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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ein, bei dem Atlanter Wache zu halten. Von Zeit zu Zeit streifte er das ausdruckslose Gesicht des Chela mit einem Blick.
    Es dauerte nicht lange, und das Rascheln schwerer stoffreicher Gewänder unterbrach die Stille. Rajasta hätte Riveda fast beiseite gestoßen, um sich über Micon zu beugen. Sein Gesicht trug einen Ausdruck, den niemand an ihm je wahrgenommen hatte. Verwundert und fragend sah er den Adepten an.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr tun«, sagte Riveda in tiefem Ernst. »Aber das kann kein Sterblicher.« Der Graumantel stand auf und setzte leise hinzu: »In seinem augenblicklichen Zustand scheint er kein Vertrauen zu mir zu haben.« Bedauernd sah er auf Micon nieder. »Wie dem auch sei, zu jeder Stunde, bei Nacht und bei Tag, stehe ich dir - und ihm - zu Diensten.«
    Rajasta hob verwundert den Kopf, aber schon war er mit Micon allein. Alle anderen Gedanken aus seinem Geist verbannend, kniete der Priester des Lichts neben dem Bett nieder, ergriff behutsam Micons schmale Handgelenke und ließ seine Kraft in den erschöpften, flackernden Geist des halb schlafenden Atlanters einfließen... Schritte näherten sich und rissen Rajasta aus seiner tiefen Meditation. Er winkte Domaris zu kommen und seinen Platz einzunehmen.
    Doch als Rajasta die eine Hand hob, bewegte Micon sich wieder und brachte mühsam hervor: »War - sonst jemand - hier?«
    »Nur Riveda«, antwortete Rajasta verblüfft, »und ein Schwachsinniger, den er seinen Chela nennt. Schlafe, mein Bruder - Domaris ist gekommen.«
    Rajastas Antwort rief ein Stirnrunzeln auf Micons Gesicht hervor - als aber Domaris' Name fiel, vergaß er alles andere. »Domaris!« seufzte er. Seine Hand tastete nach der ihren, sein verzerrtes Gesicht wurde glatt und entspannt.
    Rajasta hatte Micons Stirnrunzeln bemerkt und seine Bedeutung sofort erkannt. Seine Nasenflügel weiteten sich vor Widerwillen. An Rivedas Beziehung zu diesem Chela stimmte etwas ganz und gar nicht. Rajasta entschloss sich, bei der nächsten Gelegenheit herauszufinden, was es damit auf sich hatte.
     
    Micon war endlich eingeschlafen. Domaris legte sich geräuschlos lauschend neben seinem Bett auf den Fußboden. Rajasta aber bückte sich und zog sie sanft in die Höhe. Er führte sie ein kleines Stück abseits, wo sein Flüstern den schlafenden Mann nicht stören konnte.
    »Domaris, du musst jetzt gehen, Tochter. Er würde mir nie verzeihen, wenn ich zuließe, dass du dich verausgabst.«
    »Wirst du nach mir schicken, wenn er erwacht?«
    »Nicht einmal das möchte ich versprechen.« Er sah ihr in die Augen und stellte fest, dass sie völlig erschöpft war. »Um seines Sohnes willen, Domaris, geh und ruh dich aus!«
    Auf diese Weise ermahnt, entfernte sich die junge Frau gehorsam. Es wurde spät; der Mond war aufgegangen. Er versilberte die trockenen Blätter und hüllte die Springbrunnen in einen leuchtenden Nebel. Domaris ging vorsichtig und langsam, denn ihr Körper war jetzt schwer, auch hatte sie leichte Schmerzen.
    Plötzlich verdunkelte ein Schatten den Pfad. Rivedas hohe breite Gestalt verstellte ihr den Weg. Domaris hielt vor Entsetzen den Atem an. Als der Adept jedoch zur Seite trat, wich die Angst von ihr und sie neigte höflich den Kopf vor ihm. Der Mann reagierte nicht darauf. Seine Augen, kalt wie das frostige Feuer der Nordlichter, musterten sie stumm und forschend. Dann entblößte er pflichtgemäß das Haupt und verbeugte sich vor ihr in einer traditionellen Geste der Ehrerbietung.
    Domaris wich das Blut aus den Wangen, ihr Herz schlug laut gegen die Rippen. Noch einmal beugte der Graumantel den Kopf - diesmal mit nicht mehr als der üblichen Höflichkeit - und zog den langen Rock seines Kapuzenmantels an sich, damit sie ungehindert an ihm vorbeikam. Bleich und verstört blieb sie in der Mitte des Wegs stehen. Über Rivedas Gesicht aber huschte ein geisterhaftes Lächeln. Er setzte seinen Weg fort und war bald außer Sicht.
    Domaris war sich völlig klar darüber, dass die Ehrerbietung des Adepten nicht ihr persönlich und auch nicht ihrer Initiiertenrobe gegolten hatte, sondern ihrer bevorstehenden Mutterschaft. Doch das rief mehr Fragen auf als es beantwortete: Was hatte Riveda veranlasst, ihr einen so feierlichen und heiligen Gruß zu entbieten? Domaris schoss es durch den Kopf, dass sie weniger erschrocken wäre, wenn der Graumantel sie geschlagen hätte.
    Langsam und nachdenklich ging sie weiter. Sie wusste sehr wenig über den Grauen Tempel, aber sie hatte gehört, dass

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