Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
die haben scharfe Ohren und noch schärfere Messer.« Er steckte sich die Olive in den Mund.
»Ein Messer besitze ich ebenfalls. Kapitän Khorane hat mir eins geschenkt.« Er zog den Dolch hervor und legte ihn auf den Tisch. »Ein Messer, um Melisandre das Herz herauszuschneiden. Wenn sie denn eines hat.«
Salladhor Saan spuckte den Olivenkern aus. »Davos, guter Davos, solche Dinge dürft Ihr nicht sagen, nicht einmal im Scherz.«
»Das ist kein Scherz. Ich beabsichtige allen Ernstes, sie umzubringen. « Falls man sie mit den Waffen eines Sterblichen überhaupt töten kann . Davos war sich dessen nicht sicher. Er hatte mit angesehen, wie der alte Maester Cressen Gift in ihren Wein geschüttet hatte, mit seinen eigenen Augen hatte er es gesehen, doch als beide aus dem vergifteten Becher getrunken hatten, war nur der Maester gestorben, nicht die Rote Priesterin. Dennoch, ein Messer ins Herz ... Sogar Dämonen kann man mit kaltem Eisen töten, sagen die Sänger .
»Ihr schwingt gefährliche Reden, mein Freund«, warnte Salladhor Saan ihn. »Ich denke, Ihr seid noch krank vom Meer. Das Fieber hat Euch den Verstand zerkocht, ja. Am besten legt Ihr Euch ins Bett und ruht Euch so lange aus, bis Ihr wieder zu Kräften gelangt seid.«
Bis meine Entschlossenheit nachlässt, meint Ihr . Davos erhob sich. Er fühlte sich fiebrig und ihm war ein wenig schwindelig,
doch das spielte keine Rolle. »Ihr seid ein verräterischer alter Schurke, Salladhor Saan, und dabei doch ein guter Freund.«
Der Lyseni strich sich über den spitzen Silberbart. »Und bei diesem guten Freund werdet Ihr bleiben, ja?«
»Nein, ich werde gehen.« Er hustete.
»Gehen? Seht Euch doch an! Ihr hustet, Ihr zittert, Ihr seid dünn und schwach. Wohin wollt Ihr gehen?«
»Zur Burg. Dort ist mein Bett und mein Sohn.«
»Und die Rote Frau«, sagte Salladhor Saan misstrauisch. »Sie ist ebenfalls in der Burg.«
»Sie auch.« Davos schob den Dolch wieder in die Scheide.
»Ihr seid ein Zwiebelschmuggler, was wisst Ihr schon übers Anschleichen und über den Umgang mit Messern? Außerdem seid Ihr krank, Ihr könnt den Dolch nicht einmal halten. Wisst Ihr, was Euch blüht, wenn man Euch erwischt? Während wir auf dem Fluss gebrannt haben, hat die Königin Verräter verbrannt. Diener der Dunkelheit , hat sie sie genannt, die armen Kerle, und die Rote Frau hat gesungen, als die Feuer lichterloh brannten.«
Davos überraschte das nicht. Ich wusste es , dachte er, ich wusste es, ehe er es mir erzählt hat . »Sie hat Lord Sonnglas aus dem Kerker geholt«, vermutete er, »und Hubard Ramtons Söhne.«
»Genau, und hat sie verbrannt, genauso, wie Ihr brennen werdet. Wenn Ihr die Rote Frau tötet, werden sie Euch aus Rache verbrennen, und falls es Euch nicht gelingt, sie zu töten, werden sie Euch verbrennen, weil Ihr es versucht habt. Sie wird singen, Ihr werdet schreien, und dann werdet Ihr sterben. Und Ihr seid doch gerade erst wieder zum Leben erwacht! «
»Genau deswegen«, erwiderte Davos, »um dies zu tun. Um Melisandre aus Asshai und ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. Warum sonst hätte mich das Meer wieder ausgespuckt? Ihr kennt die Schwarzwasser-Bucht so gut wie ich, Salla. Kein
vernünftiger Kapitän würde sein Schiff durch die Speere des Königs der Meerjungfrauen steuern und riskieren, sich den Rumpf aufzuschlitzen. Die Shayalas Tanz hätte nie in meine Nähe kommen dürfen.«
»Der Wind«, widersprach Salladhor Saan laut, »ein ungünstiger Wind, das ist alles. Der Wind hat sie zu weit nach Süden getrieben.«
»Und wer sandte den Wind? Salla, die Mutter hat zu mir gesprochen.«
Der alte Lyseni zwinkerte. »Eure Mutter ist tot ...«
» Die Mutter. Sie hat mich mit sieben Söhnen gesegnet, und dennoch habe ich es zugelassen, dass man sie verbrannte. Sie hat zu mir gesprochen. Wir haben das Feuer gerufen , sagte sie. Wir haben auch die Schatten gerufen. Ich habe Melisandre in die Höhlen unter Sturmkap gerudert und beobachtet, wie sie einen entsetzlichen Schrecken gebar.« Noch immer sah er es in seinen Albträumen, die hageren schwarzen Hände, die ihre Schenkel auseinanderdrückten, während sich dieses Wesen aus ihrem angeschwollenen Bauch befreite. »Sie hat Cressen getötet, und Lord Renly und einen tapferen Mann namens Cortnay Fünfrosen, und sie hat auch meine Söhne umgebracht. Jetzt ist es an der Zeit, dass irgendjemand sie tötet.«
» Irgendjemand «, sagte Salladhor Saan. »Ja, genau, irgendjemand. Aber nicht Ihr. Schwach wie ein
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