Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
… ich …«
»Dafür wirst du sterben.« Ser Emmon ergriff eine Streitaxt von dem Waffenstapel nahe am Eingang. »Für das Leben des Königs wirst du mit deinem eigenen bezahlen!«
»NEIN!«, schrie Catelyn gellend, nachdem sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte, doch es war zu spät. Der Blutrausch hatte die Männer übermannt, und sie stürzten mit Gebrüll vor, das ihre schwache Stimme übertönte.
Brienne bewegte sich schneller, als Catelyn hätte glauben mögen. Ihr eigenes Schwert hatte sie nicht zur Hand, daher zog sie Renlys aus der Scheide und hob es, um Emmons Axthieb abzuwehren. Ein blauweißer Funke blitzte auf, als Stahl klirrend auf Stahl traf, und Brienne sprang auf und stieß den Leichnam des Königs zur Seite. Ser Emmon stolperte über den Toten, und Briennes Klinge durchtrennte den hölzernen Schaft der Axt, deren Kopf davonflog. Ein zweiter Mann stieß Brienne eine brennende Fackel in den Rücken, doch der Regenbogenumhang war nass vom Blut und fing kein Feuer. Brienne fuhr herum und schlug zu, und Hand und Fackel flogen durch die Luft. Die Flammen krochen über den Teppich. Der verstümmelte Mann brüllte auf. Ser Emmon ließ den Axtschaft fallen und griff nach seinem Schwert. Der zweite Soldat griff an, Brienne parierte, und die Schwerter tanzten und klangen. Als Emmon Cuy sich dazugesellte, war Brienne zum Rückzug gezwungen, trotzdem
hielt sie beide in Schach. Auf dem Boden fiel Renlys Kopf zur Seite, und ein zweiter Mund klaffte in seinem Hals, aus dem das Blut nun in langsamen Stößen quoll.
Ser Robar hatte unsicher gezögert, doch jetzt griff er nach dem Heft seines Schwertes. »Robar, nein, hört zu!« Catelyn packte seinen Arm. »Ihr tut ihr Unrecht, sie war es nicht. Helft Ihr! Hört mich an, es war Stannis.« Der Name war ihr über die Lippen gegangen, ehe sie darüber nachdenken konnte, doch indem sie ihn aussprach, wusste sie, es stimmte. »Ich schwöre es, Ihr kennt mich, es war Stannis, der ihn getötet hat.«
Der junge Regenbogenritter starrte die Verrückte, die vor ihm stand, mit weit aufgerissenen Augen an. »Stannis? Wie?«
»Ich weiß es nicht. Zauberei, dunkle Magie, da war ein Schatten, ein Schatten.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme wahnsinnig, doch die Worte sprudelten aus ihr heraus, während die Klingen hinter ihr weiter aufeinanderprallten. »Ein Schatten mit einem Schwert, ich schwöre es, ich habe ihn gesehen. Seid Ihr denn blind, das Mädchen hat ihn geliebt! Helft ihr!« Sie blickte über die Schulter, sah den zweiten Soldaten fallen, die Klinge löste sich aus seinen tauben Fingern. Draußen hörte man Geschrei. Jeden Augenblick würden weitere zornige Männer hereinstürmen. »Sie ist unschuldig, Robar. Ihr habt mein Wort darauf, beim Grabe meines Gemahls und meiner Ehre als Stark!«
Das erlöste ihn. »Ich werde sie aufhalten«, sagte Ser Robar. »Bringt sie fort.« Er drehte sich um und ging hinaus.
Das Feuer hatte die Wand erreicht und kroch daran hinauf. Ser Emmon bedrängte Brienne hart, er in emailliertem Stahl gerüstet, sie in Wolle. Er hatte Catelyn vollkommen vergessen, bis das eiserne Kohlenbecken krachend auf seinem Hinterkopf landete. Da Emmon einen Helm trug, richtete der Hieb keinen bleibenden Schaden an, doch der Mann ging in die Knie. »Brienne, kommt mit mir«, befahl Catelyn.
Das Mädchen erkannte seine Chance sofort. Ein Schnitt, und die grüne Seide teilte sich. Sie traten hinaus in die Kälte und Dunkelheit der Dämmerung. Auf der anderen Seite des Pavillons wurden Stimmen laut. »Hier entlang«, drängte Catelyn, »und langsam. Wir dürfen nicht rennen, sonst fragt man uns, warum. Tut, als sei nichts geschehen.«
Brienne schob die Klinge durch ihren Gürtel und ging neben Catelyn. Die Nachtluft roch nach Regen. Hinter ihnen stand der Pavillon des Königs in Flammen, die hoch in die Dunkelheit hinaufloderten. Niemand machte Anstalten, die beiden Frauen aufzuhalten. Männer rannten an ihnen vorbei, schrien »Feuer!«, »Mord!« und »Zauberei!« Andere standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich leise. Einige beteten, und ein junger Knappe war auf die Knie gefallen und schluchzte laut.
Renlys Schlachtreihen lösten sich auf, während sich das Gerücht ausbreitete und von Mund zu Mund ging. Die Lagerfeuer waren niedergebrannt, und als der Himmel im Osten heller wurde, tauchte Sturmkap riesig wie ein Traum aus Stein auf, während bleicher Nebel über das Schlachtfeld zog und auf den Flügeln des
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