Das Liebesspiel
sich, wo die Steine im Feld lagen, und behielt es von einem Jahr zum nächsten, wich ihnen aus, noch bevor der Pflug wendete. Mein Vater ließ ihn immer zusammen mit einem der jüngeren Pferde arbeiten, spannte beide ein, und innerhalb eines Tages hatte das graue Pferd dem jüngeren alles gezeigt. Es passte auf mich auf, das graue Pferd.
Früher ging ich oft angeln, manchmal mit meinen Brüdern, aber öfter allein, ich hatte einen Kirschbaumzweig, den ich mir im Wald geschnitten hatte, eine Schnur und eine Dose Würmer. Ich nahm immer den Pfad unterhalb der Felder durch den Sumpfwald und über die kleine Steinbrücke, wenn ich Forellen im Bach fangen wollte. Unter dieser Steinbrücke lebte eine Schlange. Eine große, schwarze. Fast zwei Meter lang, und als ich einmal drüberging, schoss diese Schlange hinter einem Felsen hervor und verfolgte mich, richtig schnell, als wollte sie mich beißen, und ich lief weg. Konnte ihr gerade so entkommen. Und als ich an dem Tag angelte, musste ich die ganze Zeit daran denken, dass ich wieder über die kleine Brücke musste, um nach Hause zu kommen, und ich wusste, dass die Schlange dort auf mich wartete. Als es schließlich Abend war, machte ich mich auf den Weg nach Hause, und diese Schlange war wirklich da, auf der anderen Seite der Steinbrücke, sie lag dort, platt getrampelt, toter als tot, die Erde um sie herum war übersät mit Blut und Hufabdrücken. Wenn ich jetzt manchmal an meinem alten Haus vorbeifahre und diese wilden Lilien sehe, fällt mir das alles wieder ein.«
Es sind Taglilien, könnte ich ihr erklären. Genau genommen keine Wildblumen. Aber es ist mir egal. Ich habe es Ada schon gesagt und sie hat mir ihren typischen Blick zugeworfen und mit den Schultern gezuckt, wie sie es gerne tut, dieser kleine Zug um den Mund, als wüsste sie es besser. Sie wachsen nicht einfach dort, wo man sie einpflanzt, antwortet sie gern. Sie säen sich von selbst aus. Wachsen, wo sie wollen.
Im Dezember wird sie achtzig. Zwanzig Jahre älter als ich, sie wurde 1924 geboren, als es noch ein Ereignis war, ein Flugzeug am Himmel zu sehen.
Das fällt mir manchmal auf – die Kluft von Jahren zwischen uns. Als ich drei war, war Ada Anfang zwanzig und hatte bereits ein Auge auf meinen Vater geworfen. Wie unwahrscheinlich es angesichts dieser Kluft und all ihrer Folgen ist, dass Ada und ich immer noch hier zusammenkommen, an diesem ausgeklappten Spielbrett, zu diesem Ritual.
Früher waren wir zu viert. Außer mir waren noch Adas beste Freundin Vivienne Butler und Caroline Wilkes dabei. Wir trafen uns jeden Freitag. Gingen immer im Midway Lanes neben dem Drive-in bowlen; dann brach sich Vivienne das Knie und Ada verletzte sich an der Hüfte. Ungefähr zur selben Zeit machten sie die Bahn zu und rissen den Drive-in ab, um dort einen Walmart zu bauen. So begannen wir stattdessen, Scrabble zu spielen.
Caroline mochte Scrabble nicht. Sie meinte, das Spiel sei ihr zu langsam, in Wahrheit war sie einfach nur schlecht darin, aber gleichzeitig ehrgeizig, was Ada einmal zu der Bemerkung veranlasste, das sei eine Mischung, die nichts Gutes verheiße. Ada hatte recht und nach einem Jahr stieg Caroline aus. Wenn wir uns freitags zum Spielen trafen, lief sie uns manchmal im Gemeinschaftsraum über den Weg. Im Winter oder bei schlechtem Wetter spielten wir drinnen, dann saß Caroline gelegentlich an einem anderen Tisch mit Betsy Cornell oder Peg Amaral und spielte Kniffel oder ein anderes Spiel, das man in einer Viertelstunde herunterreißt und bei dem man vom Würfelglück abhängig ist.
Vivienne war diejenige, die gerne Scrabble spielte, lieber noch, glaube ich, als Ada und ich. Vivi war so. Sie war schnell zu begeistern. Und sie war sündhaft gut in dem Spiel. Sie hätte uns beide leicht jede Woche schlagen können, aber sie war eine anständige Spielerin, das war Vivienne, geschickt und großzügig. Sie gehörte nicht zu denen, die absichtlich etwas auslegten, um die Chancen eines anderen zu vereiteln. Sie hatte immer ein Auge auf den Gesamtspielstand.
Oft nahm Vivi an den Scrabble-Turnieren teil, die damals in Fall River veranstaltet wurden, als das Spiel der letzte Schrei war. Es war Vivis Brett, mit dem wir begannen, und es waren ihre Buchstabensteine in dem violetten Samtbeutelchen mit dem golddurchwirkten Bändchen, bis sie das Q und eins der M s verlor. Danach benutzten wir meins.
Vivienne hatte eine Schwäche für Kaventsmänner – ein Ausdruck, den Ada für die Spielzüge geprägt
Weitere Kostenlose Bücher