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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wahrscheinlich für eine kalte und schlechte Mutter. Ich war nicht einmal bei Ned, als er starb …
    Die Welt verschwamm vor ihren Augen, die Septe drehte sich um sie. Die Schatten schwankten und bewegten sich verstohlen wie Tiere über die gerissenen weißen Wände. Catelyn hatte heute noch nichts gegessen. Vielleicht war das nicht klug gewesen. Sie hatte sich eingeredet, sie habe keine Zeit dafür, doch in Wahrheit schmeckte ihr das Essen ohne Ned nicht mehr. Als sie ihm den Kopf abschlugen, haben sie auch mich getötet.
    Hinter ihr zischte die Fackel, und plötzlich sah sie das Gesicht ihrer Schwester auf der Wand, obwohl die Augen härter waren, sie gehörten nicht Lysa, sondern Cersei. Cersei ist ebenfalls Mutter. Gleichgültig, wer die Kinder gezeugt hat, sie hat ihre Tritte in ihrem Bauch gespürt, sie hat sie unter Schmerzen in ihrem Blut zur Welt gebracht, sie hat sie an ihrer Brust gestillt. Wenn sie tatsächlich von Jaime stammen …
    »Betet Cersei auch zu dir, Mylady?«, fragte Catelyn die Mutter. Sie sah die stolzen, kalten, lieblichen Züge der Lennister-Königin auf der Mauer. Der Riss war nicht verschwunden; selbst Cersei konnte um ihre Kinder weinen. »Jeder der Sieben verkörpert alle der Sieben«, hatte Septon Osmynd sie gelehrt. Das Alte Weib war genauso schön wie die Jungfrau, und die Mutter konnte wilder sein als der Krieger, wenn ihre Kinder bedroht wurden. Ja …
    Damals, bei Robert Baratheons Besuch auf Winterfell hatte sie genug gesehen und wusste, dass der König nicht viel Liebe für Joffrey empfand. Wenn der Junge tatsächlich durch Jaimes Samen gezeugt war, hätte Robert ihn zusammen mit
seiner Mutter zum Tode verurteilt, und wenige nur hätten ihn deswegen verflucht. Bastarde waren nichts Ungewöhnliches, Inzest jedoch war sowohl den alten als auch den neuen Göttern gegenüber eine entsetzliche Sünde, und die Kinder solcher Verruchtheit wurden in Septen und Götterhainen gleichermaßen als Abscheulichkeit bezeichnet. Bei den Drachenkönigen hatte der Bruder die Schwester geheiratet, doch sie waren vom Blut des alten Valyria, wo solche Sitten üblich gewesen waren, und wie ihre Drachen hatten sich die Targaryen weder vor Menschen noch Göttern verantworten müssen.
    Ned musste es gewusst haben, und vor ihm Lord Arryn. Kein Wunder, dass die Königin beide hatte töten lassen. Würde ich nicht für meine Kinder das Gleiche tun? Catelyn ballte die Hände zur Faust und spürte die Steifheit an der Stelle, wo der Stahl des Mörders bis auf den Knochen durchgedrungen war, während sie ihren Sohn verteidigt hatte. »Bran weiß es auch«, flüsterte sie und senkte den Kopf. »Bei den guten Göttern, er muss etwas gesehen oder gehört haben, deshalb wollten sie ihn in seinem Bett töten.«
    Verwirrt und müde überließ sich Catelyn Stark ihren Göttern. Sie kniete vor dem Schmied, der Dinge, die zerbrochen waren, richtete, und bat ihn um Schutz für ihren süßen Bran. Sie ging zur Jungfrau und bat sie, Arya und Sansa mit Mut zu segnen und sie in ihrer Unschuld zu behüten. Den Vater betete sie um Gerechtigkeit an, um die Stärke, danach zu suchen, und die Weisheit, sie zu erkennen, und den Krieger bat sie darum, Robbs Stärke zu erhalten und ihn in seinen Schlachten zu beschützen. Zum Schluss wandte sie sich an das Alte Weib, dessen Statuen es oft mit einer Laterne in der Hand zeigten. »Führe mich, weise Dame«, betete sie. »Weise mir den Weg, den ich gehen muss, und lass mich an den dunklen Orten, die vor mir liegen, nicht stolpern.«
    Schließlich hörte sie Schritte hinter sich und ein Geräusch an der Tür. »Mylady«, rief Ser Robar leise, »verzeiht, aber
die Zeit ist um. Wir müssen zurück sein, ehe der Morgen graut.«
    Catelyn erhob sich steif. Ihre Knie schmerzten, und sie hätte viel für ein Federbett und ein Kissen gegeben. »Danke, Ser. Ich bin bereit.«
    Schweigend ritten sie durch das offene Waldland, dessen Bäume sich wie betrunken in die vom Meer abgewandte Richtung neigten. Das nervöse Wiehern von Pferden und das Scheppern von Stahl führten sie zurück zu Renlys Lager. Die langen Reihen von Mann und Pferd waren in Finsternis gerüstet, so schwarz, als habe der Schmied selbst sie in der Nacht aus Stahl getrieben. Zur Rechten und Linken sah sie Banner, doch wegen der Dunkelheit kurz vor dem Morgengrauen konnte sie weder Farben noch Wappen erkennen. Eine graue Armee, dachte Catelyn. Graue Männer auf grauen Pferden unter grauen Bannern. Während Renlys Schattenritter

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