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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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antwortete er, setzte den Hut wieder auf und griff nach seiner Tasche. »Dann gehe ich mal besser. Vielen Dank, das war lustig.«
    Sie lächelte. »Es war nur ein albernes Spiel.«
    »Nun«, meinte er, »danke, dass Sie mich daran erinnert haben, welchen Spaß alberne Spiele machen.« Er hängte sich die Tasche über die breite Schulter und wandte sich in Richtung Stadt. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag, Miss«, fügte er hinzu.
    Tom läutete an der Tür der Pension in der Main Street. Sie war das Reich von Mrs. Mewett, einer Frau von gut sechzig Jahren und rund wie ein Pfefferstreuer. Sie nahm ihn sofort ins Gebet. »In Ihrem Brief stand, dass Sie Junggeselle sind und aus den östlichen Staaten stammen. Also wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich merken würden, dass Sie jetzt in Partageuse sind. Das hier ist ein christliches Haus, weshalb der Konsum von Alkohol und Tabak nicht geduldet wird.«
    Tom wollte ihr schon für den Schlüssel in ihrer Hand danken, doch sie umklammerte ihn entschlossen, während sie fortfuhr. »Ihre ausländischen Angewohnheiten sind hier nicht erwünscht. Ich wechsle bei Ihrer Abreise die Laken, und ich beabsichtige nicht, sie schrubben zu müssen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Um zehn wird abgeschlossen, Frühstück gibt es um sechs, und wenn Sie nicht da sind, müssen Sie eben hungern. Das Abendessen wird um halb sechs serviert, es gelten dieselben Regeln. Zu Mittag essen müssen Sie anderswo.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mrs. Mewett«, erwiderte Tom und entschied sich gegen ein Lächeln, nur für den Fall, dass er damit gegen irgendeine andere Vorschrift verstoßen sollte.
    »Heißes Wasser kostet einen Shilling die Woche extra. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie welches wollen. Meiner Ansicht nach hat kaltes Wasser einem Mann in Ihrem Alter noch nie geschadet.« Sie drückte ihm den Schlüssel in die Hand. Als sie den Flur entlang davonhinkte, fragte sich Tom, ob ihre Sympathien für die Männerwelt wohl einem Mr. Mewett zu verdanken waren.
    In seinem kleinen Zimmer im hinteren Teil des Hauses packte er seine Tasche aus und legte Seife und Rasierer ordentlich auf das dazu gedachte Regalbrett. Anschließend verstaute er lange Unterhosen und Socken fein säuberlich in der Schublade und hängte seine drei Hemden, die beiden Hosen und den guten Anzug mit Krawatte in den schmalen Schrank. Nachdem er ein Buch eingesteckt hatte, brach er auf, um die Stadt zu erkunden.
    Tom Sherbournes letzte Pflicht in Partageuse war ein Abendessen mit dem Hafenmeister und seiner Frau. Captain Percy Hasluck war für das Kommen und Gehen am Hafen verantwortlich, und es hatte Tradition, dass jeder neue Leuchtturmwärter vor der Abfahrt zur Insel bei ihm zu Abend aß.
    Am Nachmittag wusch und rasierte Tom sich noch einmal, glättete sein Haar mit Pomade, knöpfte sich einen Kragen ans Hemd und warf sich in seinen Anzug. Der Sonnenschein vom Vortag war von Wolken und einem beißenden Wind abgelöst worden, der direkt aus der Antarktis kam, weshalb er sicherheitshalber seinen Übermantel anzog.
    Da er immer noch in den Entfernungen von Sydney dachte, rechnete er viel Zeit für die unbekannte Strecke ein und war deswegen zu früh dran. Sein Gastgeber begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln, als Tom sich für sein vorzeitiges Erscheinen entschuldigte.
    »Mrs. Captain Hasluck«, wie ihr Mann sie nannte, klatschte in die Hände. »Ach, du meine Güte, Mr. Sherbourne!«, rief sie aus. »Sie brauchen sich doch nicht dafür zu entschuldigen, dass Sie uns so pünktlich beehren. Und dann noch dazu mit so wunderschönen Blumen.« Sie schnupperte den Duft der späten Rosen, die Tom gegen eine Gebühr in Mrs. Mewetts Garten hatte pflücken dürfen, und blickte zu ihm hoch. »Ach, herrje, Sie sind ja fast so groß wie der Leuchtturm!«, verkündete sie und lachte über ihren eigenen Witz.
    Der Captain nahm Tom Hut und Mantel ab. »Kommen Sie in den Salon«, forderte er ihn auf.
    »Sagte die Spinne zur Fliege!«, fügte seine Frau sofort hinzu.
    »Ach, sie ist eben ein Witzbold«, meinte der Captain. Tom befürchtete allmählich, dass es ein sehr langer Abend werden würde.
    »Möchten Sie einen Sherry? Oder lieber einen Portwein?«
    »Hab Mitleid und bring dem armen Teufel ein Bier, Mrs. Captain«, widersprach ihr Mann, lachte und klopfte Tom auf den Rücken. »Sie müssen mir alles über sich erzählen, junger Mann.«
    Tom wurde von der Türglocke gerettet. »Verzeihung«, sagte Captain

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