Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
die Finger ihrer Linken darum und winkte sie an einen Platz innerhalb des Mosaik-Symbols auf dem Fußboden. Er selbst hielt einen versilberten Metallstab in der Hand. Diesen reichte er dem Chela, und als Reio-ta ihn berührte, gab er einen eigentümlichen, unartikulierten Laut von sich. Seine Hand, die nach dem Stab hatte greifen wollen, zuckte krampfhaft und weigerte sich, ihn zu nehmen, als sei sie unabhängig vom Willen ihres Eigentümers. Mit ärgerlichem Schulterzucken behielt Riveda den Stab und wies dem Chela seinen Platz zu.
    Sie waren im Dreieck aufgestellt, Deoris mit der leuchtenden Kugel in der erhobenen Hand, der Chela in einer Stellung, als halte er zu seiner Verteidigung ein Schwert hoch; auch Rivedas Haltung hatte etwas Defensives. Er war sich seiner eigenen Motive nicht ganz sicher. Er wollte einen Versuch wagen, einmal um seine Neugier zu befriedigen, vor allem aber, um ihre Kräfte zu erproben: seine eigenen, die des Mädchens, das er ausgebildet hatte, und die des Fremden, dessen Geist für Riveda immer noch verschlossen war wie ein Buch mit sieben Siegeln.
    Der Adept rückte ein kleines bisschen zur Seite, dadurch entstand ein bestimmtes Muster zwischen ihnen. Sofort spürte er, dass elektrische Spannung entstand. Deoris bewegte die Kugel um eine Winzigkeit, der Chela veränderte die Haltung einer Hand.
    Nun war das Dreieck perfekt!
    Deoris begann mit einer Art Sprechgesang, der sich melodisch in rhythmischen Kadenzen emporschwang. Beim ersten Ton erwachte der Chela zum Leben. Seinen Augen war anzusehen, dass er den Gesang wiedererkannte, aber er bewegte sich nicht um den Bruchteil eines Zolls.
    Der Gesang ging in eine unheimliche Molltonart über und verstummte. Deoris neigte den Kopf. Langsam, mit einer Anmut und Sparsamkeit der Bewegung, die von hartem Training zeugten, sank sie auf die Knie, die Kristallkugel mit beiden Händen in die Höhe haltend. Riveda hob den Stab... und der Chela beugte sich vor. Seine Hände vollführten automatische Gesten, ganz langsam, wie etwas, das er in seiner Kindheit gelernt hatte, woran er sich aber nur schwach erinnern konnte.
    Das Muster aus Figuren und Tönen veränderte sich fast unmerklich. Bernsteinfarbene Lichter und Schatten zuckten in der Kristallkugel.
    Riveda begann, lange Phrasen zu intonieren, die in sonoren, pulsierenden Rhythmen stiegen und fielen. Deoris fügte ihre Stimme in einem eigentümlichen Kontrapunkt hinzu. Der Chela, die Augen zum erstenmal wach und lebendig, die Bewegungen ruckhaft wie die einer Marionette, blieb noch immer stumm. Riveda konzentrierte sich ganz auf seine Rolle bei dem Ritual und streifte den Chela nur mit einem kurzen Blick aus dem Augenwinkel.
    Würden seine Erinnerungen zurückkehren? Würde der Stimulus des vertrauten Rituals - und der Adept hatte keinen Zweifel daran, dass er es kannte - ausreichen, um das zu wecken, was in dem Gedächtnis des Chela schlummerte? Riveda setzte darauf, dass Reio-ta das Geheimnis tatsächlich besaß.
    Die elektrische Spannung wuchs, pulsierte in dem Widerhall der Klänge in dem hohen Gewölbe des Raumes. Die Kugel glühte, wurde an der Oberfläche fast transparent und enthüllte das Spiel gewundener und gezackter Farbstreifen. Sie wurde dunkel und glühte von neuem auf...
    Plötzlich öffnete der Chela die Lippen. Er benetzte sie krampfhaft. Seine Augen wirkten in seinem wächsernen Gesicht wie gehetzte Gefangene. Dann begann er mit einer heiseren japsenden Stimme zu singen, als zittere sein Gehirn vor Anstrengung und bewege sich im Kopf hin und her wie in einem Käfig aus Knochen.
    Nein , dachte Deoris mit dem Rest von Bewusstsein, der noch nicht in der Zeremonie untergegangen war, dies Ritual ist ihm nicht neu .
    Riveda hatte gesetzt und gewonnen. Zwei Teile dieses Zeremoniells waren allgemein bekannt; aber Reio-ta kannte den dritten und geheimen Teil, der es in die Anrufung einer gewaltigen Macht verwandelte. Gezwungen von Rivedas beherrschendem Willen und dem Stimulus des vertrauten Gesangs auf seinen bewölkten Geist, begann er, diese Macht vor den Augen der beiden anderen ins Leben zu rufen.
    Deoris überkam ein leises Triumphgefühl. Sie hatten die Mauer um ein uraltes Geheimnis durchbrochen, sie wurden Zeugen von etwas, das außer den höchsten Initiierten einer gewissen, fast legendären Geheimsekte noch nie jemand gesehen und gehört hatte - und das nur unter den feierlichsten Eiden des Stillschweigens bis zum Tod!
    Sie spürte, wie die magische Spannung wuchs, wie ihr

Weitere Kostenlose Bücher