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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit Nachdruck hinzu: »Auch sollten wir Riveda nicht zu sehr in diese Sache hineinziehen. Er befindet sich bereits am Abgrund einer großen Gefahr!«
    Rajasta, der gerade etwas hatte sagen wollen, stockte der Atem. Hatte Micon in der Nacht des Zenit auch eine Vision oder Offenbarung erlebt, wie er selbst?
    Niemand bemerkte, dass der Priester des Lichts stutzig geworden war; Deoris verspürte den Drang, Riveda zu verteidigen, doch kaum hatte sie zu sprechen begonnen, als ihr zu Bewusstsein kam, dass niemand eine Beschuldigung gegen den Adepten erhoben hatte. Da verstummte sie wieder.
    Domaris' Gesicht veränderte sich; seine Strenge verschwand. »Mir fehlt es an Großmut«, gestand sie. »Ich will still sein, bis ich weiß, dass ich aus Liebe zur Gerechtigkeit spreche und nicht der Rache wegen.«
    »Flammengekrönte«, sagte Micon mit leiser, wohlklingender Stimme, »du wärest keine Frau, wenn du anders sprächest.«
    Deoris' Augen wurden dunkel wie Gewitterwolken. Micon sprach auf so zärtliche Weise mit ihrer Schwester, und Domaris schien nicht beleidigt, sondern im Gegenteil sehr erfreut zu sein. Sie war offenbar sogar glücklich darüber! Deoris meinte, vor Groll ersticken zu müssen.
    Rajastas Blick ruhte auf Domaris und Micon, und beinahe vergaß er seine Befürchtungen. Er lächelte ihnen zu. Wie er sie beide liebte! Auch Deoris sah er freundlich an, denn er mochte sie sehr gern und wartete nur darauf, dass sie zu größerer Reife gelangte. Dann wollte er sie bitten, als seine Akoluthin in die Fußstapfen ihrer Schwester zu treten. Rajasta spürte ungeahnte Möglichkeiten für die in diesem Mädchen erwachende junge Frau. Wenn es sich später ergab, wollte er sie mit Freuden leiten, aber jetzt war Deoris noch zu jung.
    Domaris ahnte seine Gedanken. Sie stand auf, ging zu ihrer Schwester und ließ sich anmutig neben ihr ins Gras sinken. »Leg deine Schriftrolle weg, Schwesterchen«, flüsterte sie zärtlich, »hör zu und lerne. Ich tue es auch. Ich habe dich sehr gern; Kätzchen, ich liebe dich wirklich.«
    Getröstet schmiegte sich Deoris in die Arme ihrer Schwester. Domaris war selten in aller Öffentlichkeit so zärtlich zu ihr, und die unerwartete Liebkosung machte Deoris glücklich. Schuldbewusst dachte Domaris: Armes Kind, sie ist so einsam, ich habe sie wirklich vernachlässigt! Aber Micon braucht mich jetzt mehr! Für Deoris ist später noch Zeit, wenn ich sicher bin, dass...
    »- Hast du immer noch nichts über meinen Halbbruder erfahren?« fragte Micon betrübt Rajasta. »Sein Geschick lastet schwer auf mir. Ich spüre, dass er noch lebt, aber ich weiß , dass es nicht gut um ihn steht...«
    »Ich werde weitere Nachforschungen anstellen«, versprach Rajasta. Er ließ Micons Hände los, damit der Atlanter nicht fühlte, dass seine Worte zur Hälfte Täuschung waren. Rajasta würde Erkundigungen einziehen - er hatte jedoch wenig Hoffnung, etwas Neues über den vermissten Reio-ta zu hören.
    »Wenn er dein Halbbruder ist, Micon«, fiel Domaris ein, und ihre angenehme Stimme klang noch weicher als gewöhnlich, »dann muss er den Weg der Liebe zu dir finden.«
    »Ich halte diesen Weg für nicht leicht«, widersprach Micon ihr freundlich. »Immer und ausschließlich voller Mitgefühl und Verständnis zu sein ist - eine schwierige Aufgabe.«
    Rajasta murmelte: »Du bist ein Sohn des Lichts und hast die Erkenntnis -«
    »Wenig!« Die Stimme des Atlanters bekam einen beinahe rebellischen Unterton. »Ich war dazu bestimmt, andere zu heilen, und sollte meinen Mitmenschen dienen. Nun bin ich nichts und habe meine Bestimmung noch immer nicht erfüllt.«
    Lange Zeit schwiegen sie, und ihrer aller Gedanken beherrschte Micons Tragödie. Domaris sagte sich, sie wolle ihm soviel an Trost der Seele und des Körpers, an Dienst und Liebe geben, wie sie nur könnte, ganz gleich, um welchen Preis.
    Endlich ergriff Deoris das Wort, ruhig, aber herausfordernd. »Micon, du zeigst uns allen, wie ein Mensch Unglück tragen und dabei - größer als ein Mensch sein kann. Ist das nicht eine Verschwendung guter Kräfte?«
    Rajasta runzelte ihrer Kühnheit wegen die Stirn, gleichzeitig aber zollte er ihr im Innern für diese Einstellung Beifall, denn er selbst dachte ganz ähnlich.
    Micon fasste sanft ihre Hand. »Meine kleine Deoris«, sagte er ernst, »Menschen steht es nicht zu, über Glück und Unglück, Wert und Verschwendung zu urteilen. Ich habe viele Dinge in Bewegung gesetzt, und alle Menschen ernten, was sie gesät haben.

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