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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seine Magier die sichtbaren Manifestationen der Lebenskraft hoch verehrten. Vielleicht hatte sie, wie sie da im Mondlicht stand, einer ihrer obszönen Fruchtbarkeitsstatuen geähnelt! Puh, was für ein Gedanke! Sie lachte laut, beinahe hysterisch, auf. Deoris, die über den äußeren Korridor im Haus der Zwölf ging, hörte das krampfhafte, unnatürliche Gelächter und eilte ihrer Schwester voller Angst entgegen.
    »Domaris! Was ist, warum lachst du so seltsam?«
    Domaris blinzelte, und das Lachen erstickte. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie bestürzt.
    Deoris sah sie beunruhigt an. »Ist Micon -«
    »Es geht ihm wieder besser. Er schläft gerade. Rajasta wollte nicht, dass ich blieb«, erklärte Domaris. Sie war müde und sehr traurig und sie sehnte sich nach teilnahmsvoller Gesellschaft, aber Deoris war bereits weitergegangen. Vorsichtig rief Domaris ihr nach: »Kätzchen -«
    Das Mädchen drehte sich um. »Was hast du?« fragte sie mit einer Spur von Ungeduld. »Willst du etwas Besonderes?«
    Domaris schüttelte den Kopf. »Nein, nichts, Kätzchen. Gute Nacht.« Sie beugte sich vor und küsste ihre Schwester auf die Wange. Dann sah sie ihr nach, wie sie leichtfüßig den Gang hinunterlief und verschwand. Deoris war in den letzten Wochen sehr schnell gewachsen... Es ist nur natürlich , dachte Domaris, dass sie dabei auch mir entwächst . Trotzdem tat es ihr manchmal weh.
    Als Deoris ihre Entscheidung bekannt gegeben hatte, dass sie Caratras Tempel beitreten wollte, war auch ihr - wie es einem Mädchen ihres Alters zustand - eine eigene Wohnung zugewiesen worden. Weil sie aber immer noch unter Domaris' Vormundschaft stand, lag diese Wohnung hier, im Haus der Zwölf, nahe der von Domaris, aber nicht unmittelbar daneben.
    Für Domaris war es eine Selbstverständlichkeit, dass beim Umgang der Akoluthen miteinander die in der Außenwelt geltenden Beschränkungen nicht beachtet wurden; hier, im Bereich des Tempels, herrschte Freizügigkeit. Nichts konnte vor den Akoluthen geheimgehalten werden, und jeder wusste, dass Chedan manchmal in Deoris' Räumen schlief. Das konnte ganz harmlos sein; seit ihrem dreizehnten Jahr hatte Domaris viele Nächte in aller Unschuld mit Arvath oder einem anderen Jungen an ihrer Seite verbracht. Es war sogar allgemein üblich, und Domaris verabscheute sich selbst für die unterschwellige Bosheit ihres Verdachts. Schließlich war Deoris jetzt fünfzehn... Wenn die beiden tatsächlich ein Liebespaar waren, nun, so war auch das erlaubt. Elis war bei der Geburt ihrer Tochter sogar noch jünger gewesen.
    Als bewegten sich ihre Gedanken auf ähnlichen Pfaden, trat Elis im Flur plötzlich zu Domaris. »Ist Deoris böse auf mich?« fragte Elis. »Sie ist eben, ohne ein Wort zu sagen, an mir vorbeigelaufen.«
    Domaris vergaß ihre Sorgen und lachte. »Nein - sie nimmt nur das Erwachsenwerden sehr ernst! Ich bin überzeugt, heute Abend kommt sie sich älter als Mutter Lydara vor!«
    Elis zeigte Verständnis. »Ich hatte es vergessen, heute war ja ihre Zeremonie. Also ist sie jetzt eine Frau und Postulantin von Caratras Tempel, und vielleicht ist Chedan -« Der ernste Gesichtsausdruck ihrer Cousine ernüchterte die vergnügte Elis. »Sieh mich nicht so an, Domaris! Chedan wird ihr nichts tun, und wenn doch - nun, du und ich hätten nicht das Recht, die beiden deswegen zu tadeln.«
    Domaris' Gesicht, umrahmt von ihrem kupferfarbenen Haar, wirkte blas und angestrengt. »Aber Deoris ist noch so jung, Elis!«
    Elis lachte. »Du hast sie immer zu sehr wie ein kleines Kind behandelt, Domaris. Sie ist jetzt erwachsen! Und wir haben uns doch auch beide einen Mann ausgesucht. Warum willst du ihr dieses Recht absprechen?«
    Domaris blickte Elis an und lächelte erleichtert. »Du verstehst es, nicht wahr«, sagte sie, und daran war kein Zweifel.
    Elis, die ihre Gefühle nicht gern zeigte, fasste Domaris fest am Handgelenk. Halb zog, halb schob sie ihre Cousine in ihre Wohnung, führte sie zu einem Diwan und setzte sich neben sie. »Du brauchst mir nichts zu erzählen«, versicherte sie. »Ich weiß, was du gerade durchmachst.« Auf ihrem sanften Gesicht spiegelte sich die Erinnerung an Demütigung, Zärtlichkeit und Schmerz. »Ich habe das alles kennen gelernt, Domaris. Man braucht Mut, um vollkommen erwachsen zu werden...«
    Domaris nickte. Elis verstand sie tatsächlich.
    In früheren Zeiten war es selten vorgekommen, dass eine Frau heiratete, bevor sie ihre Weiblichkeit bewiesen und einem Mann ihrer Wahl

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