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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Arbeit schüttelte er den Kopf, um die Erinnerung an den Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, zu vertreiben. Etwas, das er nicht als Furcht anerkennen wollte, begann, sich in seinem Magen breit zu machen und schien sich dort permanent niederlassen zu wollen. Gott, würde er denn nie von ihrer Gegenwart befreit sein? Selbst jetzt hatte sich dieser letzte Blick in sein Gedächtnis eingebrannt, und er wusste, dass er ihn nie vergessen würde, egal, wie alt er wurde. Es war, als ob sie selbst im Tode noch Macht über ihn hatte …
    Während die anderen mit einem Stein und einem Ast eine flache Grube in den feuchten Boden buddelten, wickelte Elijah Sarah in ihre Kleider ein.
    »Warte mal! Was ist das denn?«, fragte Dowd und zog etwas von ihrem Kleid. Seine Hand schloss sich um Sarahs Perlenbrosche. »Das behalte ich. Das bringt mir in Sydney Town bestimmt was ein.«
    Elijah packte Dowd am Handgelenk und grub seine Finger so tief in seinen Arm, bis der andere aufjaulte. »Du Narr! Alle wissen, dass diese Brosche ihr gehört, es ist ihr einziger Wertgegenstand. Wenn man dich damit sieht, ist alles verraten. Lass sie fallen.«
    »Aber …« Gier und Angst machten sich in Dowds Augen breit. Er wollte seine Beute nicht so einfach fahren lassen.
    »Elijah hat Recht«, warf Rupert ein. »Das macht Sinn. Wirf sie weg, Thomas.«
    Widerwillig steckte ihr Dowd die Brosche wieder an.
    »Alles klar, Jungs«, meinte Elijah, nachdem er das provisorische Grab kurz inspiziert hatte. »Rollt sie rein.«
    Danach standen sie kurz um das Grab herum und blickten auf ihren zusammengekrümmten Körper.
    »Los Jungs, lasst es uns auffüllen.«
    Keuchend schoben die drei Erde, Steine und Zweige über ihren Körper, als Sarah sich plötzlich mit einer schier übermenschlichen Anstrengung aufsetzte.
    Die Männer sprangen zurück, ihre Gesichter vor Entsetzen verzerrt, da sie sie schon für tot gehalten hatten.
    »Ihr elenden Feiglinge«, flüsterte sie, wobei ihr Kopf irgendwie zu schweben schien und unerträgliche Schmerzen jeden Teil ihres Körpers in Wellen überliefen. Ihr Atem ging immer schwerer, und ihr Blick trübte sich, doch nicht so sehr, dass sie sie nicht gut genug sehen konnte, um sich ihre Gesichter für ewig einzuprägen. Sie starrte sie durch einen blutigen Nebel – ihr eigenes Blut – an. »Denkt immer daran!«, brachte sie aus blutenden Lippen hervor. »Ihr alle! Die Rache ist mein, bis in alle Ewigkeit! « Damit fiel sie zurück in die Grube.
    »Schnell! Macht fertig! Grabt sie ein, verdammt noch mal!«
    »Vielleicht lebt sie noch«, wandte Rupert ein.
    »Nicht mehr lange, das garantiere ich dir«, grunzte Elijah, hob den Stein, um sein Werk zu vollenden und warf ihn dann so weit wie möglich in den Wald.
    Noch etwa zwanzig Minuten arbeiteten sie, schaufelten mit den Händen Erde und Gras und pressten es so dicht um Sarahs Körper, dass nur noch ein kleiner Hügel am Boden sichtbar war.
    »Rollt ein paar Steine drüber und verwischt die Erde mit ein paar Zweigen«, befahl Elijah mit einer Spur seines frühe ren Hochmuts. Das Miststück hatte ihn ganz schön erschreckt, als sie sich aufgesetzt hatte. Beinahe hätte er sich in die Hose gemacht. Als sich die anderen aufrichteten, brachte er ein Lächeln zustande. »Gut gemacht, Jungs. Jetzt lasst uns hier verschwinden. Und behaltet Cavanagh im Auge. Wenn er nur ein Wörtchen piepst, schlitz ich ihm die Kehle auf!«
    »Das wird kaum nötig sein«, meinte Dowd, »das tue ich schon selber.«
     
    Als die drei den Hang hinunter zur Siedlung zurückgingen, kam Sarah wieder zu Bewusstsein. Warum war es so dunkel? Was drückte sie so schwer nieder? Sie rang nach Luft. Warum konnte sie nicht atmen? Und ihr war so kalt. Erdbröckchen krümelten in ihre Nasenlöcher, sie hustete und atmete noch mehr Erde ein.
    Lieber Gott im Himmel! Diese Feiglinge hatten sie begraben. Lebendig!
    Sie schrie, doch das hieß nur, dass sie noch mehr Erde aufsog. Sie versuchte, sich zu bewegen und schaffte es nicht, da sie die Erde um sie herum und über ihr festgestampft hatten. Heilige Maria … Sie hielt mitten im Gebet inne und dachte an Meggie, ihr liebes kleines Kind, und rief sich ihr Bild vor Augen. Was würde aus ihr werden? Wer würde sich um sie kümmern?
    Sie schnappte nach Luft, würgte und schluckte noch mehr feuchte Erde. Aus jeder Pore und jedem Muskel, allen Sehnen, Knochen, Fasern und Geweben stieß sie einen letzten Eid hervor, während sich gnädig ein dunkler Schleier über sie senkte:

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