gruppen bewaffneter Aufständischer, die in den Anrainerstaaten des Aralsees operierten – Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgistan.
    Kate näherte sich dem Ziel.
    Mit zunehmender Erregung führte sie den Blickpunkt der WurmCam nach, während Collins und Popov durch Moskau fuhren – mit dem Bus, mit der Metro, mit diversen Autos. Sie gingen sogar zu Fuß. Kate erhaschte einen Blick auf den Kreml und das alte KGB-Gebäude, als ob sie an einer virtuellen Stadtrundfahrt teilnehmen würde.
    Die Armut in der Stadt war unübersehbar. Trotz seines ›kosmopolitischen‹ Berufs gebärdete Collins sich wie der Archetyp des Amerikaners im Ausland. Kate sah ihm den Ärger wegen der Mobiltelefon-Ausfälle an, das Erstaunen darüber, dass die Fahrscheinverkäufer für die Metro das Wechselgeld mit einem Abakus berechneten, den Ekel wegen der verdreckten öffentlichen Toiletten und die schiere Fassungslosigkeit, als er die Suchmaschine aufrufen wollte und keine Antwort bekam.
    Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als Collins einen Flugplatz in einer Moskauer Vorstadt erreichte und ein Privatflugzeug bestieg. Sofort aktivierte er ein System, das sie für den Autopiloten hielt.
    Da saß sie nun im düsteren Wurmwerk vor einer SoftScreen und steuerte den Blickpunkt mit Hilfe eines Joysticks und eines intelligenten Hilfsprogramms. Trotz der Raffinesse des Systems war es eine anstrengende und diffizile Arbeit, einer Person durch eine fremde Stadt zu folgen; schon die geringste Unaufmerksamkeit würde stundenlange Arbeit zunichte machen.
    Die WurmCam- Führungstechnologie hatte inzwischen einen Stand erreicht, der sie

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