Das Licht Von Atlantis
Kräfte und sie hatten sie mit viel Mühe erworben.
Einmal hatte Riveda ganz nebenbei zu Deoris gesagt, sie könne viel von den saji lernen, obwohl sie selbst das saji -Training nicht erhalten werde.
Nach dem Grund gefragt, hatte er geantwortet: »Zunächst einmal bist du zu alt. Eine saji wird vor der Reife ausgewählt. Und außerdem wirst du zu einem ganz anderen Zweck ausgebildet. Und bei dir würde ich das damit verbundene Risiko auf keinen Fall eingehen, selbst wenn ich dein einziger Initiator wäre. Eine von vieren -« Er zuckte die Schultern und brach das Gespräch ab. Schaudernd erinnerte Deoris sich an die Geschichte, die sie über Wahnsinn bei den saji gehört hatte.
Die saji , das wusste sie jetzt, waren keine gewöhnlichen Huren. Bei bestimmten Ritualen gaben sie den Priestern zwar ihre Körper hin, das aber nur nach bestimmten Gesetzen, die weit strenger - wenn auch ganz anders waren - als die Vorschriften mancher in hohem Ansehen stehender Kulte.
Deoris begriff diese Vorschriften nie ganz, denn über dies eine Thema schwieg Demira sich aus, und Deoris forschte nicht nach Einzelheiten. Sie wollte es lieber nicht allzu genau wissen.
Soviel immerhin hatte Demira ihr erzählt: In bestimmten Phasen der Initiierung musste ein Magier, der Kontrolle über die komplizierteren und unwillkürlichen Reaktionen seines Nervensystems erlangen wollte, gewisse Riten mit einer Frau vollführen, die sich der Vorgänge in seinen psychischen Nervenzentren hellseherisch bewusst und imstande war, den subtilen Fluss psychischer Energien zu empfangen und zurückzuleiten.
Das verstand Deoris, denn sie selbst erhielt ebenso wie diese Magier Unterricht in der Bewusstmachung feinster psychischer Vorgänge. Riveda war Adept; seine vollständige Meisterschaft wirkte wie ein Katalysator auf Deoris und rief in ihrem Geist und Körper übersinnliche Fähigkeiten wach. Sie und Riveda waren körperlich intim, aber auf eine seltsame und fast unpersönliche Weise. Mittels eines kontrollierten und ritualisierten Geschlechtsverkehrs erweckte er latente Kräfte in ihrem Körper, die wiederum auf ihren Geist einwirkten.
Deoris hatte, als ihre Ausbildung begann, die volle Reife bereits erlangt. Außerdem war sie durch Rivedas Fürsorge geschützt. Er bestand auf Disziplin und Mäßigung und achtete darauf, dass sie all ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen richtig verstand und auswertete. Auch spielte ihre frühere Ausbildung zur Priesterin Caratras keine geringe Rolle für die Fortschritte auf ihrem neuen Weg, denn dort hatte man sie darauf vorbereitet, sich solche Kenntnisse in einem ausgeglichenen und stabilen Seelenzustand anzueignen. Wie viel weniger und gleichzeitig mehr das war als das, was die sajis lernten, erfuhr sie von Demira.
Saji wurden in der Tat sehr jung ausgewählt - manchmal schon in ihrem sechsten Jahr - und in einer einzigen Richtung und für nur ein Ziel herangebildet: die frühzeitige Entwicklung psychischer Kräfte.
Es ging dabei nicht ausschließlich um Sexualität, das kam erst als letztes, wenn sie sich der Reife näherten. Trotzdem war die gesamte Lehrzeit bei den Graumänteln von einem starken phallischen Symbolismus geprägt. Zuerst kam die Stimulierung ihrer jungen Seelen, die Erregung von Gehirn und Geist. Sie wurden dabei zahlreichen spirituellen Erlebnissen ausgesetzt, die selbst an einen erwachsenen Adepten große Anforderungen gestellt hätten. Auch in der Musik, vor allem ihren Gesetzen von Schwingungen und Polarität, wurden sie unterrichtet. All das säte zahlreiche Konflikte in den fruchtbaren Boden ihres ungeschulten Geistes - man hielt sie nämlich absichtlich in einem Zustand, der sich wenig von Unwissenheit unterschied -, und zugleich wurden in der immer noch kindlichen Psyche und Physis geschickt verschiedene Emotionen und später sinnliche Leidenschaften aufgebaut. Körper, Seele, Emotion und Geist - alles wurde in einem dauernden Erregungszustand gehalten, den viele nicht ertragen konnten. Es bestand ein äußerst labiles Gleichgewicht im Seelenleben dieser Mädchen, sie waren ein reiches Potential unterdrückter nervöser Energien.
Wenn sie die Pubertät erreichten, wurden sie saji . Buchstäblich über Nacht setzte der Reifeprozess gewaltige unterdrückte Kräfte frei. Mit furchterregender Plötzlichkeit erwachten diese in allen Reflexzentren. Eine Art zweites Gehirn, hellseherisch, instinktiv, ausschließlich psychisch, entstand in den komplizierten äußerst empfindsamen Nervensträngen
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