Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
und einen versilberten Gürtel. »Das muss meiner Schwester in Erinnerung gerufen werden.«
An den Türen zu Lysas Gemächern begegneten sie ihrem Onkel, der gerade herausstürmte. »Auf dem Weg zum Narrenfest?«, schimpfte Ser Brynden. »Ich würde dir raten, deiner Schwester Vernunft einzuprügeln, wenn ich nur glaubte, dass es etwas nützt, aber du würdest dir nur die Hand verletzen.«
»Von Schnellwasser ist ein Vogel eingetroffen«, begann Catelyn, »ein Brief von Edmure … «
»Ich weiß, Kind.« Der schwarze Fisch, der seinen Umhang hielt, war Bryndens einziges Zugeständnis an Schmuck.
»Ich musste es von Maester Colemon erfahren. Daraufhin habe ich deine Schwester um die Erlaubnis gebeten, tausend erfahrene Männer zu nehmen und so schnell wie möglich nach Schnellwasser zu reiten. Weißt du, was sie entgegnet hat? Das Grüne Tal kann weder tausend Streiter entbehren noch einen einzigen, Onkel , hat sie erwidert. Ihr seid der Ritter des Tores. Euer Platz ist hier.« Ein Schwall von kindischem Gelächter drang durch die offenen Türen hinter ihm heraus, und ihr Onkel warf einen finsteren Blick über die Schulter. »Nun, ich habe ihr gesagt, da kann sie sich ebenso gut gleich einen neuen Ritter des Tores suchen. Schwarzfisch hin oder her, noch bin ich ein Tully. Bei Einbruch der Dunkelheit breche ich nach Schnellwasser auf.«
Das konnte Catelyn nicht überraschen. »Allein? Ihr wisst so gut wie ich, dass Ihr auf der Bergstraße nicht überleben werdet. Ser Rodrik und ich kehren nach Winterfell zurück. Kommt mit uns, Onkel. Ich gebe Euch Eure tausend Mann. Schnellwasser wird nicht allein kämpfen.«
Brynden dachte einen Moment lang nach, dann nickte er barsch. »Wie du sagst. Es ist ein langer Heimweg, aber wir werden es schon schaffen. Ich warte unten auf euch.« Er schritt von dannen, und sein Umhang flatterte ihm hinterher.
Catelyn wechselte einen Blick mit Ser Rodrik. Zum Klang von hohem, angespanntem Kinderkichern traten sie durch die Tür.
Von Lysas Gemächern aus erreichte man einen kleinen Garten, einen Ring von Erde und Gras, mit blauen Blumen bepflanzt und auf allen Seiten von hohen, weißen Türmen umgeben. Die Erbauer hatten ihn als Götterhain gedacht, aber die Ehr ruhte auf dem harten Stein des Berges, und so viel Mutterboden sie auch aus dem Tal heraufbringen mochten, konnten sie doch keinen Wehrholzbaum dazu
bringen, hier Wurzeln zu schlagen. Die Lords über die Ehr pflanzten daher Gras und verteilten Skulpturen zwischen den niedrigen, blühenden Büschen. Dort sollten die beiden Streiter aufeinandertreffen und ihr Leben und das Tyrion Lennisters in die Hände der Götter legen.
Lysa, frisch geputzt und in cremefarbenem Samt, ein Band aus Saphiren und Mondsteinen um den milchweißen Hals, hielt auf der Terrasse Hof, mit Blick auf den Kampfplatz, umgeben von ihren Rittern, Gefolgsleuten und großen und kleinen Lords. Die meisten von ihnen hofften noch immer, sie zu ehelichen, mit ihr das Bett zu teilen und an ihrer Seite über das Grüne Tal von Arryn zu herrschen. Nach allem, was Catelyn während ihres Besuches auf Hohenehr gesehen hatte, hofften sie vergeblich.
Ein hölzernes Podium war errichtet worden, um Roberts Stuhl zu erhöhen. Dort saß der Lord über die Ehr, kicherte und klatschte in die Hände, während ein buckliger Puppenspieler in blau-weißem Narrenkleid zwei hölzerne Ritter aufeinander einhacken ließ. Krüge mit dicker Sahne und Körbe voller Brombeeren waren verteilt worden, und die Gäste tranken süßen, nach Orangen duftenden Wein aus verzierten Silberbechern. Ein Narrenfest, hatte Brynden es genannt. Wie Recht er hatte.
Auf der anderen Seite der Terrasse lachte Lysa fröhlich über einen Scherz von Lord Hanter und biss vorsichtig in eine Brombeere an der Spitze des Dolches von Ser Lyn Corbray. Diese beiden Freier standen in Lysas Gunst am höchsten … heute zumindest. Nur schwerlich hätte Catelyn sagen können, welcher der beiden ungeeigneter gewesen wäre. Eon Hanter war noch älter, als Jon Arryn es gewesen war, halb verkrüppelt von der Gicht und mit drei streitsüchtigen Söhnen geschlagen, einer habgieriger als der andere. Ser Lyn frönte einer ganz anderen Narretei: Schlank und gut aussehend, war er der Erbe eines uralten, wenn
auch verarmten Hauses, dabei eitel, leichtsinnig und aufbrausend … und, wie man flüsterte, notorisch desinteressiert am intimen Charme der Frauen.
Lysa erblickte Catelyn und hieß diese mit schwesterlicher Umarmung und
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