Das Lied des Achill
Keule wie einen Hammer, und wo sie niedergeht, schießen riesige Fontänen empor. Achill weicht jedem dieser Schläge aus. Das Wasser scheint ihn nicht zu behindern.
Achills Schwert schwingt schneller als jeder Gedanke, kann den Gott aber nicht gefährden. Skamander pariert jeden Hieb mit seiner Keule und zwingt ihn, noch schneller zu sein. Er ist ein alter Gott, alt wie die allererste Eisschmelze in den Bergen, und trickreich. Er kennt jede Schlacht, die auf dieser Ebene ausgefochten wurde, und lässt sich durch nichts überraschen. Achill wird langsamer. Mit nur dünner Klinge den Gott auf Abstand zu halten erschöpft seine Kräfte. Holz splittert, sooft die Waffen aufeinandertreffen, doch die Keule ist so dick wie Skamanders Schenkel, vergebens zu hoffen, dass sie bricht. Mit Blick auf das Menschlein, das seine Attacken kaum mehr parieren kann, macht sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Unaufhaltsam schlägt er zu. Achills Gesicht ist von Anstrengung gezeichnet. Er kämpft am Rand, am äußersten Rand seiner Kraft. Er ist schließlich nur ein Halbgott.
Ich sehe, wie er sich für einen letzten verzweifelten Angriff sammelt. Dann stößt er blitzschnell zu und zwingt Skamander auszuweichen. Auf diesen Moment hat er gewartet. Ich sehe ihn zum alles entscheidenden Stoß ansetzen. Er springt.
Und zum ersten Mal in seinem Leben ist er nicht schnell genug. Der Gott fängt den Stoß ab. Achill wankt, kaum merklich. Der Gott aber sieht es wohl. Er nutzt die Schwäche des Gegners und lässt die Keule siegesgewiss und mit tödlicher Wucht auf ihn niedersausen.
Er hätte es besser wissen müssen, so auch ich, der diese edlen Füße kein einziges Mal hat straucheln sehen. Sie treten nie fehl. Achill hat menschliche Schwäche nur vorgetäuscht, und der Gott fällt auf seine List herein.
Skamander greift an und öffnet seine Deckung dem Schwertstoß Achills. In der Seite des Gottes klafft eine Wunde, und der Fluss färbt sich wieder golden vom Saft, der seinem Meister entströmt.
Skamander wird nicht sterben, doch geschwächt und müde muss er sich in die Berge schleppen, zurück zu seinen Quellen, um aus ihnen wieder neue Kraft zu schöpfen. Er taucht im Fluss unter und ist verschwunden.
Obwohl er keuchend nach Luft schnappt, gönnt sich Achill keine Rast. »Hektor!«, brüllt er und nimmt die Jagd wieder auf.
Kaum hörbar flüstern die Götter:
Er hat einen von uns geschlagen.
Was mag geschehen, wenn er die Stadt angreift?
Die Zeit für Trojas Niedergang ist noch nicht gekommen.
Und ich denke: Sorgt euch nicht um Troja. Er ist auf Hektor aus, nur auf ihn. Wenn Hektor tot ist, wird er die Waffen strecken.
Am Fuß der mächtigen Mauern Trojas wächst in einem Hain der heilige Lorbeerbaum. Unter seinen Zweigen hat Hektor Zuflucht gesucht. Doch hier treffen die beiden nun aufeinander. Der eine ist dunkel. Er steht da, als hätten seine Füße tiefe Wurzeln ins Erdreich getrieben. Sein Helm, der Brustpanzer und die Beinschienen sind aus poliertem Gold. Mir passten sie gut, doch ihm sind sie zu klein. Seine Kehle ist ungeschützt.
Der andere ist kaum wiederzuerkennen, so verzerrt ist sein Gesicht. Seine Kleider sind noch nass vom Kampf im Fluss. Er hebt seinen aus Eschenholz geschnitzten Speer.
Nein , flehe ich ihn an. Es ist sein eigener Tod, den er in der Hand hält, sein eigenes Blut, das vergossen wird.
Hektors Augen sind geweitet, er flieht nicht länger. »Gewähre mir eines. Übergib meinen Leichnam meiner Familie, wenn du mich getötet hast.«
Achill scheint seine Antwort herauswürgen zu müssen. »Es gibt keine Geschäfte zwischen Löwen und Menschen. Ich werde dich töten und dein Fleisch roh verschlingen.« Sein Speer fliegt. Die Spitze glimmt wie der Abendstern und bohrt sich in Hektors Hals.
Achill kehrt zum Zelt zurück, in dem ich aufgebahrt liege. Er ist über und über mit Blut verschmiert, als hätte er in den Kammern eines riesigen Herzens gebadet, daraus er gerade erst, immer noch tropfend, wieder hervorgestiegen ist. An einem um Hektors Füße gebundenen Lederriemen schleift er dessen Leiche hinter sich her. Das mit Blut und Staub beschmierte Gesicht ist so schwarz wie sein Bart, nachdem er, an seinen Streitwagen gebunden, ins Lager der Griechen gezogen wurde.
Die Könige Griechenlands empfangen ihn.
»Du hast heute triumphiert, Achill«, sagt Agamemnon. »Nimm ein Bad und ruh dich aus. Danach werden wir deinen Sieg feiern.«
»Ich werde nicht feiern.« Er stößt ihn beiseite und
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