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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ebenso eindrucksvoll. Sie gewann Freude an den in Terrassen angelegten Gärten, an der herrlichen Aussicht auf die in der Sonne glänzenden Seen im Tal und an den weitausladenden Kronen der Bäume, die an Höhe alle übertrafen, die sie bisher gesehen hatte.
    Dennoch fehlten ihr die Springbrunnen und die ummauerten Innenhöfe und Teiche, und es dauerte viele Jahre, bis sie sich mit den vielgeschossigen Gebäuden abfand und Treppen steigen konnte, ohne zu meinen, sie verletze ein heiliges Geheimnis, das nur im Tempel verwendet werden durfte.
    Domaris hatte ihre Wohnung im obersten Stock des Hauses, das die unverheirateten Priesterinnen beherbergte. Alle Zimmer, die aufs Meer hinausgingen, waren für Domaris und ihre Begleitung geräumt worden - und für ihre kleine Pflegetochter, von der sie selten und nie für lange getrennt war.
    Von jedermann im Neuen Tempel wurde die hochgewachsene, Ruhe ausstrahlende Frau mit der weißen Strähne im flammenden Haar von Anfang an geachtet und bald auch geliebt. Man behandelte sie wie seinesgleichen, jedoch mit Zurückhaltung und Ehrerbietung, wie es einem Menschen gebührt, der ein wenig anders, ein bisschen geheimnisvoll ist. Sie war stets bereit zu helfen und zu heilen, von schnellem Entschluss, aber geduldig und ausgleichend, wenn es Probleme gab. Immer lief ein kleines blondes feingesichtiges Mädchen hinter ihr her. Alle liebten Domaris, nur hielt ihre Fremdartigkeit die Leute ein wenig auf Distanz. Instinktiv erkannten sie, dass diese Frau ihr Leben lebte, ohne wirklich Anteil daran zu nehmen.
    Ein einziges Mal geschah es, dass Dirgat, Erzpriester des Tempels - ein großer Mann von heiliger Würde, der Domaris ein wenig an Ragamon den Ältesten erinnerte - kam und ihr vorwarf, sie habe zu wenig Interesse an ihren Pflichten.
    Domaris senkte den Kopf und gestand auf diese Weise ein, dass der Tadel verdient war. »Sag mir, worin ich gefehlt habe, mein Vater, und ich will versuchen, es besser zu machen.«
    »Du hast kein Jota von deinen Pflichten vernachlässigt, meine Tochter«, antwortete der Erzpriester gütig. »Tatsächlich bist du mehr als gewissenhaft. Du verfehlst dich auch nicht an uns, mein Kind - sondern an dir selbst.«
    Domaris seufzte, widersprach jedoch nicht, und Dirgat, der eigene Töchter hatte, legte seine Hand auf die ihre.
    »Mein Kind - verzeih mir, dass ich dich so nenne; ich bin alt genug, dein Großvater zu sein, und ich habe dich sehr gern. Geht es wirklich über deine Kraft, bei uns ein wenig Glück zu finden? Was quält dich, Tochter? Öffne mir dein Herz. Haben wir dich nicht freundlich genug aufgenommen?«
    Domaris erhob die Augen, und angesichts ihres tränenlosen Kummers räusperte sich der alte Erzpriester verlegen. »Verzeih mir, mein Vater«, antwortete sie. »Ich trauere um mein Heimatland - und um mein Kind - um meine Kinder.«
    »Hast du denn noch andere Kinder? Wenn deine kleine Tochter dich begleiten konnte, warum sie nicht?«
    »Tiriki ist nicht meine Tochter«, erklärte Domaris, »sie ist das Kind meiner Schwester. Ihr Vater wurde der Zauberei angeklagt und hingerichtet - und man hätte auch das unschuldige Kind umgebracht. Um es zu retten, nahm ich es mit. Meine eigenen Kinder -« sie wartete einen Augenblick, bis sie ihre Stimme wieder in der Gewalt hatte. »Es wurde mir verboten, meinen ältesten Sohn mitzunehmen, denn er muss von einem würdigen Mann, der das Vertrauen seines Vaters besaß, erzogen werden, und ich bin verbannt.« Sie seufzte. Ihr Exil war zum Teil eine selbstauferlegte Buße, aber das erleichterte es ihr nicht. Nun zitterte ihre Stimme doch, und sie schloss traurig: »Zwei weitere Kinder sind bei der Geburt gestorben.«
    Dirgat nahm ihre Hand fester in seine. »Niemand kann vorhersagen, welches Geschick ihm die Götter zuteil werden lassen. Vielleicht wirst du deinen Sohn wiedersehen.« Nach kurzer Überlegung fragte er: »Wäre es ein Trost für dich, unter Kindern zu arbeiten - oder würde es dich noch trauriger machen?«
    Domaris dachte nach. »Ich glaube - es wäre eine Wohltat für mich.«
    Der Erzpriester lächelte. »Also sollen dir, zumindest für einige Zeit, deine anderen Pflichten erleichtert werden, damit du die Leitung des Hauses der Kinder übernehmen kannst.«
    Domaris hätte fast geweint über die Mühe, die sich der gute und weise Mann gab, sie glücklich zu machen. »Du bist sehr freundlich, Vater...«
    »Oh, das ist nicht der Rede wert«, murmelte er verlegen. »Gibt es sonst noch eine Bürde, die

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