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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Sieg haben wir nur dir zu verdanken«, stellte er fest.
    Der Tätowierte Mann schüttelte den Kopf. »Nein«, widersprach er, »ihr habt alle mitgewirkt. Ohne Ausnahme.«
    Jona nickte. »Das stimmt«, räumte er ein. »Aber das war nur möglich, weil du zu uns kamst und uns den Weg gezeigt hast. Zweifelst du immer noch daran?«
    Der Tätowierte Mann runzelte die Stirn. »Wenn ich diesen Sieg als meinen persönlichen Erfolg ansehen würde, wäre das eine Verachtung all derer, die heute Nacht gestorben sind. Das Opfer, das sie brachten, darf man nicht schmälern. Behalte deine Prophezeiungen für dich, Fürsorger. Diese Leute brauchen sie nicht.«
    Jona verbeugte sich tief. »Wie du willst«, entgegnete er, aber der Tätowierte Mann spürte, dass diese Sache noch nicht vorbei war.

32
    Ein neuer Name
    332 - 333 NR
     
     
     
    Leesha winkte Rojer und dem Tätowierten Mann zu, die den Pfad heraufgeritten kamen. Als sie absaßen, legte sie den Malpinsel in die Schale zurück, die auf der Veranda stand.
    »Du lernst schnell«, lobte sie der Tätowierte Mann, während er die Siegel begutachtete, die sie auf die Veranda gemalt hatte. »Diese Symbole können eine ganze Horde Dämonen abwehren.«
    »Sie lernt schnell, sagst du?«, mischte sich Rojer ein. »Bei der Nacht, das ist eine grobe Untertreibung! Es ist noch keinen Mond her, da konnte Leesha ein Windsymbol nicht von einem Flammensiegel unterscheiden.«
    »Recht hat er«, gab der Tätowierte Mann zu. »Ich habe Gesellen im fünften Lehrjahr gesehen, die das Zeichnen von Siegeln zu ihrem Beruf machen wollten, deren Linien nicht halb so akkurat waren.«
    Leesha lächelte. »Mir flog schon immer alles zu«, erklärte sie. »Außerdem seid ihr gute Lehrmeister, du und mein Vater. Ich wünschte nur, ich hätte mich schon früher damit befasst.«
    Der Tätowierte Mann zuckte die Achseln. »Wir wünschen uns wohl alle, dass wir die Zeit zurückdrehen und mit unserem
heutigen Wissen die Entscheidungen von damals fällen könnten.«
    »Ich glaube, dann wäre mein ganzes Leben anders verlaufen«, sinnierte Rojer.
    Leesha lachte und schob die beiden in die Hütte hinein. »Das Essen ist gleich fertig«, erklärte sie und trat ans Feuer. »Wie ist das Treffen des Dorfrats verlaufen?«, erkundigte sie sich, während sie in dem dampfenden Topf rührte.
    »Der sogenannte Dorfrat besteht nur aus Dummköpfen«, brummte der Tätowierte Mann.
    Sie lachte wieder. »Erzähl. Was war los?«
    »Der Rat hat dafür gestimmt, dem Dorf einen neuen Namen zu geben. Es soll jetzt ›Tal des Erlösers‹ heißen«, berichtete Rojer.
    »Es ist doch nur ein Name«, meinte Leesha, setzte sich zu ihnen an den Tisch und schenkte Tee ein.
    »Mich stört nicht der Name, sondern die Einstellung«, erläuterte der Tätowierte Mann. »Ich habe mich durchgesetzt, dass die Dörfler aufhören, mich mit ›Erlöser‹ anzusprechen. Aber ich höre, wie sie dieses Wort hinter meinem Rücken immer noch flüstern.«
    »Für dich wäre es das Einfachste, wenn du dich damit abfändest«, schlug Rojer vor. »Eine solche Geschichte kann man nicht vertuschen. Mittlerweile erzählt sie jeder Jongleur nördlich der Krasianischen Wüste.«
    Der Tätowierte Mann schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht lügen und vorgeben, jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich will mir mein Leben gar nicht einfach machen. Wenn ich diesen Weg gewählt hätte …« Er unterbrach sich.
    »Wie geht es mit dem Wiederaufbau des Dorfes voran?«, fragte Leesha und holte ihn so in die Gegenwart zurück, als seine Augen einen abwesenden Blick annahmen.

    Rojer lächelte. »Dank deiner Behandlung sind die Leute wieder auf den Beinen, und jetzt scheint täglich ein neues Haus hochgezogen zu werden. Du wirst schon bald ins Dorf zurückkehren können.«
    Leesha schüttelte den Kopf. »Diese Hütte ist alles, was mir von Bruna geblieben ist. Sie ist jetzt mein Zuhause.«
    »So weit vom Dorf entfernt befindest du dich aber außerhalb der sicheren Zone«, warnte sie der Tätowierte Mann.
    Leesha zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich kann verstehen, warum du die neuen Straßen in Form eines Siegels angelegt hast«, erwiderte sie, »aber außerhalb der sicheren Zone zu leben hat auch Vorteile.«
    »Findest du?« Der Mann hob eine tätowierte Braue.
    »Welchen Vorteil sollte es haben, in einer Gegend zu wohnen, in der jederzeit Horclinge auftauchen können?«, wunderte sich Rojer.
    Leesha nippte an ihrem Tee. »Meine Mutter weigert sich auch, umzuziehen«,

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