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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Janni den Besucher ungläubig an und riss den Mund auf. Schon wollte auch sein Puls in die Höhe schnellen, doch er wusste, dass es ein Versehen sein musste.
    »Das muss ein Irrtum sein. Wir besitzen keine Million Rupien«, sagte er bedauernd. Fast hatte er Mitleid mit dem Mitarbeiter der Bank, der den ganzen Weg zu ihnen wegen eines Irrtums zurückgelegt hatte.
    Der Besucher beugte sich vor. »Es sind nicht eine Million Rupien, sondern eine Million Dollar«, flüsterte er, woraufhin Janni einen Laut ausstieß, als sei sie von einem Skorpion gebissen worden. »Und bevor Sie sagen, es ist ein Irrtum: Es ist keiner. Wir haben es überprüft. Das Geld wurde vor etwa zwei Wochen aus Europa auf ihr Konto überwiesen. Wir haben bei der überweisenden Bank nachgefragt, und die haben es überprüft. Empfänger ist Pradeep Kottayil. Das sind Sie!« Singh lehnte sich wieder zurück.
    Pradeep atmete tief durch. Janni starrte ihn an, als habe sie ein Gespenst gesehen.
    »Eine Million Dollar?«, wiederholte Pradeep, als wollte er sich vergewissern, dass er sich nicht verhört hatte.
    Der Mann von der Bank nickte. Einen Moment verharrte er auf seinem Hocker, dann öffnete er seine Aktentasche.
    »Der Empfänger hat einen Überweisungszweck angegeben, vielleicht hilft Ihnen dies.« Er holte eine Klarsichthülle hervor, in der ein ausgedruckter Kontoauszug lag. Dann las er ab: »Die ewige Lotterie dankt für Ihre Teilnahme.« Ratlos schaute er auf. »Sagt Ihnen das irgendetwas?«
    Pradeep kniff die Augen zusammen und nickte bedächtig, während er nach Jannis Hand griff.
    »Sie hatten recht«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Das ist kein Irrtum.«
    Seine Augen füllten sich mit Tränen.

82
    V ILLA C ELIERA , 1764
    Calzabigi durchschritt den Kreuzgang des Klosters, den Oberkörper leicht gebeugt, in der Hand den Brief.
    Der Plan für die päpstliche Lotterie war endlich vollendet. In den Wochen, seit Casanova ihn nach ihrer Audienz beim Heiligen Vater hier im Kloster abgesetzt hatte, hatte er sich mit jedem Tag und mit jeder durchwachten Nacht, die verging, mehr und mehr für den Plan der päpstlichen Lotterie begeistern können. Was er für mangelndes Geschick gehalten hatte – sein Bankrott in Brüssel, die Unwägbarkeiten der Berliner Lotterie –, all das musste Teil des Kampfes zwischen Gut und Böse gewesen sein. Er hatte das Schicksal stets nur auf Seiten der Loskäufer als Zünglein an der Waage gesehen, doch es hatte, ohne dass er es mitbekommen hatte, auch mit ihm gespielt. Und auch wenn er mittlerweile wegen der Verbreitung des Lottospiels zur Buße bereit war, so blieb seine wahre Schuld dem Heiligen Vater und dem Abt hier doch im Verborgenen. Seine Schuld gegenüber Marie und gegenüber dem armen Charles, dem durch seine Eifersucht zum zweiten Mal die Mutter genommen worden war. Auch wenn sein Mitwirken an der päpstlichen Lotterie die Schuld an der Veranstaltung von Glücksspielen tilgen würde, seine Sünde durch den Mord an Marie würde für immer bleiben.
    Am Morgen hatte er dem Abt, einem undurchsichtigen Greis, der Calzabigi Angst einflößte, ein Kästchen aus Zedernholz übergeben, das der Heilige Vater in seinem Auftrag hatte herstellen lassen. Dort hinein hatte er vier Kapseln gelegt, ähnlich denen, die in Berlin bei der Ziehung zum Einsatz kamen. Sie dienten als Vorlage für diejenigen, die zukünftig die Ziehung durchführen würden, denn es war damit zu rechnen, dass bei dieser Lotterie eine recht große Anzahl von Losnummern und somit auch Kapseln benötigt würden. Schließlich hatte er mit dem Abt die Anleitung für die Ziehung ein letztes Mal überarbeitet. Dann hatten sie gemeinsam die Kapseln in die Schatulle gelegt, und der Abt hatte mit feierlicher Miene zwei Briefe hervorgeholt und ihm einen davon überreicht. Den anderen hatten sie erst in einem Umschlag und dann im Kästchen mit einem Siegel eingeschlossen. Der Brief trug an einer Kordel eine schwere Bleibulle, auf deren Vorderseite der Name des Verfassers – Clemens Papa XIII – zu erkennen war. Auf der Rückseite war der Apostelstempel eingebracht. Calzabigi hatte sich in der Gegenwart des Abtes nicht getraut, den ihm überreichten Ablass näher zu studieren, sondern ihn demütig und mit der notwendigen Dankbarkeit in Empfang genommen.
    Er suchte jetzt im Innenhof des Klosters nach einem stillen Ort und fand ihn in dem mit Efeu berankten Pavillon, der die Mitte des Klostergartens bildete. Beim Gehen merkte er mit jedem Schritt die Höhe,

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