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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Initiierten erlassen.
    Vor mehr als einem Jahr war Deoris für alt genug befunden worden, zum erstenmal Dienst im Tempel zu tun. Aber ein heftiger, wenn auch nur kurzer Fieberanfall war dazwischengekommen, und danach war ihr Name irgendwie übergangen worden. Nun hatte man sie von neuem zum Dienst gerufen. Die meisten jungen Mädchen der Priesterkaste betrachteten diese Aufforderung als Zeichen, dass sie nun bald erwachsen waren, und freuten sich auf die Zeit im Tempel Caratras. Deoris jedoch traf ihre Vorbereitungen mit einem Widerstreben, das beinahe Rebellion zu nennen war.
    Es war fast zwei Jahre her, dass sie den Schrein zum erstenmal besucht und Unterricht in den Grundbegriffen der Geburtshilfe erhalten hatte. Für sie war es ein bestürzendes Erlebnis gewesen, das ihr Inneres aufgewühlt hatte. Sie hatte die Anstrengung, die Qual und die scheinbare Grausamkeit gesehen - allerdings nach all dem auch die Seligkeit, mit der die Mütter ihre Neugeborenen begrüßten. Dies widersprüchliche Verhalten hatte Deoris verwirrt, und außerdem machten ihr ihre eigenen Gefühle zu schaffen, die bittere Erkenntnis, dass auch sie eines Tages eine Frau sein und dort liegen und unter Schmerzen Leben erzeugen musste. Ein ewiges Warum marterte unaufhörlich ihr Gehirn... Und jetzt, wo es ihr fast gelungen war, das alles zu vergessen, wurde sie von neuem auf diese Probleme gestoßen.
    »Ich kann nicht, ich will nicht!« schrie sie. »Es ist grausam - schrecklich -«
    »Aber Deoris.« Der Atlanter fasste nach den nervös zuckenden Händen, fand und ergriff sie trotz seiner Blindheit.
    »Weißt du nicht, dass Leben Leiden bedeutet und das Hervorbringen von Leben erst recht?« Er seufzte leise und verhalten. »Ich glaube, Schmerz ist das Gesetz des Lebens... und wenn du Frauen, die leiden, helfen kannst, dann willst du dich doch nicht weigern?«
    »Ich weigere mich ja nicht - aber ich wünschte, ich könnte es! Micon, du weißt nicht, wie schrecklich das ist!«
    Micon bezwang seinen ersten Impuls, über ihre Naivität zu lachen. Statt dessen versicherte er ihr freundlich: »Doch, ich weiß es. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, es zu begreifen, Deoris. Aber es gibt Dinge, die jeder allein lernen muss -«
    Deoris, rot vor Verlegenheit, würgte die Frage hervor: »Wie kannst du - das - wissen?« In der Welt des Tempels waren Geburten allein Angelegenheit der Frauen, und Deoris, deren ganze Welt der Tempel war, kam es unmöglich vor, dass ein Mann irgend etwas über die Vorgänge bei einer Geburt wissen könne. War es nicht überall strenger, unabänderlicher Brauch, dass kein Mann sich einem Kindbett nähern durfte? Eine solche Unschicklichkeit war unvorstellbar! Wie sollte Micon, der das Glück gehabt hatte, als Mann geboren zu werden, auch nur eine Ahnung davon haben?
    Micon konnte nicht länger an sich halten, und sein Gelächter brachte Deoris noch mehr auf. »Liebe Deoris«, sagte er, »Männer sind nicht so unwissend, wie du denkst!« Als sie in verletztem Schweigen verharrte, versuchte er, seine ungeschickte Bemerkung wiedergutzumachen. »Unsere Sitten in Atlantis sind nicht wie die euren, Kind. Du darfst nicht vergessen« - ein freundlicher neckender Ton lag in seiner Stimme -, »was für Barbaren wir in den See-Königreichen sind! Und glaub mir, auch hier sind nicht alle Männer unwissend. Und - mein Kind, meinst du, ich wisse nichts von Schmerz?« Er zögerte. Ob dies der richtige Augenblick war, Deoris zu sagen, dass ihre Schwester sein Kind trug? Sein Instinkt sagte ihm, dass diese Nachricht Deoris, die zwischen Gehorsam und Weigerung schwankte, vielleicht helfen könnte, ihre Aufgabe gerne zu tun. Doch stand allein Domaris und nicht ihm das Recht zu, zu reden oder zu schweigen. Von plötzlicher Müdigkeit übermannt, sprach er undeutlich. »Liebes Kind, ich möchte dir etwas sagen: Versuche daran zu denken, dass du, um zu leben, jede Erfahrung brauchen kannst. Manche wird glanzvoll und schön, und manche andere schmerzlich und hässlich sein. Aber es gibt sie alle. Das Leben ist ein Miteinander von ausgewogenen Gegensätzen.«
    Deoris nahm Micons Worte mit einem Augenrollen entgegen, sagte jedoch nichts mehr. Domaris hatte sie auch schon im Stich gelassen... Sie hatte versucht, wirklich versucht, es Domaris begreiflich zu machen. Und diese hatte sie nur verständnislos angesehen und erklärt: »Jede Frau muss nun mal diesen Dienst leisten.«
    »Aber es ist so scheußlich!« hatte Deoris gejammert.
    Domaris hatte sie

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