Das Licht Von Atlantis
wie die Antwort lauten würde.
Cadamiris Stimme, fest und kräftig, kam von links: »Tod ihm, der seine Macht missbraucht hat!«
»Tod! « Das Wort prallte an die Wände und wurde hin und her geworfen, bis es in schwachen, flüsternden Echos erstarb.
Rajasta drehte sich zum Richtersitz um. »Seid ihr einverstanden?«
»Wir sind einverstanden!« Cadamiris Stimme übertönte alle anderen, Ragamons war heiser und zitterte, die anderen schlossen sich ihren Worten murmelnd an. Domaris sprach so leise, dass Rajasta sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen: »Wir - sind einverstanden.«
»Wenn es euer Wille ist, bin auch ich einverstanden.« Rajasta wandte sich wieder dem in Ketten liegenden Riveda zu. »Du hast dein Urteil vernommen. Hast du dazu noch etwas zu sagen?«
Die blauen, eisigen Augen maßen Rajasta, als wäge der Adept mehrere Antworten gegeneinander ab, von denen jede einzelne den Boden unter Rajastas Füßen erschüttern könnte - aber das kantige Kinn, jetzt vom Anflug eines rötlich-blonden Barts bedeckt, hob sich nur ein wenig und in dem Gesicht lag ein Ausdruck, der weder ein Lächeln noch eine Grimasse war. »Nichts, gar nichts«, erklärte er leise und merkwürdig sanft.
Rajasta vollführte die rituelle Geste. »Der Spruch ist gefällt. Feuer reinigt - und ins Feuer senden wir dich!« Nach einer Pause setzte er feierlich hinzu: »Mögest du geläutert werden!«
»Was ist mit der saji ?« brüllte jemand aus dem Hintergrund.
»Jagt sie aus dem Tempel!« erklang es schrill von einem anderen.
»Verbrennt sie! Steinigt sie! Verbrennt sie gleich mit ihm! Zauberin! Hure!« Ein zischender Sturm brach los, es dauerte Minuten, bis Rajasta mit erhobener Hand Schweigen gebot. Rivedas Hand hatte sich fester um Deoris' Schulter geschlossen, und er biss sich tief in die Unterlippe. Deoris regte sich nicht. Es war, als läge sie bereits tot auf seinen Knien.
»Sie wird bestraft werden«, verkündete Rajasta, »aber sie ist eine Frau - und erwartet ein Kind!«
»Soll der Samen des Zauberers leben?« fragte eine anonyme Stimme. Wieder erhob sich lautes Geschrei und übertönte Rajastas Mahnungen.
Domaris stand auf. Sie schwankte ein bisschen. Dann trat sie einen Schritt vor. Der Aufruhr legte sich allmählich. Unbeweglich wartete die Wächterin, ihr Haar leuchtete wie Feuer. Ihre Stimme war ruhig und klar. »Das darf keinesfalls geschehen. Ich gebe mein Leben zum Pfand für sie.«
»Mit welchem Recht?« verlangte Rajasta zu wissen.
»Sie ist der Mutter angelobt worden«, erklärte Domaris. Mit einem scheuen Blick in den grauen Augen fuhr sie fort: »Sie ist initiiert und der Vergeltung durch Menschenhand entrückt. Frage die Priesterinnen - sie ist nach dem Gesetz sakrosankt. Mein sei ihre Schuld; ich habe versagt, als Wächterin und als Schwester. Ich habe weitere Schuld auf mich geladen. Mit der alten Macht der Wächter, die mir übertragen worden ist, habe ich den Mann, der verurteilt vor dir steht, verflucht.« Domaris' Blick ruhte beinahe freundlich auf Rivedas herausforderndem Gesicht. »Ich habe ihn für dieses und die folgenden Leben, für alle Kreise des Karma verflucht... mittels Ritual und Macht verfluchte ich ihn. Bestrafe mich für meine Schuld.« Sie ließ die Hände sinken und sah Rajasta wartend an.
Rajasta erwiderte den Blick fassungslos. Vor seinen Augen hatte die Zukunft sich plötzlich verfinstert. Wird Domaris denn nie lernen, vorsichtig zu sein? So lässt sie mir keine Wahl... Mit Betroffenheit stellte er fest: »Die Wächterin hat die Verantwortung übernommen! Ich überlasse Deoris ihrer Schwester, damit sie ihr Kind austrage. Über ihr Schicksal soll später bestimmt werden - aber ich enthebe sie aller Ehren. Sie wird niemals Priesterin oder Skriptorin sein.« Er machte eine Pause und sprach von neuem die Menge an. »Die Wächterin sagt aus, sie habe den Angeklagten mittels des alten Rituals und der alten Macht verflucht. Ist das Missbrauch?«
In der Halle summte es von undeutlichen Antworten. Die Einmütigkeit war dahin, es erhoben sich einige wenige Stimmen, und diese nur zweifelnd, fast verhallend in dem weiten Raum. Rivedas Schuld war in einer öffentlichen Verhandlung bewiesen worden, und es war eine greifbare Schuld. Bei Domaris handelte es sich um ein Geheimnis, das nur wenigen bekannt war, und die Masse der Priesterschaft war, auf diese Weise mit ihm konfrontiert, eher bestürzt als empört - denn die Anwesenden hatten kaum eine Vorstellung davon, was es bedeutete.
Ein
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