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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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einem dumpfen Ton zurück ins Kissen. Die Züge ihrer Mutter entglitten, zeigten pures Entsetzen. Für einen Moment tat sie Moira sogar leid.  
    »O Moira, wie konntest du nur?« Kraftlos sank sie neben ihrem Mann auf das Bett. »Was habe ich nur verbrochen, dass ich so gestraft werde?«  
    Es herrschte betretenes Schweigen; nur Mutters leises Schluchzen erfüllte das Zimmer. Moira stand in der Mitte des Raumes, ihr Herz klopfte laut. Sie wollte ihren Eltern keinen erneuten Schmerz bereiten, doch sie musste es tun, um sich selbst zu schützen.  
    Lediglich Dr. McIntyre schien unbeeindruckt, seine anfängliche Unsicherheit war wie weggeblasen. »Mrs Delaney, wenn ich etwas vorschlagen dürfte?«  
    Mutter hob den Kopf und winkte stumm mit der Hand.  
    »Ich habe gewisse Zweifel an dieser Aussage. Mit Eurer Erlaubnis würde ich die Behauptung Eurer Tochter gerne überprüfen. Durch eine ärztliche Untersuchung.«  
    »Wie bitte?!« Moira glaubte sich verhört zu haben.  
    »Ich möchte nur sichergehen, dass Ihr die Wahrheit sagt.«  
    »Vater!«  
    Philip Delaney war sein Unbehagen anzusehen, als er ihrem verzweifelten Blick auswich. »Du solltest tun, was er sagt«, murmelte er.  
    Moira sah entgeistert zu, wie Dr. McIntyre seine Brille aus einem Etui holte, sie aufsetzte und anschließend seinen ausgebeulten Arztkoffer aufklappte.  
    »Bitte, Miss Moira, wenn Ihr so freundlich wärt.« Er wies auf eine Ecke des Schlafzimmers, wo ein Paravent und ein Sessel standen. »Es dauert nicht lange. Und wenn Ihr wirklich nicht mehr unberührt seid, wird es auch nicht weh tun.«  
    Die plötzliche Stille lastete wie ein Alpdruck auf Moira, ihr Herz raste.  
    »Ich denke ja nicht daran.« Sie machte einen Schritt auf die Tür zu.  
    Im nächsten Moment verstellte ihre Mutter ihr die Tür. »Du wirst diesen Raum nicht eher verlassen, als bis wir Klarheit haben!«  
    Moira schluckte, ihr Kopf war vollkommen leer. Aber nicht um alles in der Welt würde sie sich von diesen Fingern berühren lassen!  
    Ihre abwehrend erhobenen Schultern sanken zurück. »Das wird nicht nötig sein«, flüsterte sie kaum hörbar, mit gesenktem Kopf und brennenden Wangen. »Ich … ich habe gelogen.«  
    »Was sagt Ihr?«, fragte Dr. McIntyre, der die kurze Szene ohne erkennbare Regung verfolgt hatte. »Ich habe Euch leider nicht verstanden.«  
    »Ich habe gelogen!«  
    »Dann seid Ihr also noch unberührt?«  
    Moira nickte stumm, das Blut pulsierte in ihren Ohren. Von ihren Eltern kam ein doppeltes Aufseufzen.  
    Dr. McIntyre lächelte grimmig. »In diesem Fall, Mr Delaney, meine Damen, steht einer baldigen Vermählung nichts im Wege.«  
    Moira bekam kaum mit, wie Dr. McIntyre und ihre Eltern einander die Hände schüttelten und zu ihrer Verbindung beglückwünschten. Sie wusste nur, dass sie soeben den ersten Schritt in Richtung Abgrund getan hatte.  

2.  
     
    Der Blick aus dunklen Augen strahlte Vertrauen aus und fast so etwas wie Mitgefühl. Weiche, haarige Lippen kitzelten Moiras Handfläche, als die schwarze Stute den Apfel entgegennahm. Dorchas blies warme Luft aus ihren Nüstern und begann zu mahlen. Mit geschlossenen Augen drückte Moira ihren Kopf an den Pferdeleib, bis ihre Haut prickelte, spürte den warmen Körper, das pochende Herz, und sog den vertrauten starken Duft ein.  
    Etwas Feuchtes berührte ihre Hand. Als sie die Augen öffnete, sah sie das Fohlen, tintenschwarz wie seine Mutter, und kniete lächelnd nieder, das warme Gefühl bedingungsloser Zuneigung im Bauch.  
    »Guten Morgen, Ossian«, flüsterte sie. Sie hatte den kleinen Hengst nach dem kriegerischen Barden aus den Sagen getauft. Für dieses Tier war sie bei ihren Eltern in Ungnade gefallen. Und doch war die Geburt des Fohlens die wundervollste Erfahrung, die Moira je gemacht hatte.  
    Sie nahm Striegel und Kardätsche aus ihrer Wandhalterung und begann, Dorchas mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen zu bürsten. Die stickige Wärme im Stall und die Bewegung ließen Moira schon bald in Schweiß ausbrechen, aber sie arbeitete angestrengt weiter, bis Dorchas’ schwarzes Fell wieder glänzte. Ungeduldig wedelte sie eine Fliege fort und hängte ihr Arbeitsgerät zurück an die Stalltür. Die Haare klebten ihr feucht an Stirn und Schläfen. Sie trat aus der Stalltür und hielt das Gesicht in die warme Brise. Ein schwacher Salzgeschmack legte sich auf ihre Zunge – der Hafen war nah. Wie gerne wäre sie jetzt ausgeritten, vielleicht die

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