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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Adept der Schwarzmantel-Sekte so dicht auf der Spur, dass sie versuchten, ihm ihr höllisches Zeichen aufzudrücken, um sich dadurch vor der Entlarvung zu schützen.
    Nur das kann es bedeuten, versicherte Rajasta sich und konnte das Zittern nicht unterdrücken. Götter und Geister, schützt uns alle!
     
    Mit müden, von Schlaflosigkeit gezeichneten Augen sah Domaris die Sonne aufgehen, ein goldenes Spielzeug in einem Bad rosafarbener Wolken. Langsam breitete sich die Morgenröte über dem Sternenfeld aus; das blasse Licht enthüllte gnadenlos die Gesichter der dort Schlafenden.
    Deoris lag still auf der Erde. Ihr regelmäßiger Atem war fast ein Schnarchen. Rivedas Mantel deckte sie immer noch zu, obwohl dieser schon vor Stunden gegangen war. Arvath lag mit weit abgespreizten Gliedern auf dem Gras, als habe der Schlaf ihn überfallen wie ein Räuber in der Nacht. Domaris fiel auf, wie sehr er einem stämmigen kleinen Jungen glich - das dunkle Haar umsäumte wirr die feuchte Stirn, die glatten Wangen glühten im tiefen, gesunden Schlaf eines noch sehr jungen Mannes. Dann kehrten ihre Augen zu Micon zurück, der ebenfalls schlief, den Kopf auf ihre Knie gelegt, seine Hand in ihrer.
    Als Riveda ging, war Rajasta ihm gefolgt, das Gesicht blass und erschüttert, und Domaris war an Micons Seite zurückgekehrt, ohne Rücksicht darauf, was Arvath sagen oder denken mochte. Die ganze Nacht hatte Domaris gespürt, wie die dünnen, verstümmelten Hände zuckten, als bliebe auch im Schlaf noch ein Rest von Schmerz in ihnen. Ein-oder zweimal hatte Micons Gesicht in dem grauen, unheimlichen Licht vor Sonnenaufgang so aschfarben und kraftlos ausgesehen, dass Domaris fürchtete, er lebe nicht mehr. Sie hatte sich niedergebeugt und gehorcht, ob sein Atem noch zu hören war, und da vernahm sie dann, als sie den eigenen Atem anhielt, ein schwaches Seufzen und war gleichzeitig erleichtert und verängstigt. Sie wusste, dass die Schmerzen dieses Mannes, den sie zu lieben begann, nur noch stärker werden würden, wenn sie ihn jetzt aufweckte.
    Als die Nacht am dunkelsten war, hatte Domaris sich bei dem Wunsch ertappt, Micon möge still in den Frieden davontreiben, den er so ersehnte... und dieser Gedanke hatte ihr solchen Schreck eingejagt, dass sie das plötzliche Verlangen, ihn in die Arme zu nehmen und ihm allein durch die Macht der Liebe seine volle Lebenskraft zurückzugeben, kaum widerstehen konnte... Wie kann ich so voller Leben sein und Micon so schwach? Warum, warum nur muss er sterben - und der Teufel, der ihm das angetan hat, lebt ungeschoren weiter?
    Es war, als störten ihre Gedanken seinen Schlaf. Micon regte sich und murmelte etwas in einer Sprache, die Domaris nicht verstand. Dann öffneten sich die blinden Augen. Der Atlanter stieß einen langen Seufzer aus, richtete sich langsam auf, streckte fragend die Hand aus - und zog sie überrascht zurück, als er Domaris' Kleid berührte.
    »Ich bin es, Micon - Domaris«, sagte sie schnell und redete ihn zum erstenmal mit seinem Namen an.
    »Domaris - jetzt erinnere ich mich. Habe ich geschlafen?«
    »Mehrere Stunden. Es wird schon Morgen.«
    Er lachte, verlegen und doch mit dem ihm eigentümlichen Humor, der ihn nie im Stich zu lassen schien. »Ich würde einen traurigen Wachtposten abgeben! So hält man keine Nachtwache.«
    Domaris' helles, freundliches Lachen nahm ihm sofort das Unbehagen. »Alle schlafen seit Mitternacht. Wir beide sind wahrscheinlich die einzigen, die schon aufgewacht sind. Es ist noch sehr früh...«
    Micon sprach jetzt leiser, als fürchte er, die von Domaris erwähnten Schläfer zu wecken. »Ist der Himmel rot?«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Ja. Leuchtend rot.«
    »Das habe ich mir gedacht«, nickte Micon. »Alle Söhne Ahtarraths sind Seeleute; Unwetter und Stürme spüren wir in unserm Blut. Diese Fähigkeit wenigstens habe ich nicht verloren.«
    »Stürme?« wiederholte Domaris und blickte zweifelnd zu den hohen, friedlichen Wolken auf.
    Micon zuckte die Schultern. »Vielleicht haben wir Glück, und der Sturm erreicht uns nicht. Aber es liegt einer in der Luft. Ich fühle ihn.«
    Beide verstummten sie wieder. Domaris überkam die reuige Erinnerung an ihre nächtlichen Gedanken, und Micon rief sich ins Gedächtnis zurück: Also habe ich die ganze Nacht an ihrer Seite geschlafen... In Ahtarrath wäre das fast so viel wie eine Verlobung . Er lächelte. Das erklärt dann auch Arvaths schlechte Laune gestern Abend... aber zum Schluss waren wir alle

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