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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an ihrer Seite liegen würde?
    Alyss zog die silberne Kette aus ihrem Gewand und betrachtete den Siegelring, der daran hing. Johns Siegel, das Siegel des Falkners. Nicht das seines adligen Hauses.
    Was würde die Zukunft bringen?
    »Frau Alyss! Frau Alyss! «
    Ärger.
    Frieder kam zwischen den Reben auf sie zugelaufen. Benefiz sprang an ihm hoch, der Kater verdrückte sich.
    »Was ist passiert?«
    »Sie haben Lucien in den Turm geschleift.«
    »Ah.«
    Frieder keuchte: »In Ketten gelegt.«
    »Ah.«
    »Der Rentmeister Oldendorp hat ihn angezeigt.«
    »Aus welchem Grund?«
    Frieder beruhigte sich etwas, zauselte den Spitz und grinste dann.
    »Na ja, Lucien hat sich sein Pferd geliehen.«
    »Bitte?«
    »Also, wir waren auf dem Weg zum Stiefelmacher, wie Ihr uns aufgetragen habt. Und da stand dieser Gaul angebunden hinter der ›Eselin‹. Ich hab dem Lucien erzählt, was das für ein Haus ist. Und er hat gemeint, so früh am Tag wird der Besitzer des Pferdes wohl kräftig genug sein, einige Zeit drin zu verbringen. Und er wollte sich das Tier ausleihen. Ich hab ihn gewarnt, Frau Alyss. Wirklich. Mehrmals. Aber da war er schon im Sattel, hat was gebrüllt und ist losgeprescht. Der kann verdamp gut reiten.«
    »Halte deine Bewunderung im Zaum, Frieder. Wie fing man Lucien ein?«
    »Der Rentmeister hat’s vom Fenster aus gesehen und ist raus. Er hat die Wachen gerufen, und die haben Lucien am Rheinufer abgefangen und zum Frankenturm gebracht.«
    »Und woher weißt du das alles, Frieder?«
    »Ähm – ich hab mich ein bisschen versteckt und bin dann hinter Lucien her. Der wollte nämlich unbedingt die Schiffe sehen, und da dachte ich mir, dass er zum Rhein runter ist. War ja auch so.«
    »Hat er den Wachen oder dem Rentmeister gesagt, wer er ist?«
    Frieder hob die Schultern.
    »Wird wenig genug verstanden haben, was die gesagt haben. Frau Alyss, kann Herr Robert ihn da rausholen?«
    »Auf Pferdediebstahl steht die Todesstrafe«, sagte Alyss dumpf, und Frieder erbleichte.
    »Aber … es war doch nur ein Streich. Er wollte das Pferd doch nicht stehlen.«
    »Er hat es aber gestohlen. Und Herr Robert ist zu den Gewandschneidern unterwegs.« Sie sah zu dem Falken hinauf, der seine Kreise zog. Dann legte sie den Handschuh ab und reichte ihn Frieder.
    »Ruf Jerkin zurück, ich suche den Turmmeister im Frankenturm auf.«
    »Danke, Frau Alyss. Er ist ein Rotzlöffel, der Lucien, aber er versteht unsere Sprache nicht gut. Und er hat Heimweh.«
    »Hat er?«
    Frieder scharrte mit den Füßen. Dann murmelte er: »Er weint nachts.«
    »Ich kümmere mich um ihn.«
    Sie legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Er hatte sich zu einem netten Burschen gemausert.
    Der grauhaarige Turmmeister maß sie mit strengem Blick, als einer der Wächter sie zu ihm in seine Kammer geführt hatte.
    »Alyss vom Spiegel?«, knurrte er.
    »Tochter des Herrn Ivo vom Spiegel, Handelsherr und Ratsherr.«
    Sie nutzte selten ihre Abstammung, um etwas durchzusetzen – ihr Vater war noch immer ein einflussreicher, gelegentlich sogar gefürchteter Mann. Aber hier ging es um ihren Schützling, der so schnell wie möglich aus den Händen der Stadtwache befreit werden musste.
    Der Turmmeister mäßigte demzufolge auch seine Strenge und gab sich sachlich.
    »Was bringt Euch zu mir?«
    »Mein Schützling, Lucien du Chailley, hat einen bösen Streich begangen. Er hat sich das Pferd des Rentmeisters Oldendorp ausgeliehen. Ich bin hier, weil ich um Gnade bitten möchte.«
    »Um Gnade, Frau Alyss? Für einen Pferdedieb?«
    »Er ist ein Junge noch, übermütig und fremd in unserem Land. Erst letzte Woche wurde er von seinen Eltern in meine Obhut gegeben.«
    »Und die haben ihn nicht gelehrt, dass man Pferde nicht stehlen darf?«
    »Er hat es nicht gestohlen, er hat es geliehen.«
    »Und halb zu Schanden geritten!«, grollte der Turmmeister. Dennoch, als Alyss ihn unverwandt anblickte, vermeinte sie ein leichtes Aufzucken um seine Lider zu bemerken. Ihr Vater, der Meister des gehobenen Donnerwetters, zeitigte ebensolche feinen Spuren der Belustigung, wenn er von tollkühnen Abenteuern hörte. Ihr wurde etwas leichter ums Herz.
    »Ihr habt einen Sohn, Turmmeister?«
    »Derer dreie. Lausejungen, einer wie der andere. Aber gerade gewachsen und aufrecht.«
    »Ohne je eine Narretei begangen zu haben?«
    Der Turmmeister gab einen undefinierbaren Laut von sich, den Alyss richtig zu deuten wusste. Also machte sie einen Vorschlag.
    »Mag es sein, dass

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