Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
die Finger nicht abgehackt.«
»Wie Ihr meint, Mylord.« Robert war ein anderer Mann als Stannis, das ist wohl wahr. Dieser Junge ähnelt ihm. Ja, und auch Renly . Dieser Gedanke machte ihn nervös.
Der Junge wollte gerade noch etwas hinzufügen, als sie
Schritte hörten. Davos wandte sich um. Ser Axell Florent kam den Gartenweg entlang, gefolgt von einem Dutzend Wachen in gestepptem Wams. Auf der Brust trugen sie das flammende Herz des Herrn des Lichts. Männer der Königin, dachte Davos. Erneut schüttelte ihn der Husten.
Ser Axell war klein und muskulös, hatte einen breiten, gewölbten Brustkorb, dicke Arme, O-Beine, und aus den Ohren wuchsen ihm Haare. Der Onkel der Königin diente schon seit einem Jahrzehnt als Kastellan auf Drachenstein und hatte Davos stets höflich behandelt, da er wusste, dass dieser die Gunst von Lord Stannis genoss. Jetzt jedoch lagen in seiner Stimme weder Höflichkeit noch Freundlichkeit. »Ser Davos, nicht ertrunken? Wie kann das sein?«
»Zwiebeln schwimmen oben, Ser. Seid Ihr gekommen, um mich zum König zu bringen?«
»Ich bin hier, um Euch in den Kerker zu werfen.« Ser Axell winkte seine Männer heran. »Ergreift ihn und nehmt ihm den Dolch ab. Er hat beabsichtigt, ihn gegen unsere Dame zu richten. «
JAIME
Jaime entdeckte das Gasthaus als Erster. Das Hauptgebäude drängte sich in einer Biegung des Flusses ans Südufer, und die langen, niedrigen Nebengebäude erstreckten sich entlang des Wassers, als wollten sie Reisende umarmen, die mit der Strömung flussabwärts zogen. Das Untergeschoss war aus grauem Stein, das obere aus weiß getünchtem Holz, das Dach war mit Schiefer gedeckt. Er sah auch Stallungen und eine von Wein überrankte Laube. »Aus den Schornsteinen kommt kein Rauch«, bemerkte er, während sie sich näherten, »und in den Fenstern brennt kein Licht.«
»Als ich zum letzten Mal hier war, hatte das Gasthaus noch geöffnet«, sagte Ser Cleos Frey »Die haben dort ein anständiges Bier gebraut. Vielleicht finden sich noch Reste davon im Keller.«
»Oder Menschen«, meinte Brienne. »Die sich verstecken. Oder Leichen.«
»Habt Ihr Angst vor ein paar Toten, Mädel?«, fragte Jaime.
Sie starrte ihn böse an. »Mein Name ist ...«
»... Brienne, ja. Würdet Ihr heute Nacht gern in einem Bett schlafen, Brienne? Das wäre sicherer, als hier draußen auf dem Fluss zu übernachten, und außerdem könnte es ratsam sein, herauszufinden, was dort geschehen ist.«
Sie gab ihm keine Antwort, einen Augenblick später jedoch legte sie die Ruderpinne um und lenkte das Boot auf den verwitterten Holzsteg zu. Ser Cleos beeilte sich, das Segel einzuholen. Als sie sanft am Steg anstießen, stieg er aus und vertäute
das Boot. Jaime kletterte hinterher, unbeholfen wegen der Ketten.
Am Ende des Bootsstegs hing ein abgeblättertes Schild an einem Eisenpfosten, auf das ein kniender König gemalt war, der die Hände zu einer Geste der Unterwerfung zusammenpresste. Jaime betrachtete es kurz und lachte lauthals. »Ein besseres Gasthaus hätten wir nicht finden können.«
»Gibt es hier etwas Besonderes?«, fragte das Mädchen misstrauisch.
Ser Cleos antwortete: »Das ist das Gasthaus zum Knienden Mann, Mylady. Es steht genau an jener Stelle, wo der letzte König des Nordens vor Aegon dem Eroberer niederkniete, um sich ihm zu unterwerfen. Das dort auf dem Schild soll er sein, nehme ich an.«
»Torrhen hatte seine Streitmacht nach dem Fall der zwei Könige auf dem Feld des Feuers nach Süden geführt«, erzählte Jaime, »aber als er Aegons Drachen und die Größe seines Heeres erblickte, wählte er den Pfad der Weisheit und beugte seine steifen Knie.« Er blieb stehen, weil irgendwo ein Pferd wieherte. »Pferde im Stall. Zumindest eins.« Und eins ist genug, um das Mädel abzuhängen. »Wollen wir nicht nachschauen, wer zu Hause ist, ja?« Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt Jaime klirrend über den Steg, lehnte eine Schulter an die Tür, drückte sie auf ...
... und sah sich Auge in Auge mit einer geladenen Armbrust. Dahinter stand ein stämmiger Junge von etwa fünfzehn Jahren. »Löwe, Fisch oder Wolf?«, verlangte der Junge zu wissen.
»Wir hatten auf Kapaun gehofft.« Jaime hörte, wie seine Gefährten hinter ihm herankamen. »Die Armbrust ist die Waffe eines Feiglings.«
»Trotzdem kann der Bolzen Euch das Herz durchbohren.«
»Vielleicht. Doch ehe du sie wieder geladen hast, hat mein Vetter schon deine Eingeweide auf dem Boden verteilt.«
»Jagt dem Knaben keine
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