Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
tippte ihr auf die Nasenspitze. »Um keine falschen Schlüsse zu ziehen.«
»Das hättest du verhindern können, indem du von Beginn an mit offenen Karten gespielt hättest.«
Er zuckte mit den Achseln. »Am Anfang ging es zwischen uns ja nur um Sex.«
»Und jetzt nicht mehr, sondern um …?« Sie verstand diesen Mann einfach nicht und trotzdem ebbte ihre Verärgerung langsam ab. Vielleicht weil er so erbärmlich vor ihr stand, wie sie sich fühlte. Er wirkte nicht, als würde er triumphieren, als hätte er erreicht, was er wollte. Wusste er überhaupt, was das war? »Ja, um was?«
Verlegen fuhr er sich durch die Haare. »Komm, wir setzen uns in deinen Wagen. Ich möchte nicht, das jemand mithört.«
Val wollte protestieren, einfach nur aus Trotz, damit er nicht schon wieder seinen Willen bekam. Doch damit lief sie Gefahr, dass er ihr nichts erzählte. Sie kramte den Autoschlüssel hervor, öffnete die Türen und setzte sich auf die Fahrerseite. Nachdem Rhys neben ihr Platz genommen hatte, nickte sie ihm auffordernd zu. »Nun?«
Er verschränkte die Arme vor dem Brustkorb, als müsste er sich vor seinen eigenen Worten schützen. »Sie war meine Schwester!«
»Deine …?« Valentine traute ihren Ohren kaum.
Während sein Blick nach innen gerichtet schien, flüsterte er: »Ich trage die Schuld an ihrem Tod.«
»Das glaube ich nicht.« Schließlich hatte sie bei ihrer Recherche erfahren, dass Lana sich das Leben genommen hatte. Oder stimmten die Informationen nicht?
»Durch mich ist sie in Kontakt mit SM gekommen.« Er war so angespannt, dass die Muskelstränge seitlich an seinem Hals hervortraten. »Sie entdeckte die Lust am Masochismus für sich. Nach einer Weile lernte sie Philipp kennen, einen kultivierten Dominus, der nicht nur ihren Schoß eroberte, sondern auch ihr Herz.« Bitter lächelnd erklärte er: »So poetisch hatte sie das ausgedrückt.«
Das kam Val bekannt vor. Hatte Philipp Lanas Liebe ebenso zurückgewiesen wie Rhys ihre? Unruhig tippte sie immer wieder mit ihrer Schuhspitze gegen die Ecke der Schmutzmatte, die sich nach oben wölbte.
»Sie heirateten und lebten eine Form von SM aus, die intensiver war, als sie üblicherweise praktiziert wird. Nicht vierundzwanzig Stunden an sieben Tagen in der Woche, aber nah dran. Alles war perfekt.« Er wirkte, als müsste er sich sammeln, und machte eine Pause. »Bis eines Tages Polizisten vor Lanas Tür standen. Sie ahnte schon, dass etwas Schreckliches passiert war. Ich spürte es auch, denn ich hielt mich an diesem schwarzen Tag zufällig bei ihr auf, in dem Haus, das du schon kennst.«
Angespannt ballte Val ihre Hände zu Fäusten und drückte sie auf ihren Magen. Wollte sie das Ende der Geschichte wirklich hören?
»Die Cops teilten ihr mit, dass Philipp bei einem Autounfall gestorben war. Junge Kerle veranstalteten illegale Rennen durch die Innenstadt, ohne Rücksicht auf Verluste. Einer von ihnen rammte Philipps Fahrzeug. Beide waren sofort tot.«
»Oh, mein Gott!« Um sich ihm weiter zuzuwenden, stützte sich Val auf dem Armaturenbrett ab. Als sie ihre Hand wieder wegnahm, blieb ihr Abdruck im Staub zurück.
»Lana brach zusammen. Sie aß nichts mehr, duschte nicht mehr und verlangte, dass die Fensterläden den ganzen Tag über geschlossen blieben.« Rhys’ Blick war auf die Windschutzscheibe gerichtet. Er hatte, das war Val klar, den Tod seiner Schwester noch nicht verarbeitet. »Nichts und niemand konnte sie aus diesem Loch herausholen, nicht einmal ich, der ihr so nah stand wie niemand sonst, außer Philipp natürlich.«
Val sah, wie sehr ihn die Vergangenheit noch immer quälte, und wünschte sich, ihn trösten zu können, aber ihr fielen nicht die passenden Worte ein. Und sie war noch nicht so weit, ihn wieder in die Arme zu nehmen. Daher schwieg sie und schlang nur die Finger in seine.
»Wusstest du, dass Las Vegas die höchste Selbstmordrate in den USA hat?« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort: »Meine Schwester wurde eines Nachts zu einem Teil dieser Statistik. Ich fand sie erhängt am Treppengeländer vor.«
Also stimmte die Berichterstattung doch. Allerdings hatten die Gazetten Lanas Neigung in den Mittelpunkt gerückt. In Wahrheit war sie an ihrem gebrochenen Herzen zugrunde gegangen.
»Sie hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen, oder so etwas Ähnliches. Mit ihrem eigenen Blut hatte sie auf den Spiegel in ihrem Ankleidezimmer geschrieben: Ich folge meinem Meister in den Tod .« Rhys rümpfte die Nase.
Weitere Kostenlose Bücher