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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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als Carl mich absetzte, sah ich über den Hof, und da war sie, saß an diesem Picknicktisch und wartete auf mich. Eine Frau aus Sonnenlicht. Ein rotes Tuch locker um den Hals geschlungen. Eine knochige Gestalt, verschwommene Silhouette, Halbschatten. In einem dieser Kleider, die sie immer trägt; heute eins in Rosa, ein blasses Muster in die Baumwolle gedruckt. Die Art von Kleid, die Rita Hayworth gerne trug. Vorne mit Kragen und Knöpfen, dazu ein Gürtel, immer noch schmal in der Taille. Die Beine unter dem Tisch übergeschlagen, stützte sie sich auf ihre Ellenbogen. Hinter ihr verläuft die Mauer, die das Grundstück vom Friedhof nebenan trennt, Licht splittert auf die Steine, als wären sie noch feucht. Aus der Ferne, von der anderen Seite des Hofs aus, wo ich stand, sah sie jünger aus, als sie ist. Immer noch schlank, ein schmales Ding, immer noch stark und schön, nur ein schwacher Schimmer von Trauer liegt auf ihrem Gesicht, eine Art Wehmut, die ich bei Ada nur dann sehe, wenn ich mich ihr aus der Ferne nähere, wenn sie noch nicht gemerkt hat, dass ich da bin, wenn sie einfach nur eine Frau ist, die allein dasitzt, an einem leeren Picknicktisch vor einer Steinmauer wartet, eine kleine schwarze Handtasche auf der Bank neben sich, den Imbiss wie immer in einer braunen Papiertüte, oben sorgfältig umgeknickt.
    Sie hat begonnen, die Steine so zu drehen, dass die leere Seite nach oben zeigt. Adas Finger sind lang. Sie arbeitet sich von einer Ecke des Kartondeckels aus vor. Ich beginne in der anderen. Ada hat ihre Lesebrille nach hinten geschoben, in ihr Haar mit den schweren Locken. Silbern. Ein wenig Schwarz ist noch darin. Es kommt mir vor, als müsste ich jeden Freitag, wenn wir uns treffen, ihr Gesicht von Neuem kennenlernen – ihre Augen mit der unbestimmten Farbe, nicht recht grün oder braun, das linke blutunterlaufen, eine Schwellung im Winkel, das Auge, das ihr Probleme macht.
    »Eben gerade, Janie«, sagt sie und dreht weiter Steine um, »als ich mich hier hinsetzte und auf dich wartete, da schaute ich hinüber zu dem Streifen wilder Lilien da drüben am Straßenrand. So ein Büschel Lilien steht auch vor meinem alten Haus an der Main Road. Über Dunhams Bach am Hügel. Du kennst doch die Stelle, oder, bei der Kurve, wo die alte Mauer von Gestrüpp überwuchert ist? Jedes Mal, wenn ich zu dieser Jahreszeit an der Stelle vorbeifahre, blühen die Lilien, den ganzen Tag, wie es so ihre Art ist, und ich finde dann immer, dass die Felder noch so ähnlich aussehen wie früher. Auf dem einen oder anderen stehen Kühe auf der Weide, der Mais kommt raus. Das sind keine Bauern, die Leute, denen das Haus jetzt gehört – ein Anwalt und seine Frau irgendwo aus dem Norden, vielleicht aus Boston –, sie verpachten die Felder an die Smith-Jungen wegen der Steuervergünstigung, aber es sieht immer noch genauso aus wie früher, das alte Tor ist noch da und der ummauerte Friedhof dahinter, wo ich früher mittags unter dem großen Baum mit meinen Brüdern etwas aß. Damals pflückten wir immer ein paar Lilien, stellten sie in ein Einweckglas und aßen im Schatten, saßen auf den Steinen und ließen die Füße baumeln.«
    Wir sind fast fertig – unser See blanker Steine im scharlachroten Deckel, die zarte Maserung des Holzes auf der Rückseite der einzige Hinweis auf die Buchstaben darunter. Wir haben dieses Spiel schon so oft gespielt, dass ich anhand der Verfärbungen eigentlich wissen müsste, welcher Stein ein D , welcher ein X ist. Wie sonderbar die Vorstellung, es könnte das letzte Mal sein, dass wir diese Steine umdrehen. Ich muss es ihr sagen. Ihre Finger bewegen sich langsam, irgendein Gedanke scheint sich in ihr abzuspulen.
    »Diese Lilien erinnern mich immer an das graue Pferd, das ich früher hatte. Hab ich dir schon mal die Geschichte von dem grauen Pferd erzählt?«
    »Hm«, mache ich vage. Ich liebe diese Geschichte.
    »Mein Vater brachte das Pferd einmal mit, als er oben im Norden zu tun hatte. Er kaufte die Pferde immer noch unberitten, und manchmal nahm er meine Brüder mit, mich aber nie. Ich wollte ihn so gerne begleiten. Er versprach mir, irgendwann wäre es so weit, aber es kam nie dazu.
    Ich muss gerade sieben gewesen sein, als mein Vater das graue Pferd mitbrachte. Ich weiß noch, dass ich ihm nur bis zur Schulter reichte, wenn ich es striegelte. Es war ein großer Hengst, keine Schönheit, aber er war gut. Wie gemacht für die Arbeit, und er arbeitete hart. Und er war schlau. Er merkte

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