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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Sachen beim Wirt bestellt. Als er mich gefragt hat, ob ich auch bezahlen könnte, habe ich ihm eine Goldmünze gezeigt, und er wollte draufbeißen, um zu sehen, ob sie auch echt ist. Und dann hat er zu mir gesagt: ›Die Münze gehört jetzt mir. Ruf doch die Wachen des Heiligen Vaters und zeig mich an, wenn du erklären kannst, woher du dieses Gold hast. Dir sieht man doch schon von Weitem an, dass du eine Diebin bist. Und jetzt verschwinde.‹ Dann lachte er los, und wir haben ihn die ganze Zeit noch lachen hören, während wir wegliefen …«
    »So ein verfluchter Schuft!«, rief Zolfo aus.
    Mercurio starrte ihn an. »Und was wollt ihr jetzt von mir?«
    Benedetta schaute ihn beinahe überrascht an. »Ich …«, stammelte sie.
    »Wir …«, sagte Zolfo ebenso unsicher.
    Mercurio sah sie schweigend an.
    »Du musst uns helfen«, sagte Benedetta schließlich.
    »Ja, hilf uns«, schloss sich Zolfo ihr an.
    »Und warum sollte ich das tun?«, fragte Mercurio.
    Die drei schauten betreten zu Boden. Eine Weile war es still.
    »Gehen wir«, sagte Benedetta schließlich. »Wir haben uns wohl geirrt.«
    Mercurio sah sie weiter schweigend an. Sie kamen ihm vor wie die wilden Hunde, die er tief in der Nacht durch die Straßen Roms streunen sah. Nichts als Haut und Knochen, ständig wachsam, und beim geringsten Laut stellten sie die Ohren auf und nahmen schon vor einem Schatten Reißaus. Und ebenso wie diese Straßenköter schienen die drei oft die Zähne zu blecken in der Hoffnung, für Raubtiere gehalten zu werden. Dabei hatten sie nur Angst, dass man mit Steinen nach ihnen werfen würde. Mercurio wusste genau, was sie fühlten, denn er hatte oft genug dasselbe empfunden.
    »Wartet«, sagte er, als die drei sich zum Gehen wandten. »Wer war denn dieser Wirt, der euch das Goldstück gestohlen hat?«
    »Warum interessiert dich das?«, fragte Benedetta.
    Mercurio lächelte. Vielleicht hatte er einen Weg gefunden, wie er sie zum Bleiben überreden konnte, ohne sich eine Blöße zu geben. »Mir ist das egal. Aber es wäre schon ein Spaß, sich etwas zu überlegen, um es ihm heimzuzahlen.«
    »Darüber müssen wir erst mal nachdenken«, zierte sich Benedetta.
    »Kommt mit, ihr könnt heute Nacht hier schlafen!«, sagte Mercurio und ging auf den Eingang zu seinem Unterschlupf zu. »Aber damit das klar ist, ich helfe euch bloß, die Münze wiederzubekommen, danach trennen sich unsere Wege.«
    »Ich bin froh, dass du das sagst«, entgegnete Benedetta schnippisch, »ich hab nämlich nicht die geringste Lust, für noch einen Knirps das Kindermädchen zu spielen.«
    Mercurio lachte und zeigte auf den Eingang: »Die Damen zuerst.«
    Drinnen sperrten die drei Neuankömmlinge verwundert die Augen auf, als sie das Gerüst sahen.
    »Was ist denn da hinter dem Vorhang?«, fragte Zolfo.
    »Kümmere dich um deinen eigenen Kram«, sagte Mercurio und kletterte die Leiter hoch. »Und vergiss nicht, das hier ist mein Platz.«
    »Das ist ein Abwasserkanal, hier stinkt es nach Scheiße. Wer will schon in der Scheiße leben?«, erwiderte Benedetta, während sie ihm hinauffolgte.
    »Ich«, erwiderte Mercurio.
    »Von mir aus kannst du hier unten auch ersaufen«, murmelte Benedetta.
    »Sag das nie wieder!«, herrschte Mercurio sie mit aufgerissenen Augen an.
    Benedetta wich erschrocken einen Schritt zurück, sodass die Plattform schwankte. Die beiden anderen waren still.
    »Was zum Teufel hat mich da bloß geritten«, knurrte Mercurio, während er sich wieder zu beruhigen versuchte. Er schlüpfte unter eine Decke. Die zweite warf er den anderen zu. »Teilt sie euch, etwas anderes gibt es nicht. Aber bleibt mir vom Leib.«
    Benedetta breitete das Stroh aus und zeigte Zolfo und Ercole, wo sie sich ausstrecken konnten. Dann legte sie sich ebenfalls hin. »Machst du die Fackel nicht aus?«, fragte sie Mercurio.
    »Nein«, sagte er.
    »Hast du etwa Angst vor der Dunkelheit?«, sagte Benedetta und kicherte spöttisch.
    Mercurio gab keine Antwort.
    »Ercole hat keine Angschd vorm Ddunkeln«, verkündete der Schwachsinnige stolz wie ein kleines Kind.
    »Halt’s Maul!«, mahnte ihn Zolfo.
    Eine verlegene Stille machte sich breit. Man hörte nur noch das Zischen der Fackel und das hastige Getrappel der Ratten in den Kanälen.
    »Ich hasse ihre verfluchten kleinen Dreckspfoten«, sagte Mercurio nach einer Weile, und es klang, als spreche er mehr zu sich selbst. »Vor drei Monaten ist der Fluss plötzlich angeschwollen …«, begann er leise zu erzählen. Der Stille

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