Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
Hans vor Kälte eine Gänsehaut. »Aurora, ich finde, du solltest das Haus deines Vaters als Londoner Adresse wählen und das hier verkaufen.«
»Nein, Onkel Hans, mir gefällt es!« Aurora tänzelte in den Salon zurück und deutete in Richtung Schreibtisch. »Was ist das?«
»Ein ziemlich altes Grammofon.« Hans und Grania schmunzelten. »Früher hat man darauf Platten abgespielt.«
Aurora entdeckte die verstaubte Vinylscheibe auf dem Plattenteller. » Schwanensee ! Schau, Grania! Vielleicht hat meine Großmutter Anna, eine berühmte Ballerina, sie als letzte gehört, Onkel Hans.«
»Möglich. Ich glaube, wir haben alles gesehen, was es hier zu sehen gibt.« Hans machte sich auf den Weg zur Tür. »Ein interessantes Objekt für Makler. Es liegt in einer guten Gegend, und man könnte drei oder vier große Wohnungen daraus machen. Es ließen sich Millionen dafür erzielen.«
»Onkel Hans, würde es viel kosten, es ein bisschen freundlicher zu gestalten, damit wir während meiner Zeit in der Ballettschule alle hier wohnen können?«
»Ja, sogar sehr viel.«
Aurora verschränkte die Arme vor der Brust. »Habe ich genug Geld dafür?«
»Ja, aber ich würde dir nicht raten, es dafür auszugeben. Du hast doch ein sehr gemütliches Haus in Kensington.«
»Nein, ich möchte hier leben.« Auf der Schwelle wandte Aurora sich Grania zu. »Wie siehst du das, Mummy? Schließlich betrifft es dich auch.«
»Es ist ein wunderschönes altes Haus, Aurora, und natürlich würde ich gern mit dir darin leben. Aber wie Onkel Hans ganz richtig sagt, wäre es vermutlich vernünftiger, es zu verkaufen.«
»Nein«, beharrte Aurora. »Ich will es behalten.«
Sie verließen Cadogan House und fuhren mit dem Taxi zurück zum Claridge’s. Bei Tee und Gebäck wies Aurora Hans an, alles Nötige für die Renovierung zu veranlassen. »Wir können in Daddys Haus in Kensington wohnen, bis es fertig ist. Oder, Grania?«
»Wenn du dir das wünschst.«
Granias Handy klingelte.
»Entschuldigung.« Grania trat ins Foyer, um ungestört zu sein.
»Hallo, Schatz, wie geht’s? Habt ihr euch das Haus angeschaut?«
»Ja. Es ist riesig und muss von Grund auf renoviert werden, aber Aurora hat beschlossen, dass sie dort wohnen möchte.«
»Und das Vortanzen bei der Royal Ballet School gestern?«
»Aurora meint, es wäre gut gelaufen, doch die endgültige Entscheidung fällt erst in etwa einer Woche.«
»Und du?«
»Alles in Ordnung, Matt. Du fehlst mir.«
»Du mir auch. Nur noch ein paar Tage, dann bin ich bei euch.«
»Bist du sicher, dass du das möchtest, Matt?«
»Ja. Ich kann’s gar nicht erwarten, von New York wegzukommen und mir ein neues Leben mit euch aufzubauen. Drück Aurora von mir.«
»Gern.«
»Grania?«
»Ja?«
»Du machst nicht noch im letzten Augenblick einen Rückzieher, oder? Ich möchte nicht alles aufgeben und in drei Monaten, wenn mein Visum für Großbritannien ausläuft, feststellen, dass du mich nun doch nicht heiraten willst.«
»Ich überlege es mir nicht anders, Matt«, versprach Grania. »Mir bleibt sowieso nichts anderes übrig, weil sie dich sonst aus dem Land werfen.«
»Genau. Ich liebe dich, Schatz. Bis bald.«
»Ich liebe dich auch, Matt.« Grania verstaute den Apparat in ihrer Handtasche und kehrte zu Hans und Aurora zurück.
Sie waren ein Jahr lang zwischen New York und Irland hin und her gependelt, um ihr neues gemeinsames Leben zu planen. Die Entscheidung war gefallen, als Aurora verkündet hatte, sie wolle sich um einen Platz an der Royal Ballet School bewerben, die sich in Richmond Park, ein wenig außerhalb von London, befand.
Granias Ausstellung drei Monate zuvor war ein so großer Erfolg gewesen, dass sie sich immer öfter in London aufgehalten hatte. Matt hatte eine Stelle als Psychologiedozent am King’s College gefunden. In den langen Ferien wollten Matt und Aurora nach Dunworley in das renovierte Haus zurückkehren. Grania konnte dort im Atelier arbeiten und Aurora Zeit bei ihrer irischen Adoptivfamilie und ihren geliebten Tieren verbringen.
Grania wusste, was Matt durch seine Übersiedlung von New York aufgab, aber er selbst hielt London für den idealen Kompromiss. Dort wären sie beide auf neutralem Gebiet.
»Ich habe Onkel Hans gerade gesagt, dass wir Daddys Haus in Kensington verkaufen könnten, sobald Cadogan House hergerichtet ist. Dann käme das Geld für die Renovierung wieder herein«, erklärte Aurora.
»Ganz der Vater«, bemerkte Hans. »Für ihre zehn Jahre besitzt
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