Das Los: Thriller (German Edition)
schaute auf den Scheck vor sich. »Und den Rest habt Verbeeck und du euch geteilt?«
»Drei für mich, drei für Verbeeck. Und ich habe mir erlaubt, Pradeep dieselbe Summe zu geben wie dir. Schätze, der wird damit einiges anstellen können in Mumbai.«
Henri ließ seinen Blick auf Trisha ruhen, als wolle er keine Sekunde ihrer Reaktion verpassen. Sie erwiderte seinen Blick, dann beugte sie sich vor und umarmte ihn.
»Danke!«, hauchte sie in sein Ohr.
»Dafür nicht«, entgegnete Henri, während er verlegen sein Sakko zurechtrückte. »Eine Gegenleistung erwarte ich allerdings.« Er räusperte sich und zeigte auf den Scheck.
»Und das wäre?«, fragte Trisha gespannt.
»Du begleitest mich auf die Bahamas. Eine Woche Sonne, getrennte Zimmer, ich zahle. Ich muss jetzt sehen, wie ich mein ganzes Geld loswerde, und dreizehn Jahre Einsamkeit sind genug.«
Trishas Miene verdüsterte sich einen Moment, dann aber konnte sie ihr Grinsen nicht länger zurückhalten.
»Das Opfer bringe ich«, sagte sie lachend.
»Dann auf unseren Urlaub!«, sagte Henri und hob die Plastikkokosnuss.
Trisha tat es ihm gleich. »Auf dich, Henri«, sagte sie und schaute ihm tief in die Augen. Während sie anstießen, verrutschte der Ärmel ihrer Bluse und gab den Blick auf ein paar Narben frei, die ein Wort bildeten.
»Was ich schon lange fragen wollte«, holte Henri aus und deutete auf ihren Unterarm. »Was steht dort?«
Trisha stellte das Getränk ab und drehte den Arm so zu Henri, dass er es lesen konnte.
Er betrachtete die vier Buchstaben und sagte laut das Wort, das sie zusammen bildeten: »Hope.« Dann nickte er anerkennend. »Das ist gut!«
»Was wären wir ohne Hoffnung?«, entgegnete Trisha und zwinkerte ihm zu.
Nachwort und Danksagung
Die Bezeichnung »Lotterie« ist abgeleitet von dem niederländischen Wort »loterij« und dieses wiederum von »lot«, was so viel wie »Anteil« bedeutet – »Anteil am Glück«. Übersetzt ins Deutsche heißt es »Los«. Ein Begriff, mit dem wir nicht nur den Teilnahmeschein einer Verlosung bezeichnen, sondern der in unserer Sprache auch als Synonym für »Schicksal« verwendet wird.
Das intensivste Glücksgefühl beim Lottospielen, sagen Glücksforscher, wird zwischen der Abgabe des Lottoscheins und der Ziehung empfunden. Während dieser Zeitspanne der Hoffnung kann der Spieler vom großen Gewinn träumen.
Lotto zu spielen bedeutet also vor allem auch, dass man sich Träumen hingibt. Und genauso wie Glücksspiele von dem Wechselspiel zwischen der schönen Illusion und der Realität leben, bewegt sich auch dieser Roman zwischen Fiktion und Wahrheit.
Giovanni Antonio Calzabigi gab es wirklich. An einem kalten Dezembertag im Jahre 1762 suchte er Friedrich den Großen in dessen Winterquartier in Leipzig auf und überzeugte ihn von seinen Plänen eines Lottospiels. Wenige Wochen später verkündete Friedrich der Große dem Volk die Regeln des neuen Glücksspiels. Das Original des sogenannten »Patent betreffend eine Königlich Preußische Lotterie« fand ich bei meinen Recherchen im Archiv der Deutschen Klassenlotterie in Berlin.
Dass Calzabigi als italienischer Abenteurer am Berliner Hof einen schweren Stand hatte, ist ebenfalls überliefert. Auch Marie Belangere entsprang nicht der Fiktion, sondern auch sie gab es wirklich. Sie lebte in Berlin an Calzabigis Seite und gab sich als dessen Gattin aus, obwohl sie es nicht war. Das Wissen darüber verdanken wir keinem Geringeren als Giacomo Casanova: Er beschreibt in seinen berühmten Memoiren ausführlich seinen Besuch beim alten Weggefährten Calzabigi in Berlin. Gemeinsam hatten beide einige Jahre zuvor in Paris eine Lotterie eingeführt. Casanova schildert in seiner Biografie aber auch die Krise der preußischen Lotterie. Just am Tage von Casanovas Ankunft erfährt ein niedergeschlagener Calzabigi, dass der König plant, die Lotterie abzusetzen. Ausführlich erzählt der venezianische Herzensbrecher von seinem Zusammentreffen mit Friedrich II. im Garten des Schlosses Sanssouci, bei dem sie sich auch über Calzabigis Lotterie unterhielten. Außerdem berichtet Casanova über seine vertraulichen Gespräche mit Marie Belangere, bei denen sie ihm ihren Kummer offenbarte und ausgiebig über ihre Rolle als falsche Ehefrau an Calzabigis Seite in Berlin klagte.
Dieses Buch wäre allerdings kein Roman, hätte der Autor nicht diese wahre Rahmenhandlung mit reichlich Fantasie aufgefüllt. Auch wenn es berechtigte Spekulationen gibt, dass Casanova
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