Das Los: Thriller (German Edition)
Latein ist ein wenig eingerostet, aber wenn mich nicht alles täuscht, dann handelt es sich hierbei um einen Indulenzbrief«, erklärte der Notar und schüttelte erneut seinen Kopf.
»Indulenzbrief? Was soll das denn sein?«, fragte Fields erregt. »Ich kenne den Begriff nicht. So etwas wie eine Anleihe? Steht dort, wo ich sie einlösen kann?« Er war sichtlich ungehalten.
»Nein«, entgegnete Aurelio. »Ein Indulenzbrief ist ein Ablass. Dies scheint ein vollkommener Ablass von allen zeitlichen Sünden zu sein. Und unterzeichnet ist er von Papst Clemens XIII. höchstpersönlich. Hier unten steht es: Dato da Castel Gandolfo, il giorno 26 luglio 1764, settimo anno del Nostro Pontificato. «
Fields hielt es nicht länger auf seinem Sitz. Er sprang auf und riss dem überraschten Notar das Dokument aus den Händen.
»Was heißt Ablass? Wo ist mein Preis von unermesslichem Wert!? «, brüllte er, während ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. Er schlug mit der freien Hand gegen das Blatt Papier. »Was soll ich damit anfangen?«
Plötzlich begann Verbeeck neben ihm zu lachen. Erst leise und unterdrückt, dann schallend laut. Trisha fand, dass es ein bisschen irre klang. Fields warf irritiert den Kopf herum.
»Es gibt einen Gott!«, rief Verbeeck prustend und reckte die Arme in den Himmel. »Ein Ablass für den größten Finanzhai der Menschheitsgeschichte! Was für eine Ironie des Schicksals!« Er schüttelte sich. »Danke, dass ich dabei sein durfte!«
Carter Fields verzog das Gesicht, als erleide er einen Krampf, dann schleuderte er das Dokument gegen Verbeecks Kopf, von wo es in dessen Schoß fiel.
»Sie werden einen Ablass wohl besser gebrauchen können als ich, Sie kriminelle Ratte! Nehmen Sie diesen Wisch!«
Fields fuchtelte mit den Armen herum, dann erhob er drohend die Faust gegen den Notar. »Das ist Betrug! Ein einziger Betrug!«, brüllte er. »Sie werden von meinem Anwalt hören. Sie alle!«
Er bedachte auch Trisha mit einem zornigen Blick. Dann machte er auf der Stelle kehrt, trat gegen den Stuhl vor sich, der nur wenig nachgab, und humpelte unter offensichtlichen Schmerzen zur Tür. Als er sie aufgerissen hatte, drehte er sich um, zeigte mit dem ausgestreckten Finger, vor Wut bebend, auf die Anwesenden und verließ das Büro. Laut knallend schlug er die Tür zu. Der Notar sank schweißgebadet in sich zusammen, während Verbeeck noch immer vor Lachen nach Luft schnappte, den Ablass in die Hand nahm und ihn zu studieren begann.
Trisha ergriff ihre Handtasche, die noch immer an dem runden Tisch stand, und schlich von den anderen unbemerkt zur Tür. Ihr Los war ein anderes.
80
N EW Y ORK C ITY , EINIGE W OCHEN SPÄTER
Carter saß an der kleinen Küchenbar und aß Müsli. Die Ärzte hatten ihm nach der Operation ein strenges Ernährungsprogramm empfohlen. Plötzlich klingelte es an der Tür. Es war ein schrilles, fast schreiendes Klingeln, wie es in den billigen Mietshäusern in den Washington Heights üblich war.
Carter erhob sich und ging mit schwerfälligen Schritten zur Tür. Noch immer spannte die Operationsnarbe bei jeder Bewegung. »Wer ist da?«, rief er durch die geschlossene Tür.
»Ich bin’s, Hamilton. Machen Sie auf, Fields.«
Carter entfernte seufzend die Vorhängekette und öffnete die Tür.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte er resignierend, während er zurück in die Küche schlurfte, ohne sich um seinen Besucher zu kümmern.
Hamilton schloss die Tür und folgte ihm.
»Wenn Sie sich an einem Ort verstecken wollten, wo sich keiner hintraut, dann ist Ihnen das gelungen«, sagte Hamilton spöttisch.
Carter hatte wieder vor seinem Müsli Platz genommen und schaufelte eine Ladung in seinen Mund. »Auch Müsli?«, fragte er und hielt die Packung in die Höhe.
Hamilton schüttelte den Kopf und baute sich vor ihm auf.
»Marc Boulvier«, sagte Hamilton nach einer kurzen Pause.
»Carter wischte sich mit dem Handrücken etwas Milch vom Mund. »Ich wusste, dass er keine Eier in der Hose hat«, bemerkte er.
»Er sagte mir, wo ich Sie finde. Und dass Sie sich hier von einer Operation erholen. Wie man hört, investieren Sie jetzt auch in Körperorgane.«
Carter lächelte erschöpft. »Ich handele nur mit Nieren – und auch nur in eigener Sache«, bemerkte er.
»Welchem armen Kerl haben Sie die aus dem Leib gerissen?«, fragte Hamilton scharf.
Carter schlürfte eine weitere Portion Müsli von seinem Löffel. »Sind Sie deshalb hier – nur um mich zu beleidigen?«
Hamilton
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