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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Plummer.
    Marie presste die Lippen aufeinander. Konnte sie Jeremy die Wahrheit sagen? Wo er doch mit Corrigan unter einer Decke steckte!
    »Du warst mit ihm unterwegs, nicht wahr? Mit diesem Herumtreiber!«
    »Carter ist kein Herumtreiber!«, schnappte Marie. »Er ist ein anständiger Mann – im Gegensatz zu manch anderen hier in Selkirk.«
    »Du betrügst mich mit ihm.« Jeremy kam drohend ein Stück näher. Nur unter Aufbietung großer Selbstbeherrschung gelang es Marie, ihm nicht das Tagebuch um die Ohren zu hauen – obwohl sie auf einmal ein ganz dringendes Bedürfnis danach spürte, stärker als alles andere, weil er in diesem Augenblick ganz wie ihr Vater zu sein schien.
    »Wie kann ich dich betrügen, wenn wir nicht einmal verheiratet sind!«, versetzte Marie zornig. »Erkläre mir lieber, warum du meine Sachen durchwühlt hast.«
    »Das war nicht ich«, entgegnete Jeremy. »Das war Stella. Und sie hat ein gutes Recht dazu, immerhin bist du Gast in ihrem Haus. Du bist ohne ein Wort zu sagen verschwunden, wir dachten schon, du seist mit diesem Kerl durchgebrannt.«
    Als Plummer direkt vor ihr stehen blieb, roch Marie eine Whisky-Fahne. Panik schnürte ihr die Kehle zu. Es war wie damals, als Peter sich mit ihrem Vater angelegt hatte. Als es zu dem verhängnisvollen Schlag gekommen war.
    Wo bist du jetzt, mein Schutzgeist, dachte Marie, während sie vor Angst zitternd nach einem Ausweg suchte.
    »Ich bin nicht mit ihm durchgebrannt, wie du siehst. Und ich habe dich auch nicht mit ihm betrogen.«
    Jeremy schien nicht hinzuhören. »Hast du eine Ahnung, wie viel es mich gekostet hat, dich herzuholen? Corrigan hat recht, ich hätte mir ein Mädchen aus der Gegend suchen sollen.«
    Marie hielt den Atem an, als Jeremy vorschoss und sie grob an den Armen packte.
    »Ich lasse mich nicht von dir zum Affen machen, hörst du? Kein Weibsstück wird mich zum Affen machen!«
    »Dann lass dir doch von Corrigan eine Frau suchen!«, platzte es aus Marie heraus. Eine Ohrfeige schleuderte sie zurück. Während sie mit den Rippen gegen die Bettkante prallte, brannte ihre rechte Gesichtshälfte wie Feuer. Blutgeschmack breitete sich in ihrem Mund aus.
    Jeremy stand keuchend über ihr. Benommen blickte Marie zu ihm auf. Dann war es, als würde sie plötzlich etwas hören. Kein Wolfsgeheul, sondern die Stimme ihres Bruders, der ihr zurief, dass sie von hier wegkommen sollte. Wie damals, kurz bevor ihr Vater ihn zu Boden gestoßen hatte. Kurz bevor …
    Obwohl der Schmerz sie fast bewusstlos machte, sprang sie auf die Füße. Wütend starrte sie Jeremy an, der ein Stück zurückwich. Dann stürmte sie los. Als Jeremy versuchte, sie zurückzuhalten, stieß sie ihn beiseite. Das Klappern eines Stuhls begleitete sie die Treppe hinunter, doch Marie drehte sich nicht um. Mit brennender Wange und zornig flatterndem Atem stürmte sie nach draußen und begann dann zu rennen. Obwohl die Tränen ihr die Sicht verschleierten, fand sie den Weg zum Schulhaus, wo sie durch die Tür und direkt in die Arme von James Isbel stolperte.
    »Du meine Güte, Miss Blumfeld, was ist denn passiert?«
    Marie brach in Tränen aus und sank auf die Knie. Schluchzend krümmte sie sich zusammen.
    »Marie!«, tönte es da von der Seite. Carter eilte zu ihr, streichelte sanft ihren Rücken, doch das konnte ihre Wut und ihre Schmerzen nicht lindern.
    »Sie kam eben zur Tür herein«, berichtete Isbel, während er sich vor Marie hockte. »Du lieber Himmel, ist das Blut?«
    Verrückt vor Sorge packte Philipp sie an den Schultern und zog sie vorsichtig nach oben. Als er das Blut an ihrer Lippe sah, schnappte er nach Luft, dann zog er ein Taschentuch hervor.
    »Wer hat das getan?«
    Marie antwortete nicht.
    »Liebes, sag mir, wer war das? Hat dich einer von den Kerlen erwischt?«
    Isbel blickte Carter fragend an. »Was für Kerle meinen Sie?«
    »Bevor wir aus der Stadt geritten sind, ist Marie bedroht worden. Von Corrigans Leuten.«
    »Corrigan?«
    Carter nickte. »Miss Blumfelds Ansichten sind ihm zu indianerfreundlich, wie Sie vielleicht wissen. Er hat denselben Kerl auf sie gehetzt, der auch mich verprügeln sollte.«
    »Es war keiner von denen«, schluchzte Marie, als sie aufblickte. »Es war Jeremy.«
    »Dein Verlobter hat dich geschlagen?«
    James und Philipp tauschten kurze Blicke.
    Marie nickte. »Er hat mich überrascht, als ich in Stellas Haus war. Sie haben mein Zimmer durchwühlt, und plötzlich stand er in der Tür.«
    »Unglaublich«, murmelte James. »Und

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