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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die versengten Schleier und arbeitete mühsam mit den Fingerspitzen seiner verletzten Hände. Seine Heileraugen hatten schon so manches gesehen, jetzt aber zogen sie sich vor Schreck zusammen. Das Stöhnen erstarb. Deoris seufzte, ein Zucken ging durch ihren Körper, dann lag sie da, vollkommen kraftlos. Einen Herzschlag lang war Riveda überzeugt, sie sei tot.
    Reio-ta stand jetzt ganz still, geschüttelt von leichtem Schauern. Er hielt den Kopf gesenkt, sein Geist schwankte offenbar zwischen der eben erst wiedergewonnenen Vernunft und einem drohenden Sturz zurück in die Leere.
    Riveda warf den Kopf nach hinten und starrte durchdringend in die dunklen Augen, die ihn anblickten, als wollten sie ihn verfluchen. Dann machte der Adept eine kurze, befehlende Geste. Reio-ta bückte sich, hob Deoris hoch und legte sie in Rivedas ausgestreckte Arme. Sie lag wie ein totes Gewicht an seiner Schulter. Der Adept biss die Zähne zusammen und trug sie vorsichtig aus dem Tempel.
    Ihm folgte Reio-ta, der einzige Mann, der ihn je verflucht hatte und trotzdem am Leben geblieben war. Er brabbelte demütig vor sich hin, wie Schwachsinnige es tun... Aber tief in seinen Augen glühte ein heimlicher Funke, der vorher nicht da gewesen war.

9. DIE REALITÄT DES ZWIESPALTS
    Während der ersten beiden Jahre ihrer Ehe hatte Arvath sich in dem Glauben gewiegt, er könne Domaris eines Tages dazu bringen, Micon zu vergessen. Er war freundlich und geduldig, hatte Verständnis für ihren schweren Kummer, erkannte ihre Tapferkeit an und nach dem Verlust ihres Kindes bemühte er sich fürsorglich um sie.
    Domaris hatte keine Übung darin, sich zu verstellen, und im zweiten Jahr kam es trotz beiderseitiger Anstrengungen zu Spannungen zwischen ihnen. Arvath war daran nicht ganz unschuldig, aber welcher Mann kann es einer Frau schon verzeihen, wenn sie von seiner Leidenschaft gänzlich unberührt bleibt.
    In allen äußeren Dingen war Domaris ihm eine gute Frau. Sie war schön, bescheiden, zurückhaltend und ordnete sich ihm unter; sie benahm sich wie die Tochter eines hochgestellten Priesters und übte selbst gewissenhaft ihr Priesteramt aus. Den Haushalt führte sie tadellos, wenn auch ohne innere Anteilnahme, und wenn sie merkte, dass Arvath Groll gegen ihren kleinen Sohn empfand, sorgte sie dafür, dass ihm Micail nicht vor die Augen kam. Wenn sie allein waren, war sie anschmiegsam, zutraulich, sogar zärtlich. Leidenschaft empfand sie keine und wollte sie auch nicht vortäuschen.
    Oft entdeckte Arvath ein seltsames Mitleid für ihn in ihren grauen Augen, das aber ertrug er nicht. Es stachelte ihn vielmehr zu eifersüchtigen, zornigen Szenen mit endlosen Vorwürfen an. Manchmal dacht er, wenn sie ihm nur einmal heftig antworten - wenn sie nur einmal protestieren würde, wäre es ihnen möglich, einen neuen Anfang zu machen. Doch ihre Antworten waren immer gleich. Sie schwieg oder sie murmelte leise und beschämt: »Es tut mir leid, Arvath. Ich habe dir ja vorher gesagt, dass es so kommen muss.«
    Dann fluchte Arvath, sah sie an, als hasse er sie, stürmte hinaus und wanderte Stunde um Stunde allein, Selbstgespräche führend, im Tempelbezirk umher. Hätte sie ihm je etwas verweigert, hätte sie ihm Vorwürfe gemacht, dann hätte er ihr mit der Zeit vergeben können. Aber ihre Gleichgültigkeit war schlimmer. Es war, als zöge sie sich an einen geheimen Ort zurück, wohin er ihr nicht folgen konnte. Sie war einfach nicht mehr anwesend, obwohl sie sich im selben Raum aufhielten.
    »Mir wäre lieber, du würdest mich im Hof vor aller Augen mit einem Sklaven zum Hahnrei machen!« brüllte er sie einmal in Wut und Verzweiflung an. »Dann könnte ich wenigstens den Mann töten und mir so Befriedigung verschaffen!«
    »Wäre das eine Befriedigung für dich?« fragte sie sanft, als erwarte sie nur seinen Befehl, um zu tun, was er eben beschrieben hatte. Arvath fühlte heißen, bitteren Hass in sich aufsteigen, stampfte mit unsicheren Schritten aus dem Zimmer, denn er wusste, dass er sie auf der Stelle getötet hätte, wäre er geblieben.
    Manchmal fragte er sich, ob sie ihn nicht gerade dazu provozierte.
    Er fand heraus, dass er ihre Gleichgültigkeit mit Grausamkeit durchbrechen konnte, und er begann sogar, ein gewisses Vergnügen daran zu finden, sie zu verletzen. Böse Worte und Hass wären ihm lieber gewesen als ihre müde Toleranz, die das einzige war, was er für all seine Liebe erhielt. Schließlich behandelte er sie in der Tat schändlich, und

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